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Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber

Titel: Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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ich zuschlagen, wenn ich diese Pein in seinen Augen sah und wusste, dass eine solche Qual die Vorstufe von Buße und Umkehr bedeuten mochte? Doch wie konnte ich es andererseits nicht, obgleich ich wusste, dass es das Verderben für andere heißen könnte, wenn Artemis Entreri den Kristallturm lebend verließ?
    Es war ein ernstes Dilemma, eine Gewissenskrise. Die Antwort in diesem schwierigen Moment fand ich in der Erinnerung an meinen Vater Zaknafein. Ich weiß, dass Entreri der Ansicht ist, dass er und Zaknafein sich nicht unähnlich sind, und tatsächlich gibt es Übereinstimmungen. Beide existieren in einer Umgebung, die feindselig und aus ihrem jeweiligen Blickwinkel böse erschien. Keiner von ihnen tötete jemals jemanden, der es ihrer Meinung nach nicht verdient hatte. Sind die Krieger und Meuchelmörder, die für die schurkischen Paschas von Calimhafen kämpfen, besser als die Soldaten der Drowhäuser? So sind sich die Handlungen von Zaknafein und Artemis Entreri durchaus ähnlich. Beide lebten in einer Welt der Intrige, der Gefahr und des Bösen. Beide überlebten in ihrem jeweiligen Kerker durch den Einsatz rücksichtsloser Mittel. Wenn Entreri seine Welt und damit sein Gefängnis als ebenso erfüllt von Übeln ansieht, wie Zaknafein dies im Hinblick auf Menzoberranzan tat, hat Entreri dann nicht ebenso ein Anrecht auf seine Lebensweise wie Zaknafein, der Waffenmeister, der in seiner Position als hochrangigster Mann von Haus Do'Urden viele, viele Dunkelelfen tötete?
    Dieser Vergleich kam mir in den Sinn, als ich Entreri verfolgte, der Regis entführt hatte (und dafür sogar eine Rechtfertigung hatte, wie ich zugeben muss) und zum ersten Mal nach Calimhafen kam. Es war ein Gedanke, der mich wirklich traf. Wie ähnlich sind sie sich, bedenkt man ihre Fertigkeit mit dem Schwert und ihre Bereitwilligkeit zu töten? War es also ein tief verwurzeltes Gefühl für Zaknafein, das meine Klinge zurückhielt, als ich Entreri hätte niederstrecken können?
    Nein, sage ich, und ich muss daran glauben, denn Zaknafein hat genau abgewogen, wen er tötete und wen nicht. Ich weiß, wie es im Herzen meines Vaters aussah. Ich weiß, dass er zur Liebe fähig war, und dagegen hat Artemis Entreri nichts in die Waagschale zu werfen.
    Zumindest nicht in seiner gegenwärtigen Verfassung, doch besteht nicht vielleicht die Hoffnung, dass der Mann unter seiner düsteren Hülle des Meuchelmörders ein Licht entdeckt? Vielleicht, und ich wäre wirklich froh zu hören, dass der Mann dieses Licht annimmt. Tatsächlich jedoch bezweifle ich, dass irgendjemand oder irgendetwas diese verborgene Flamme des Mitgefühls aus dem dicken und anscheinend undurchdringlichen Panzer der Gefühllosigkeit von Artemis Entreri zu lösen vermag.
    Drizzt Do'Urden

Ein dunkler Fleck an einem sonnigen Tag
    Danica saß auf einem Vorsprung des imposanten Berges neben dem Plateau, das die grandiose Schwebende Seele beherbergte, eine Kathedrale mit hoch aufragenden Türmen, frei stehenden Säulen und riesigen, reich verzierten Fenstern aus vielfarbigem Glas. Sorgfältig gepflegte Hecken durchzogen einen hektargroßen Rasen, viele zu Tierformen zurechtgestutzt. Eine der Hecken wand sich wieder und wieder um sich selbst, sodass sie ein riesiges Labyrinth bildete. Die Kathedrale war das Werk von Danicas Ehemann Cadderly, einem mächtigen Priester des Deneir, dem Gott des Wissens. Dieses Gebäude stellte Cadderlys sichtbarstes Vermächtnis dar, aber sein größtes war, zumindest Danicas Meinung nach, das Zwillingspaar, das am Eingang des Labyrinths herumtollte, und der Säugling, der in der Kathedrale schlief. Die Zwillinge waren, sehr zum Entsetzen des Zwergs Pikel Felsenschulter, in das Labyrinth gerannt. Pikel praktizierte die Lehren des Druiden – eine Magie, die sein mürrischer Bruder Ivan noch immer nicht akzeptierte – und hatte das Labyrinth und die anderen erstaunlichen Bereiche des Gartens erschaffen.
    Pikel war den Kindern in das Labyrinth gefolgt, hatte dabei »liiek!« und andere Pikelismen geschrien und sich dabei das grün gefärbte Haar und den Bart gerauft. Sein Labyrinth war noch nicht ganz für Besucher bereit, und die Pflanzen waren noch nicht fest genug verwurzelt.
    Sobald Pikel hineingelaufen war, hatten sich die Kinder natürlich schnell wieder herausgeschlichen, und jetzt spielten sie in aller Unschuld vor dem Eingang des Labyrinths. Danica wusste nicht, wie weit der grünbärtige Zwerg in die verwirrenden Gänge hineingelaufen war, aber sie

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