Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
liebe und Bruenor und Regis.«
»Ich würde mich nicht einmischen...«, begann Wulfgar, wurde aber durch Drizzts Lachen unterbrochen.
»Diese Wahl haben nicht du oder ich zu treffen«, erklärte der Drow, »sondern Catti-brie. Erinnere dich, was du besessen hast, mein Freund, und was du in deiner Torheit fast verloren hättest.«
Wulfgar schaute seinen teuren Freund lange und fest an, entschlossen, seinem klugen Rat zu folgen. Über Catti-bries Leben hatte nur sie selbst zu entscheiden, und was oder wen auch immer sie wählte, Wulfgar würde immer zu ihren Freunden gehören.
Der Winter sollte lang und kalt werden, es sollte viel Schnee fallen und gnädigerweise nichts geschehen. Die Dinge zwischen den Freunden würden nicht wieder wie zuvor sein, konnten es nach all dem, was sie erlebt hatten, nie wieder sein, aber sie waren mit Herz und Seele wieder zusammen. Und kein Mensch und kein Unhold sollten jemals wieder versuchen, sie zu trennen!
* * *
Es war eine jener perfekten Frühlingsnächte im Eiswindtal, nicht zu kalt, aber mit einer Brise, die einem dennoch die Haut prickeln ließ. Die Sterne waren zahlreich und leuchteten hell. Drizzt konnte nicht sagen, wo der Nachthimmel endete und die dunkle Tundra begann. Und es kümmerte auch weder ihn noch Bruenor oder Regis. Guenhwyvar war ebenso zufrieden und strich über die tiefer gelegenen Felsen von Bruenors Stieg.
»Sie sind wieder Freunde«, erklärte Bruenor und meinte damit Catti-brie und Wulfgar. »Er braucht sie jetzt, und sie hilft ihm, sich wieder zurechtzufinden.«
»Man vergißt sechs Jahre der Folter durch einen Unhold wie Errtu nicht so schnell«, pflichtete Regis ihm bei.
Drizzt lächelte breit und dachte, daß seine Freunde wieder ihren Platz beieinander gefunden hatten. Dieser Gedanke brachte den Drow natürlich dazu, sich zu fragen, wo sein eigener Platz war.
»Ich glaube, ich kann Deudermont in Luskan abpassen«, sagte er plötzlich unerwarteterweise. »Wenn nicht, dann gewiß in Tiefwasser.«
»Du verdammter Elf, wovor läufst du jetzt schon wieder weg?« bedrängte ihn der Zwerg.
Drizzt drehte sich zu ihm um, musterte ihn und lachte laut auf. »Ich laufe vor gar nichts fort, guter Zwerg«, erwiderte der Drow. »Aber ich muß mein Wort halten und zum Wohle aller den Gesprungenen Kristall zu Cadderly in der Schwebenden Seele im fernen Carradoon bringen.«
»Mein Mädchen hat erzählt, dieser Ort läge südlich von Sundabar«, protestierte Bruenor, der glaubte, er hätte den Drow bei einer Lüge erwischt. »Da kannst du nicht hinsegeln!«
»Weit im Süden von Sundabar«, bestätigte Drizzt, »aber dichter bei Baldurs Tor als bei Tiefwasser. Die Seekobold ist ein schneller Segler; Deudermont kann mich viel näher zu Cadderly bringen.«
Bruenors Erregung wurde durch diese einfache Logik besänftigt. »Verdammter Elf«, murmelte der Zwerg. »Ich halte nichts davon, wieder auf ein verdammtes Boot zu steigen! Aber wenn es denn sein muß...«
Drizzt blickte Bruenor fest an. »Du kommst mit?«
»Meinst du, wir würden hierbleiben?« erwiderte Regis, und als Drizzt ihm sein überraschtes Gesicht zuwandte, erinnerte der Halbling ihn daran, daß er es gewesen war, der Crenshinibon gefangen hatte, und nicht Drizzt.
»Natürlich kommen sie mit«, erklang eine vertraute Stimme von weiter unten aus der Dunkelheit. »Genau wie wir!«
Einen Augenblick später stiegen Catti-brie und Wulfgar den steilen Weg herauf, um sich den Freunden anzuschließen.
Drizzt sah sie alle an, einen nach dem anderen, dann wandte er sich ab und schaute zu den Sternen hinauf.
»Mein ganzes Leben hindurch habe ich nach einem Zuhause gesucht«, sagte der Drow leise. »Mein ganzes Leben habe ich mehr gewollt, als mir angeboten wurde, mehr als Menzoberranzan, mehr als Freunde, die nur um ihrer eigenen Interessen willen an meiner Seite waren. Ich habe mir das Zuhause immer als einen Ort vorgestellt, und das ist es auch wirklich, doch nicht in einem körperlichen Sinn. Es ist ein Ort hier drinnen«, sagte Drizzt, legte eine Hand auf sein Herz und drehte sich wieder zu seinen Gefährten um. »Es ist ein Gefühl, das einem echte Freunde geben.
Dies weiß ich jetzt, und ich weiß, daß ich zu Hause bin.«
»Aber du bist auf dem Weg nach Carradoon«, sagte Catti-brie sanft.
»Und wir auch!« bellte Bruenor.
Drizzt lächelte sie an und lachte dann laut. »Wenn es die Umstände nicht erlauben, daß ich zu Hause bleibe«, sagte der Waldläufer mit Bestimmtheit, »dann werde ich
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