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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wie Ungeziefer!«
    »Paß auf, was du sagst, Zwerg!« gab Cassius zurück und griff langsam nach dem Knauf seines Schwertes. Die Zwerge bezogen um ihren Anführer Aufstellung, während sich Cassius' Männer an seine Seite stellten.
    Doch auf einmal ertönte klar und deutlich eine dritte Stimme. »Paß auf, was du sagst, Cassius«, warnte Agorwal aus Termalaine. »Ich hätte das gleiche mit Kemp gemacht, wenn ich so viel Mut hätte wie der Zwerg!« Er zeigte in den Norden. »Der Himmel ist klar«, brüllte er, »doch ohne den Dunkelelfen wäre er schwarz von dem brennenden Termalaine!« Der Sprecher aus Termalaine und seine Gefährten stellten sich zu Bruenors Männern. Zwei von ihnen hoben Drizzt behutsam vom Boden auf.
    »Fürchte nicht um deinen Freund, mutiger Zwerg«, sagte Agorwal. »In meiner Stadt wird er gut gepflegt werden. Niemals werden ich und meine Mitbewohner in Termalaine ihn aufgrund seiner Hautfarbe und des Rufs seiner Rasse mit Vorurteilen belasten!«
    Cassius war außer sich. »Entferne deine Soldaten vom Boden Bryn Shanders!« schrie er Agorwal an, aber das war eine leere Drohung, denn die Männer aus Termalaine waren längst gegangen.
    Beruhigt und zufrieden, daß sich der Dunkelelf in guten Händen befand, suchten Bruenor und seine Sippe das Schlachtfeld nach weiteren Gefährten ab.
    »Das werde ich nicht vergessen!« schrie ihm Kemp von weit unten am Hügel zu.
    Bruenor spuckte in die Richtung des Sprechers aus Targos und fuhr unbeeindruckt mit seiner Suche fort.
    Und so kam es, daß das Bündnis der Bürger von Zehn-Städte genauso lange währte wie ihr gemeinsamer Feind.

Nachwort
    Überall am Hügel bewegten sich die Fischer von Zehn-Städte zwischen ihren gefallenen Kameraden und nahmen die wenigen brauchbaren Dinge mit, die die Barbaren bei sich trugen. Die noch am Leben waren, töteten sie.
    Doch bei diesem Gemetzel auf dem blutigen Schlachtfeld erhob sich ein Finger der Gnade. Ein Mann aus Gutanger wälzte einen bewußtlosen jungen Barbaren auf den Rücken und wollte ihn mit seinem Dolch erledigen. Bruenor kam zufällig vorbei und erkannte in dem Jugendlichen den Fahnenträger wieder, der ihm den Helm verbeult hatte. Entschlossen hielt er den Fischer auf. »Töte ihn nicht! Er ist doch nur ein Junge, der sich nicht bewußt war, was er und sein Volk getan haben.«
    »Pah!« schnaubte der Fischer. »Welche Gnade hätten diese Hunde unseren Kindern erwiesen, frage ich dich? Mit einem Fuß ist er sowieso schon im Grab!«
    »Dennoch bitte ich dich, ihn in Ruhe zu lassen!« knurrte Bruenor. Seine Axt baumelte ungeduldig an seiner Schulter. »In der Tat bestehe ich sogar darauf!«
    Der Fischer erwiderte den finsteren Blick des Zwergs, aber er hatte Bruenors Kampfgeschick erlebt und hielt daher nachzugeben für klüger. Mit einem angewiderten Seufzer machte er sich auf die Suche nach Opfern, die keinen derartigen Schutz genossen.
    Der Junge bewegte sich im Gras und stöhnte auf.
    »In dir steckt also doch noch ein bißchen Leben«, stellte Bruenor fest. Er kniete sich neben ihn und hob seinen Kopf an den Haaren hoch, so daß sich ihre Augen trafen. »Hör mir gut zu, Junge. Ich habe dir gerade das Leben gerettet — warum weiß ich selber nicht genau —, aber bilde dir nicht ein, daß dir die Bewohner von Zehn-Städte verziehen hätten. Ich will, daß du verstehst, welches Elend dein Volk über uns gebracht hat. Vielleicht liegt dir das Töten im Blut, und wenn das so ist, dann soll dir die Klinge des Fischers hier und jetzt ein Ende bereiten! Aber ich habe das Gefühl, daß in dir mehr steckt, und du wirst Zeit haben, mir das zu zeigen. Du wirst mir und meinem Volk fünf Jahre und einen Tag in unseren Minen dienen, um zu beweisen, daß du deines Lebens und deiner Freiheit würdig bist.«
    Bruenor sah, daß der Junge wieder bewußtlos geworden war. »Macht nichts«, brummt er. »Du wirst mich noch hören, bevor alles vorbei ist, da kannst du dir sicher sein!« Es sah zuerst aus, als wollte er den Kopf des Jungen ins Gras fallen lassen, aber dann legte er ihn behutsam zurück.
    Alle, die den mürrischen Zwerg beobachteten, wie er dem Barbarenjungen Freundlichkeit zeigte, waren über sein Handeln verblüfft, aber keiner konnte auch nur im geringsten ahnen, welche Folgen sich daraus ergeben würden. Auch Bruenor konnte trotz seiner Vermutung über den Charakter des Barbaren nicht voraussehen, daß dieser Junge, Wulfgar, zu dem Mann heranwachsen würde, der dieses rauhe Land neu gestalten

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