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Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit

Titel: Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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zu stechen und ihm damit neues Gejammer zu entlocken.
    »Bitte, Freund«, stammelte der Mann, den Wulfgar in der Luft hielt.
    »Halt's Maul!«, brüllte der Barbar und riss mit Macht den Arm herab, während er den Kopf senkte und die mächtigen Halsmuskeln ruckartig anspannte, so dass seine Stirn hart gegen das Gesicht des Räubers prallte.
    Eine gewaltige Raserei brodelte in dem Barbaren, eine Wut, die weit über diesen Zwischenfall hinausging. Er stand nicht mehr auf einem Pier in Luskan. Jetzt war er wieder im Abgrund, in Errtus Kerkern, und ein gepeinigter Gefangener des bösartigen Dämons. Jetzt war dieser Mann einer der Helfer des großen Dämons, Glabrezu mit den Zangenarmen oder, schlimmer noch, der verführerische Succubus. Wulfgar war wieder vollständig dort. Er roch den fauligen Gestank, spürte die stechenden Hiebe der Peitschen, das Brennen der Flammen. Er konnte die Zangen an seinem Hals spüren und den dunklen Kuss der Dämonin.
    So deutlich sah er alles vor sich! So lebendig! Der Albtraum kehrte zurück und hielt ihn in einem Griff wildester Raserei gefangen, die jeden Funken Mitgefühl oder Gnade aus ihm heraustrieb und ihn in die tiefsten Tiefen der Qual, der emotionalen und körperlichen Folterungen schleuderte. Er spürte das Jucken und Brennen jener kleinen Hundertfüßler, die Errtu benutzte. Er spürte, wie sie sich unter seine Haut gruben, in seinem Inneren herumkrochen und mit ihren giftigen Zangen tausende Feuer in ihm auflodern ließen. Sie waren auf ihm und in ihm, überall um ihn herum, ihre winzigen Beine kitzelten und reizten seine Nerven, so dass er den unerträglichen Schmerz ihres brennenden Giftes nur umso mehr spürte.
    Wulfgar wurde aufs Neue gefoltert und gequält, doch plötzlich und unerwarteterweise erkannte er, dass er nicht mehr hilflos war. Der Räuber flog in die Luft. Ohne sichtliche Anstrengung stemmte Wulfgar ihn über seinen Kopf, obwohl er gut über zweihundert Pfund wiegen mochte. Mit einem urtümlichen Brüllen, einem Schrei, der tief aus seinem brennenden Inneren hervorbrach, schleuderte der Barbar den Mann ins Meer hinaus.
    »Ich kann nicht schwimmen!«, schrie der Räuber. Mit verzweifelnd rudernden Armen und Beinen traf er volle fünfzehn Fuß vom Pier entfernt auf das Wasser, wo er wild um sich schlagend um Hilfe rief. Wulfgar wandte sich ab. Wenn er den Mann hörte, so zeigte er es zumindest nicht.
    Morik schaute den Barbaren überrascht an. »Er kann nicht schwimmen«, sagte er, als Wulfgar zu ihm kam.
    »Dann ist jetzt die richtige Zeit, es zu lernen«, murmelte der Barbar kalt, während seine Gedanken noch immer durch die rauchigen Gänge von Errtus riesigen Kerkern wirbelten. Während er sprach, fuhr er sich die ganze Zeit mit den Händen über Arme und Beine, um die imaginären Hundertfüßler abzustreifen.
    Morik zuckte mit den Achseln. Er schaute zu dem Mann hinunter, der sich zu seinen Füßen auf den Planken wand und schrie. »Kannst du schwimmen?«
    Der Räuber schaute ängstlich zu dem kleinen Mann hinauf und nickte hoffnungsvoll.
    »Dann beweg dich zu deinem Freund«, befahl Morik. Der Mann begann langsam davonzukriechen.
    »Ich fürchte, sein Freund wird schon tot sein, bevor er zu ihm kommt«, sagte Morik zu Wulfgar. Der Barbar schien ihn nicht zu hören.
    »Oh, nun hilf dem armen Schwein schon«, seufzte Morik, packte Wulfgar am Arm und zwang ihn, aus seinem geistesabwesenden Zustand zurück in die Wirklichkeit zu kommen. »Tu es für mich. Ich würde einen Abend ungern damit beginnen, dass wir einen Mord auf dem Gewissen haben.«
    Nachdem er selbst einen Seufzer ausgestoßen hatte, streckte Wulfgar seine riesigen Hände aus. Der auf den Knien rutschende Räuber spürte plötzlich, wie eine Hand ihn am Kragen und die andere am Hosenboden packte und vom Boden hob. Wulfgar machte drei schnelle Schritte und schleuderte den Mann in hohem Bogen fort. Der fliegende Räuber sauste über seinen um sich schlagenden Kumpan hinweg und landete mit einem lauten Platschen neben ihm. Wulfgar sah nicht, wie er aufschlug. Er hatte das Interesse an dem Geschehen verloren und sich abgewandt. Nachdem er mit einem geistigen Befehl Aegisfang zu sich gerufen hatte, stürmte er an Morik vorbei, der seinem gefährlichen und mächtigen Freund mit einer Verbeugung Platz machte.
    Der kleinere Mann holte Wulfgar ein, als der Barbar den Pier verließ. »Sie planschen noch immer dort draußen herum«, sagte Morik. »Der Dicke klammert sich törichterweise immer wieder an

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