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Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition)

Titel: Die vergessenen Schwestern (Hackenholts erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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eine alte Kommode, auf der ein gut zwei Meter hoher Spiegel thronte. Die Wände der Diele und des sich anschließenden langen Flurs wurden von alten bronzenen Wandkerzenhaltern verziert, die in regelmäßigen Abständen angebracht waren. Offensichtlich dienten sie nicht nur der Dekoration, sondern wurden auch benutzt, da sie mit halb abgebrannten Kerzen bestückt waren. Zwischen den Kerzenhaltern hingen alte Portraits, wie man sie in einer Ahnengalerie erwarten würde. Auf der anderen Seite stand ein steinerner Putto, der aussah, als sei er, samt Podest, direkt aus einem Schlossgarten in die Wohnung gekommen. Für Wünnenberg war das eindeutig zu viel des Guten.
    Sophie Rhom hatte das Mienenspiel des Ermittlers beobachtet. »Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Leisten Sie mir Gesellschaft bei einer Tasse Tee?«
    Wünnenberg lehnte kategorisch ab. Für ihn gab es keine Alternative zum Kaffee.
    »Gehen Sie doch schon mal ins Esszimmer und setzen Sie sich, ich bin gleich da.« Sie wies mit der Hand auf eine Tür.
    Wünnenberg folgte der Aufforderung und sah sich um. Noch mehr alter Plunder. Das Irritierendste aber war ein Plüschelch in Menschengröße, der am Kopfende des Esstisches, genau der Tür gegenüber, saß und ihn anstarrte. Wünnenberg schüttelte resigniert den Kopf. War das ein Haus voller Exzentriker?
    »Waren Sie heute Nacht zu Hause, Frau Rhom?«, eröffnete Wünnenberg das Gespräch.
    Sophie Rhom sah ihn verblüfft an. Wünnenberg hatte den Eindruck, dass sie ihn gleich fragen würde, was ihn das anging, aber sie schluckte die scharfe Erwiderung hinunter und sagte schlicht: »Nein.«
    »Herr Siebert ist heute Nacht hier im Haus zu Tode gekommen.«
    »Peter Siebert?«
    »Er wurde ermordet.«
    »Peter Siebert wurde umgebracht?« Ihre Stimme klang, als wäre sie sich völlig sicher, dass Wünnenberg ihr einen Bären aufbinden wollte.
    »Ja.« Die knappe Antwort machte klar, dass er es ernst meinte.
    »Ich fasse es nicht! Hat also doch endlich jemand dem Mistkerl den Hals umgedreht«, sagte sie kopfschüttelnd.
    Wünnenberg setzte sich schlagartig aufrecht hin. »Was meinen Sie damit?«
    »Ach«, winkte Frau Rhom ab, »wissen Sie, ich halte nicht viel davon, dass man nichts Schlechtes über Tote sagen soll.« Es war eine Feststellung, keine Verteidigung. Die Frau schien völlig unbekümmert zu sein – oder sie war eiskalt.
    »Bitte beantworten Sie meine Frage. Was haben Sie mit Ihrer Aussage gemeint?«
    Frau Rhom zuckte mit den Schultern. »Jetzt legen Sie nicht jedes Wort auf die Goldwaage«, versuchte sie abzuwiegeln. »Peter Siebert war ein Mistkerl.« Als hätte sie die plötzliche Anspannung der beiden Beamten bemerkt, schien sie nun auf der Hut zu sein.
    »Inwiefern?«, schaltete sich nun Stellfeldt in das Gespräch ein.
    »Peter hat glaubt, er wäre der Nabel der Welt. Er hat immer nur seine eigene Meinung gelten lassen, war rücksichtslos, bloß auf seinen eigenen Vorteil bedacht und hat andere gerne untergebuttert. Er war einfach das, was man sich unter einem Macho vorstellt. Nach dem Motto: Nur Männer machen alles richtig, und Frauen sollten am besten gar keine Meinung äußern dürfen. Reden Sie mal mit den anderen im Haus. Jede der Frauen hat zu spüren bekommen, was er von ihr hielt. Natürlich hat er vorne herum immer freundlich gegrinst, aber hinten herum, was meinen Sie, was da gelaufen ist! Ich war die Einzige, die sich offen mit ihm angelegt hat. Daraufhin hat er mit mir im letzten halben Jahr quasi nicht mehr gesprochen, weil er genau wusste, dass ich ihm Kontra gebe.«
    »Aber deswegen bringt man doch keinen um«, versuchte Stellfeldt Frau Rhom aus der Reserve zu locken.
    »Stimmt«, gab sie freimütig zu. »Dafür würde ich keinen umbringen, aber ich bin mir sicher, dass Sie bei Peter Siebert ein paar Leichen im Keller finden werden. Und wehe, wenn Sie das jetzt auch wieder wörtlich nehmen«, fügte sie an Wünnenberg gewandt hinzu.
    »Wofür würden Sie denn einen Mord begehen?«, gab er zurück.
    »Keine Ahnung, ich war noch nicht in der Lage, das entscheiden zu müssen.«
    »Soso. Und wo waren Sie dann gestern Abend?«
    In Frau Rhoms Augen blitzte es auf. »Ich habe heute Vormittag für Frau Sunders gearbeitet und die Nacht im Haus ihrer Eltern verbracht. Es wird für Sie sicher kein Problem sein, das nachzuprüfen.« Sie notierte ihnen Frau Sunders Handynummer.
    Nachdem Wünnenberg und Stellfeldt gegangen waren, setzte sich Sophie auf das Sofa und grübelte über ihr

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