Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne

Titel: Die vergessenen Welten 08 - Nacht ohne Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
jedesmal aufs neue an. Der Wachwechsel des Hauses Baenre in Menzoberranzan war ein Symbol für die Macht des Hauses und für die unsterbliche Treue der Stadt zu Lloth, der Spinnenkönigin.
    Jarlaxle benutzte das Spektakel als Ablenkung, so wie Oberin Baenre ihn angewiesen hatte. Er schlich zu dem Zaun hoch, stieß seinen breitkrempigen Hut zurück, so daß er auf seinem Rücken baumelte, und zog eine Maske aus schwarzem Samt über, von der acht drahtverstärkte Beine seitlich abstanden. Nachdem er sich rasch umgesehen hatte, kletterte der Söldner schnell Hand über Hand an den dicken Strängen empor, als bestünden sie aus normalem Eisen. Keine Zaubersprüche hätten dies bewirken können; keine Levitations- oder Teleportationszauber und auch keine andere Form magischen Transports hätte jemanden über diese Barriere bringen können. Nur die einzigartige und streng gehütete Spinnenmaske, die Gromph Baenre Jarlaxle ausgeliehen hatte, war in der Lage, jemanden so einfach auf das gutbewachte Anwesen gelangen zu lassen.
    Jarlaxle schwang ein Bein über die Oberkante des Zaunes und glitt auf der anderen Seite hinab. Als er zu seiner Linken irgend etwas orangefarben aufblitzen sah, erstarrte er. Verdammtes Pech, wenn man ihn bemerkt haben sollte! Die Wache würde wahrscheinlich keine Gefahr darstellen - der Söldner war jedem auf dem Anwesen gut bekannt -, aber wenn Oberin Baenre erfuhr, daß er entdeckt worden war, würde sie ihm sicher die Haut abziehen.
    Das flackernde Licht erstarb fast sofort wieder, und als sich Jarlaxles Augen an die wechselnden Färbungen gewöhnt hatten, sah er einen hübschen jungen Drow mit ordentlich gestutzten Haaren. Der Mann saß rittlings auf einer großen Eidechse, die sich im rechten Winkel zum Fußboden an die Wand krallte, und hielt eine zehn Fuß lange, gefleckte Lanze. Jarlaxle wußte, daß es eine Todeslanze war. Sie trug einen kalten Zauber, und ihre hungrige und rasiermesserscharfe Spitze enthüllte den wärmesehenden Augen des Söldners ihren tödlichen Frost.
    Gut, Euch zu sehen, Berg'inyon Baenre, signalisierte der Söldner in der komplizierten Zeichensprache der Drow.
    Berg'inyon war der jüngste Sohn von Oberin Baenre. Er war der Anführer der Eidechsenreiter von Baenre und weder Fremder noch Feind für den Söldnerführer.
    Und Euch, Jarlaxle, signalisierte Berg'inyon zurück. Pünktlich wie immer.
    Wie es Eure Mutter verlangte, kam Jarlaxles Antwort. Berg'inyon ließ ein Lächeln aufblitzen und bedeutete dem Söldner dann, seinen Weg fortzusetzen. Anschließend spornte er sein Reittier an und ritt seitlich am Stalagmiten empor, um zu seiner Deckenpatrouille zu gelangen.
    Jarlaxle mochte den jüngsten Sohn von Baenre. Er hatte in der letzten Zeit viele Tage mit Berg'inyon verbracht und viel von dem jungen Kämpfer gelernt, denn er war in MeleeMaghtere ein Klassenkamerad von Drizzt Do'Urden gewesen und hatte viele Übungskämpfe gegen den krummsäbelschwingenden Drow ausgefochten. Die Attacken Berg'inyons waren flüssig und fast perfekt, und das Wissen, wie Drizzt den jungen Baenre besiegt hatte, steigerte den Respekt, den Jarlaxle jenem abtrünnigen Dunkelelfen entgegenbrachte.
    Jarlaxle bedauerte es fast, daß Drizzt Do'Urden bald nicht mehr existieren würde.
    Sobald er den Zaun überwunden hatte, verstaute der Söldner die Maske in einer Gürteltasche und schritt ungezwungen über den Baenre-Besitz, wobei er seinen verräterischen Hut auf seinem Rücken hängen ließ und seinen Umhang fest um die Schultern gezogen hatte, um den Umstand zu verbergen, daß er eine ärmellose Tunika trug. Er konnte jedoch seinen kahlen Kopf nicht verbergen, der bei den Drow ungewöhnlich war, und er wußte, daß ihn mehr als eine der Wachen von Baenre erkannte, als er wie zufällig auf den großen Hügel des Hauses zuging, den riesigen und reichverzierten Stalagmiten, der den Wohnsitz der Adligen von Baenre bildete.
    Diese Wachen bemerkten ihn jedoch nicht oder gaben zumindest vor, ihn nicht zu sehen, wie man es ihnen wahrscheinlich befohlen hatte. Jarlaxle hätte beinahe laut aufgelacht; man hätte soviel Umstände vermeiden können, wenn er einfach durch eines der normalen Tore auf das Anwesen gekommen wäre. Jeder, auch Triel, wußte nur zu gut, daß er herkommen würde. Es war alles ein großes Spiel des Vortäuschens und der Intrige, und Oberin Baenre war die kontrollierende Spielerin.
    »Z'ress!« rief der Söldner das Drowwort für Stärke, das als Paßwort für diesen Hügel diente,

Weitere Kostenlose Bücher