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Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Titel: Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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hatte. Ihre Verbindungsleute in Dallabad hatten ihr in allen Einzelheiten von dem Einsturz der Kristalltürme und der Flucht eines Menschen, Entreri, und eines Dunkelelfen berichtet, von dem Dwahvel annahm, dass es sich um Jarlaxle handeln musste. All diese Anzeichen sprachen dafür, dass Entreris Plan gelungen war. Selbst ohne die Augenzeugenberichte waren ihr trotz des wohlbegründeten Rufes, den er bei seinen Gegnern genoss, nie Zweifel an ihm gekommen.
    Die Halblingsfrau ging zur Tür und vergewisserte sich, dass sie verschlossen war. Dann setzte sie sich an den kleinen Nachttisch, legte das Pergament darauf, hielt die Enden mit Briefbeschwerern nieder, die aus riesigen Juwelen bestanden, und las weiter. Mit ihren Schlussfolgerungen wollte sie bis nach einem zweiten Lesen warten.
    Meine liebe Dwahvel, und so ist die Zeit gekommen, dass unsere Wege sich trennen, und ich tue dies mit mehr als nur einem wenig Bedauern. Ich werde unsere Gespräche vermissen, meine kleine Freundin. Nur selten habe ich jemand kennen gelernt, dem ich genug vertraut hätte, um mit ihm über die Dinge zu reden, die mich wirklich bewegen. Ich werde das auch jetzt tun, ein letztes Mal, und zwar nicht, weil ich irgendwie hoffe, dass du mir einen Rat geben könntest, sondern nur, um mir über meine eigenen Gefühle klarer zu werden… das war immer das Schöne an unseren Gesprächen, nicht wahr? Jetzt, da ich über diese Diskussionen nachdenke, erkenne ich, dass du mir nur selten einen Rat angeboten hast. Tatsächlich hast du nur selten gesprochen, sondern meist nur zugehört. Während ich meinen Worten lauschte, indem ich ihnen zuhörte, indem ich meine Gedanken und Gefühle einem anderen schilderte, konnte ich mir über sie klar werden. War es der jeweilige Ausdruck deines Gesichtes, ein simples Nicken, eine hochgezogene Augenbraue, die mich zielstrebig verschiedene Denkrichtungen verfolgen ließen? Ich weiß es nicht.
    Ich weiß es nicht – das ist anscheinend zur Litanei meiner Existenz geworden, Dwahvel. Ich fühle mich, als wäre das Fundament, auf dem ich meine Überzeugungen und Handlungen errichtet habe, kein solider Fels, sondern so veränderlich wie der Sand der Wüste. Als ich jünger war, kannte ich die Antworten auf alle Fragen. Ich lebte in einer Welt der Sicherheiten und Gewissheiten. Jetzt, da ich älter bin, jetzt, da ich vier Jahrzehnte an mir habe vorüberziehen sehen, ist das Einzige, was ich mit Gewissheit weiß, dass ich nichts mit Gewissheit weiß.
    Als jungem Mann von zwanzig erschien es mir so viel einfacher, durch die Welt zu gehen und das Leben auf ein Ziel auszurichten, das…
    Das wohl Hass war, nehme ich an, und zugleich das Verlangen, der Beste innerhalb meiner düsteren Zunft zu sein. Das war mein Ziel: der größte Krieger der ganzen Welt zu werden, meinen Namen in die Geschichte von Faerün einzubrennen. So viele Leute glaubten, ich würde dies aus simplem Stolz anstreben, dass ich aus reiner Eitelkeit wollte, dass man bei der bloßen Erwähnung meines Namens erschauert.
    Sie hatten zum Teil Recht, nehme ich an. Wir alle sind eitel, was auch immer wir gegen diese Bezeichnung einzuwenden haben. Für mich jedoch war das Verlangen, meinen Ruf zu verbreiten, nicht so groß wie mein Verlangen – nein, nicht das Verlangen, sondern die Notwendigkeit –, wahrhaft der Beste in meinem Handwerk zu sein. Ich begrüßte das Wachsen meines Rufes nicht um meines Stolzes willen, sondern weil ich wusste, dass die Angst, die er erzeugte, sich durch die emotionalen Panzer meiner Gegner bohrte und mir damit einen noch größeren Vorteil verschaffte.
    Eine zitternde Hand führt keinen verlässlichen Fechthieb.
    Keine Angst, ich strebe noch immer danach, an die Spitze zu kommen, doch nur, weil dies mir ein Ziel in einem Leben gibt, das mir immer weniger Freude bereitet.
    Es ist eine seltsame Wendung des Schicksals, dass mir die Ödheit meiner Existenz erst bewusst wurde, als ich genau die Person besiegte, die so oft versucht hatte, mir diese Wahrheit vor Augen zu führen. Drizzt Do'Urden – oh, wie ich ihn noch immer hasse! – hat mein Leben als leer angesehen, als hohle Hülle ohne echten Nutzen und ohne wahres Glück. Ich habe dieser Einschätzung niemals wirklich widersprochen. Ich glaubte nur, es würde keine Rolle spielen. Für ihn gründete das Leben immer auf Freunden und der Gemeinschaft, während es mir stets mehr um das Leben des Individuums ging. Wie auch immer, es scheint mir, als wäre es nichts als ein Spiel,

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