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Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall

Titel: Die vergessenen Welten 01 - Der gesprungene Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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neuen Haremsmädchen. Er hatte ein anderes Spiel im Sinn, das ihm in einem seltsamen Traum erschienen war. Bei diesem Spiel mußte sie betteln und wimmern und schließlich sterben. Der Zauberer war fest entschlossen, bald einmal über die Möglichkeit einer Herrschaft über Zehn-Städte nachzudenken. Aber es bestand kein Grund zur Eile; er hatte viel Zeit. Und die Goblins würden jederzeit ein neues Spielzeug für ihn finden.
    Auch Crenshinibon schien zufrieden zu sein. Er hatte den Keim in Kessells Bewußtsein gepflanzt, einen Keim, von dem er wußte, daß er zu einem Eroberungsplan reifen würde. Aber wie für Kessell gab es für ihn keinen Grund zur Eile.
    Der Gesprungene Kristall hatte zehntausend Jahre auf seine
    Rückkehr ins Leben gewartet und darauf, die Flamme der Macht wieder aufflackern zu sehen. Er konnte noch etwas länger warten.

BUCH 2
Wulfgar

Kein Junge mehr
    Regis räkelte sich träge an seinem Lieblingsbaum und gähnte herzhaft. Die Grübchen in seinen Pausbacken leuchteten in einem hellen Sonnenstrahl, der irgendwie seinen Weg durch die dichten Zweige gefunden hatte. Er hatte die Angel neben sich befestigt und ausgeworfen, aber an dem Haken war schon lange kein Köder mehr. Regis fing selten einen Fisch, dafür brüstete er sich aber damit, niemals mehr als einen Wurm verschwendet zu haben.
    Seit seiner Rückkehr nach Waldheim kam er jeden Tag hierher. Die Winterzeit verbrachte er jetzt immer in Bryn Shander in der Gesellschaft seines guten Freundes Cassius. Die Stadt auf dem Hügel hielt einem Vergleich mit Calimhafen zwar nicht stand, aber in ganz Eiswindtal kam der Palast ihres Sprechers dem am nächsten, was man als Luxus bezeichnen konnte. Regis fand es klug von sich, daß er Cassius davon überzeugt hatte, er müßte ihn in den harten Wintermonaten zu sich einladen.
    Eine kühle Brise wehte vom Maer Dualdon herüber und ließ den Halbling zufrieden aufseufzen. Es war bereits Mitte Juni, aber heute war der erste heiße Tag der kurzen Sommerzeit. Und Regis war entschlossen, das Beste daraus zu machen. Zum ersten Mal seit über einem Jahr war er vor der Mittagszeit draußen, und er hatte vor, hier zu bleiben und die warmen Sonnenstrahlen in jeden Zentimeter seines nackten Körpers eindringen zu lassen, bis die rote Glut des Sonnenuntergangs endgültig verschwunden war.
    Ein wütender Schrei vom See erregte seine Aufmerksamkeit. Er hob den Kopf und öffnete halb ein Augenlid. Das erste, was er sah und was ihn äußerst zufrieden stimmte, war sein Bauch, der während der Winterzeit bemerkenswert dick geworden war. Von seinem Blickwinkel aus, beinahe flach auf dem Rücken liegend, konnte er außerdem nur seine Zehenspitzen sehen.
    Mitten auf dem Wasser versuchten vier Schiffe, zwei aus Termalaine und zwei aus Targos, sich eine günstige Position zu verschaffen, und fuhren mit abrupten Wendemanövern aneinander vorbei, während die Matrosen die Schiffe mit der Flagge der anderen Stadt verfluchten und nach ihnen spuckten. Seit der Schlacht von Bryn Shander vor fast fünf Jahren befanden sich die zwei Städte praktisch im Krieg. Wenn ihre Auseinandersetzungen auch eher mit Worten und Fäusten als mit Waffen ausgefochten wurden, war dennoch mehr als ein Schiff gegen die Felsen gerammt oder zum Strand ins seichte Wasser getrieben worden.
    Regis zuckte hilflos die Schultern und ließ den Kopf wieder auf seine zusammengefaltete Weste sinken. In den wenigen Jahren hatte sich in Zehn-Städte nicht viel verändert. Regis und einige andere Sprecher hatten nach der Schlacht trotz der hitzigen Auseinandersetzung zwischen Kemp aus Targos und Agorwal aus Termalaine wegen des Dunkelelfen hohe Hoffnungen auf eine vereinigte Gemeinde genährt.
    Aber auch bei den alten Rivalen am Ufer des anderen Sees war die Zeit des guten Willens nur kurz gewesen. Der Burgfrieden zwischen Caer-Dineval und Caer-Konig hatte nur so lange gewährt, bis ein Schiff aus Caer-Dineval einen wertvollen, fast zwei Meter großen Fisch an einer Stelle im Lac Dinneshere gefangen hatte, die Caer-Konig der anderen Stadt als Ausgleich für den Nachteil durch Osthafens vergrößerte Flotte abgetreten hatte.
    Schließlich hatten Gutanger und Dougans Bucht, die normalerweise bescheidenen und sehr auf ihre Unabhängigkeit bedachten Städte am Rotwassersee, dem südlichsten See, von Bryn Shander und Termalaine kühn Entschädigung verlangt. Sie hatten bei der Schlacht an den Hängen von Bryn Shander sehr viele Todesopfer zu beklagen gehabt, obwohl sie

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