Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter
vorüber.
Aber Harkle konnte nicht zulassen, daß Robillard das letzte Wort behielt, nicht auf diese Weise. Er blickte zu den Zombies, die im Eis zappelten, und sah dann Robillard finster an. Überdeutlich griff er in seine tiefste Tasche und holte eine kleine Keramikflasche heraus. »Super-Heldentum«, erklärte er. »Du hast vielleicht von Tenser gehört?«
Robillard legte einen Finger an die gespitzten Lippen. »O ja«, sagte er einen Augenblick später. »Natürlich, der verrückte Tenser.« Robillards Augen weiteten sich, als ihm klar war, was das bedeutete. Tensers bekanntester Zauber verwandelte angeblich einen Zauberer für eine kurze Dauer in einen Krieger – in einen Berserker-Krieger.
»Nicht den Tenser!« schrie Robillard, sprang Harkle an und hielt ihn am Boden fest, bevor er den Korken aus der Flasche mit Zaubertrank ziehen konnte.
»Helft mir!« bat Robillard, und die anderen waren sofort zur Stelle. Die Schlacht und der Wettstreit waren beendet.
Sie ruhten sich einen Moment aus, dann verkündete Deudermont, daß es an der Zeit war, den Strand zu verlassen.
Drizzt winkte Catti-brie und setzte sich sofort an die Spitze, mehr als bereit loszumarschieren. Die Frau folgte ihm nicht sogleich. Sie war zu sehr damit beschäftigt, den fortgesetzten, nunmehr freundlichen Gedankenaustausch zwischen den Zauberern zu verfolgen. Hauptsächlich beobachtete sie Robillard, der mittlerweile viel zufriedener und lebhafter wirkte. Vielleicht, so dachte sie, hatte Harkle Harpell wirklich einen positiven Einfluß auf den Mann.
»Oh, dieser Grabezauber funktionierte so gut, zusammen mit meiner Bigby-Variante«, hörte sie Harkle sagen. »Du mußt ihn mir unbedingt beibringen. Mein Vetter Bidderdoo ist ein Werwolf und hat die Angewohnheit, alles im Hof zu verbuddeln, Knochen, Zauberstäbe, einfach alles. Der Grabezauber wird mir helfen, die Sachen wiederzufinden...«
Catti-brie schüttelte den Kopf und beeilte sich, Drizzt einzuholen. Sie blieb jedoch abrupt wieder stehen und schaute zu dem Ruderboot. Genauer, sie schaute zu Dunkin Langmast, der in dem gestrandeten Boot saß und den Kopf vor und zurück warf. Catti-brie gab den anderen ein Zeichen, und alle gingen zurück zu dem Mann.
»Ich möchte zum Schiff zurück«, sagte Dunkin ernst. »Einer der Zauberer kann mich dorthin bringen.« Während er sprach, hatte er den Bootsrand so fest gepackt, daß die Knöchel beider Hände aus Blutmangel völlig weiß geworden waren.
»Komm schon«, sagte Drizzt zu ihm.
Dunkin bewegte sich nicht.
»Du hast die Chance erhalten, etwas zu sehen, was nur wenige Menschen erblickt haben«, sagte der Waldläufer. Während er sprach, zog Drizzt die Statuette hervor und ließ sie in den Sand fallen.
»Du weißt mehr über Caerwich, als irgend jemand sonst auf der Seekobold «, fügte Deudermont hinzu. »Dein Wissen wird gebraucht.«
»Ich weiß nur wenig«, erwiderte Dunkin.
»Aber immer noch mehr als jeder andere«, beharrte Deudermont.
»Es gibt eine Belohnung für deine Hilfe«, fuhr Drizzt fort, und Dunkins Augen hellten sich einen Moment lang auf – bis der Drow erklärte, was er mit dem Wort »Belohnung« gemeint hatte.
»Wer weiß, was wir hier für Abenteuer finden werden?« sagte Drizzt begeistert. »Wer weiß, was wir für Geheimnisse enträtseln werden?«
»Abenteuer?« fragte Dunkin ungläubig und blickte zu der Verwüstung auf dem Strand und zu den Zombies, die noch immer festgefroren im Wasser standen. »Belohnung?« fügte er mit einem leisen Lachen hinzu. »Wohl eher eine Bestrafung, obwohl ich euch nichts zuleide getan habe, keinem von euch!«
»Wir sind hier, um ein Geheimnis aufzuklären«, sagte Drizzt, als könnte dieser Umstand die Neugier des Mannes anstacheln. »Zu lernen und zu wachsen. Wir leben, um die Geheimnisse der Welt um uns herum zu entdecken.«
»Wer will das denn wissen?« herrschte Dunkin ihn an und ließ die grandiose Rede des Drow ins Leere laufen. Waillan Micanty, den Drizzts Worte mitgerissen hatten, hatte genug von dem jammernden kleinen Mann. Der junge Seemann trat an das gestrandete Boot heran, riß Dunkins Hände vom Rand los und zog den Mann auf den Sand.
»Ich hätte das mit viel mehr Pfiff machen können«, meinte Robillard.
»Das hätte der Tenser auch gekonnt«, sagte Harkle.
» Nicht den Tenser«, beharrte Robillard.
»Nicht den Tenser?«
»Nicht den Tenser«, wiederholte Robillard in ruhigem, bestimmtem Tonfall. Harkle brummte ein wenig, erwiderte aber
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