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Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels

Titel: Die vergessenen Welten 09 - Brüder des Dunkels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wenn eine Siedlung jahrhundertelang unbewohnt war und der Wind, der durch den Kanal der hohen Bergwände fegte, unablässig blies. Als Wulfgars Volk den Ort für seine eigenen Bedürfnisse nutzbar machte, hatten die Männer nur ein, zwei Wände richten müssen, Tonnen von Geröll, die einige der Häuser halb unter sich begraben hatten, herausschleppen und die Tiere verjagen müssen, die sich hier eingenistet hatten.
    So war das Dorf jetzt erneut ein Handelsposten und sah nicht viel anders aus als zur Blütezeit von MithrilHalle. Doch nun hieß es Siedelstein und wurde von Menschen bewohnt, die als Mittler für die geschäftigen Zwerge auftraten. Die Abmachung schien solide und für beide Seiten profitabel zu sein, aber Berkthgar ahnte nicht, wie sehr plötzlich alles in Frage stand. Drizzt und Catti-brie wußten, daß Bruenor den Barbaren und seine Leute aus der Siedlung weisen würde, wenn Berkthgar nicht von seiner Forderung nach Aegisfang ablassen sollte.
    Die stolzen Barbaren würden einem solchen Befehl natürlich niemals Folge leisten. Das Land war ihnen nicht geliehen, sondern übereignet worden.
    Die Möglichkeit eines Krieges, die Möglichkeit, daß Bruenors Volk vom Berg herabsteigen und die Barbaren vertreiben würde, war nicht allzu abwegig.
    Und alles wegen Aegisfang.
    »Wulfgar wäre nicht besonders froh, wenn er den Grund dieses Streites kennen würde«, meinte Catti-brie, als sie und Drizzt sich der Ansiedlung näherten. »Er war es schließlich, der sie alle zusammengebracht hat. Es ist eine Schande, daß es sein Angedenken ist, das droht, sie auseinanderzureißen.«
    Eine Schande und eine schreckliche Ironie, stimmte Drizzt im Inneren zu. Seine Schritte wurden bestimmter; wenn man seine diplomatische Mission in diesem Licht betrachtete, erhielt sie eine noch größere Bedeutung. Plötzlich marschierte Drizzt nicht nur wegen einer lästigen Kabbelei zwischen zwei dickköpfigen Herrschern nach Siedelstein. Der Drow mußte Wulfgars Ehre schützen.
    Als sie den Talboden erreichten, hörten sie Gesang, eine rhythmische, getragene Aufzählung der Taten eines legendären Kriegers. Sie kamen an offenen Häusern vorbei, die das zähe Volk nur selten verschloß. Beide wußten, woher der Gesang kam und wo sie die Männer, Frauen und Kinder von Siedelstein finden würden.
    Das einzige, was die barbarischen Siedler der Stadt hinzugefügt hatten, war ein großes Gebäude, in dem alle vierhundert Bewohner der Stadt und eine gleichgroße Anzahl von Gästen Platz fanden. Es hieß Hengorot, die »Methalle«, und war eine Stätte des Gebets, der Erinnerung an Tapferkeit und schließlich auch des gemeinsamen Essens und Trinkens.
    Hengorot war noch nicht fertig. Die Hälfte der langen, niedrigen Wände bestand aus Stein, aber der Rest wurde von Kuppeln aus Fellen umschlossen. Diesen Umstand fand Drizzt sehr passend, denn er symbolisierte auf gewisse Weise, wie weit Wulfgars Volk gekommen war und wie weit es noch zu gehen hatte. Als die Barbaren in der Tundra des Eiswindtales gelebt hatten, waren sie Nomaden gewesen und den Rentierherden gefolgt, und daher hatten all ihre Häuser aus Fellen bestanden, die von dem wandernden Stamm schnell verpackt und mitgenommen werden konnten.
    Doch die zähen Barbaren waren keine Nomaden mehr; ihre Existenz war nicht mehr von den Rentierherden abhängig. Die alte Lebensweise hatte häufig zu Kriegszügen zwischen den verschiedenen Stämmen geführt oder auch zu Überfällen auf das Volk von Zehnstädte an den drei Seen, den einzigen im Eiswindtal, die keine Barbaren waren.
    Drizzt war froh, daß die Nordmänner inzwischen ein solches Ausmaß an Frieden und Harmonie erreicht hatten, aber es schmerzte ihn, den unvollendeten Teil von Hengorot zu betrachten und durch den Anblick der Felle an die Opfer erinnert zu werden, die diese Leute gebracht hatten. Eine Lebensweise, die Jahrtausende überdauert hatte, war praktisch verschwunden. Wenn er sich diese halbfertige Konstruktion Hengorots ansah, die nur noch ein Schatten dessen war, was Methallen an Ruhm gekannt hatten, wenn er sich den Stein betrachtete, der dieses stolze Volk nun umgab, dann konnte er nicht anders, als sich fragen, ob dies wirklich »Fortschritt« darstellte.
    Catti-brie, die den größten Teil ihrer Jugend im Eiswindtal verbracht und zahllose Geschichten der nomadischen Barbaren gehört hatte, hatte diesen Verlust schon immer verstanden. Indem sie nach Siedelstein gekommen waren, hatten die Barbaren einen Teil ihrer

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