Die Vergessenen Welten 12 - Schattenzeit
großer, hagerer Kerl, der ein Tuch um den Kopf gewickelt hatte, eine Augenklappe trug und mit einer rostigen, gekrümmten Klinge vor ihm in der Luft herumwedelte. »Ich weiß, dass du vor einer Woche eine hübsche Beute bei einem gewissen Juwelenhändler gemacht hast, und ich finde, du wärst klug beraten, ein bisschen von der Sorte mit mir und meinem Freund zu teilen.«
Morik schaute zu Wulfgar hinauf, und sein verzerrtes Grinsen und das Funkeln in seinen Augen verrieten dem Barbaren, dass er nicht vorhatte, irgendetwas zu geben, außer der Klinge seines scharfen Dolches vielleicht.
»Und wenn du noch deinen Hammer hättest, könntest du vielleicht etwas dagegen sagen«, lachte der andere Schurke, der ebenso groß war wie sein Freund, aber viel breiter und schmutziger. Er stieß mit dem Schwert spielerisch nach Wulfgar. Der Barbar stolperte zurück und fiel dabei fast vom Pier – oder gab das zumindest vor.
»Ich denke, ihr hättet den Juwelenhändler vor mir finden sollen«, erwiderte Morik ruhig. »Wenn wir mal annehmen, dass es ihn überhaupt gibt, denn ich versichere dir, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
Der schlanke Raufbold knurrte und stieß das Schwert vor. »Jetzt, Morik!«, begann er zu rufen, doch noch bevor die Worte seinen Mund verlassen hatten, war Morik vorgesprungen und wirbelte unter der gekrümmten Klinge hindurch, so dass sein Rücken gegen den vorgestreckten Unterarm des Angreifers stieß. Er tauchte unter dem Arm des verblüfften Mannes hindurch und schlug ihn mit der rechten Hand hoch, während zugleich in seiner Linken etwas im letzten Tageslicht aufblitzte. Moriks Dolch fuhr in die Achselhöhle des Angreifers.
Unterdessen hatte sich auch der zweite Schurke in den Kampf gestürzt und glaubte, ein leichtes, unbewaffnetes Opfer vor sich zu haben. Seine blutunterlaufenen Augen weiteten sich, als Wulfgar seinen rechten Arm hinter dem Rücken hervorzog und damit den mächtigen Kriegshammer enthüllte, der auf magische Weise zu ihm zurückgekehrt war. Der Räuber kam hastig zum Stehen und schaute sich panisch nach seinem Kumpan um. Doch in der Zwischenzeit war der jetzt unbewaffnete Mann in kopfloser Flucht vor Morik begriffen, der spottend hinter ihm herlief und ihm unter wildem Gelächter immer wieder ins Hinterteil stach.
»Oh!«, schrie der verbliebene Räuber und wollte davonrennen.
»Ich kann eine fallende Flasche treffen«, erinnerte ihn Wulfgar. Der Mann blieb abrupt stehen und drehte sich wieder zu dem riesigen Barbaren um.
»Wir wollen keinen Ärger«, erklärte der Strauchdieb, während er langsam sein Schwert auf die Planken des Piers legte. »Überhaupt keinen Ärger, guter Herr«, sagte er und verbeugte sich mehrmals. Wulfgar ließ Aegisfang zu Boden fallen, und der Räuber hörte mit seinen Verbeugungen auf und starrte die Waffe an.
»Heb dein Schwert auf, wenn du willst«, bot der Barbar ihm an.
Der Räuber blickte ihn ungläubig an. Dann, als er sah, dass der Barbar keine Waffe mehr hatte – natürlich mit Ausnahme der gewaltigen Fäuste –, schnappte er sich sein Schwert.
Wulfgar hatte ihn gepackt, bevor er das erste Mal zuschlagen konnte. Der mächtige Krieger ergriff blitzschnell das Handgelenk seines Gegners. Mit einem heftigen, plötzlichen Ruck riss Wulfgar den Arm des Mannes nach oben und versetzte dem Ganoven dann einen betäubenden Schlag vor die Brust, der ihm den Atem und alle Kraft raubte. Das Schwert fiel auf die Planken.
Wulfgar riss erneut an dem Arm, den er gepackt hatte, hob seinen Gegner glatt von den Füßen und kugelte ihm dabei die Schulter aus. Der Barbar ließ los, so dass der Räuber auf die Füße zurückfiel, und versetzte ihm einen bösartigen linken Haken gegen das Kinn. Das Einzige, was den Mann davon abhielt, kopfüber vom Pier zu fallen, war Wulfgars rechte Hand, die ihn am Hemd packte. Mit Furcht erregender Kraft hob der Barbar den Räuber ohne Mühe vom Boden hoch und hielt ihn einen halben Meter über den Planken in der Luft. Der Mann versuchte, nach Wulfgar zu schlagen und dessen Griff zu entkommen, aber der Barbar schüttelte ihn so heftig, dass er sich fast die Zunge abbiss und jedes seiner Glieder aus Gummi zu bestehen schien.
»Dieser hier hat kaum Kröten dabei«, rief Morik. Wulfgar schaute an seinem Opfer vorbei und sah, dass sein Begleiter den fliehenden Räuber jetzt auf das Ende des Piers zutrieb. Der Mann humpelte mittlerweile heftig und winselte um Gnade, was Morik nur dazu brachte, ihm erneut ins Hinterteil
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