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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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den bekommt man am Wochenende nie vor eins oder zwei aus dem Bett.«
    »Na, dann fangen wir mit Ihnen an«, entschied Wünnenberg großzügig.
    »Geht es um die Sache mit Peter heute Nacht?«, wollte Fred wissen.
    »Ja, wir brauchen von allen Hausbewohnern eine Aussage. Das ist reine Routine. Wir wollen möglichst genau rekonstruieren, was passiert ist und wer sich zum fraglichen Zeitpunkt wo aufgehalten hat«, erklärte Wünnenberg. »Wo waren Sie gestern Abend?«, wandte er sich an Jörg Schwartz.
    »Oh, ich kann Ihnen da überhaupt nicht weiterhelfen. Ich bin erst heute Vormittag nach Hause gekommen.«
    »Wo waren Sie denn?«
    »In Kempten. Ich bin zur Zeit bei der Bundeswehr und durfte erst heute Vormittag heimfahren.«
    »Und Sie?«, fragte Wünnenberg an Fred gerichtet.
    »Ich war gestern hier.«
    »Den ganzen Abend?«
    »Ja, ich habe mit meiner Mutter ferngesehen. Da kam die Fortsetzung von einem Film, den ich unbedingt sehen wollte.«
    »Und danach?«
    »Danach hat meine Mutter eine Tasse Kakao gekocht, und dann sind wir alle schlafen gegangen.«
    »Was hat Ihr Vater den Abend über gemacht?«
    »Der ist wieder total spät von der Arbeit nach Hause gekommen und hat erst um neun Uhr zu Abend gegessen. Dann hat er sich in sein Arbeitszimmer gesetzt und Berichte getippt, weil er den Tag über ja noch nicht genug gemacht hat.« Der Junge schnitt eine Grimasse.
    »Haben Sie in der Nacht irgendetwas gehört?«
    »Nein, ich habe überhaupt nichts mitbekommen. Papa hat es mir am Morgen erzählt, bevor er und Mama weggefahren sind.«
    »Weggefahren?«, fragte Wünnenberg mit gerunzelter Stirn.
    »Ja, sie sind mal wieder nach Kassel gereist. Das machen sie in letzter Zeit ständig, weil dort ein alter Großonkel lebt, dem es nicht gut geht und der betreut werden muss.«
    »Sooosooo«, brummte Wünnenberg langgezogen. »Gibt es dort zumindest ein Telefon?«
    »Ich kann Ihnen Papas Handynummer geben«, bot der Junge hilfsbereit an.
    »Ja, das wäre gut.«
    »Dann ist es jetzt wohl an der Zeit, Dominik klarzumachen, dass er sich von seinem Kopfkissen verabschieden muss«, meinte Stellfeldt. »Wo finden wir ihn?«
    »Gleich dort drüben.« Jörg nickte zu einer Tür, die der Küche gegenüber lag.
    Die Beamten klopften und traten ein. Das Zimmer war nicht abgedunkelt, was seinen Bewohner jedoch nicht am Schlafen hinderte. Der Raum war klein, wirkte aber durch seine enorme Höhe nicht so. Außerdem hatte ein findiger Kopf diese Gegebenheit erkannt und ein Hochbett gebaut, dessen Stelzenbeine so lang waren, dass der Platz darunter aufrechtstehend genutzt werden konnte. Die Zweckmäßigkeit bewirkte daneben aber auch, dass der so hoch gelegene Schlafbereich eine gewisse Intimität ausstrahlte. Ganz so, als wolle das Bett seinen Bewohner vor ungebetenen Blicken schützen. Auf dem Fußboden sah es chaotisch aus. Überall lagen zusammengeknüllte Kleidungsstücke herum. Die Wände waren mit Kinoplakaten verziert. Außerdem zeugten eine selbstgebastelte Hellebarde und ein überdimensionales Schwert von Dominiks Hang zu Rollenspielen. Sogar ein alter, löchriger Umhang mit Kapuze war an die Wand genagelt. Was Wünnenbergs Blick jedoch sofort auf sich zog, war der skelettierte Kopf eines Tieres. Er tippte auf eine Kuh. Die jungen Leute hatten schon eigenartige Vorstellungen von Wandschmuck.
    »Was ’n los?«, ertönte es gereizt von oben aus dem Bett herab.
    »Hallo Dominik. Mein Name ist Wünnenberg, und das ist mein Kollege Stellfeldt. Wir haben uns vor ein paar Stunden schon einmal kurz unterhalten.«
    »Was wollen Sie? Ich hab Ihnen doch heute Nacht schon alles gesagt«, maulte der Junge.
    »Weißt du, die Dinge haben sich in der Zwischenzeit geändert. Deswegen müssen wir dir noch ein paar Fragen stellen. Es geht doch in Ordnung, wenn ich du sage?«
    »Wieso, was hat sich denn geändert?«, erklang es gelangweilt aus dem Bett.
    »Komm doch bitte erst mal von da oben runter. Es unterhält sich so schlecht, wenn man noch im Bett liegt.«
    Als Antwort kam nur ein Stöhnen. Aber gerade als Wünnenberg seiner Bitte in einem schärferen Ton Nachdruck verleihen wollte, knarrte das Bett leise. Dominik wühlte sich aus seiner Decke und kletterte die Leiter hinab. Er hatte einen alten ausgebeulten Schlafanzug an, der nicht mehr so recht zum Erscheinungsbild des jungen Erwachsenen mit seinen langen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haaren passen wollte.
    »Was ist denn jetzt so anders als heute Nacht?«, forderte der Junge erneut zu

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