Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
ebenso intelligenten wie dominierenden Gesprungenen Kristalls ernste Probleme verursachen konnte. Sie hatten den Meuchelmörder ganz offenkundig auf Morik angesetzt, um den Einfluss der Gilde auf der Oberfläche zu schwächen, aber warum war Sharlotta dann noch am Leben? War sie zu denen übergelaufen, die möglicherweise Bregan D'aerthes dunklen Thron übernehmen wollten?
»Die Sache ist jetzt passiert und kann nicht mehr ungeschehen gemacht werden«, meinte Entreri. »Natürlich hat es mich nach Charons Klaue verlangt – welchem Krieger ginge es anders? Aber indem Sha'lazzi Ozoule seine Geschichten über ein großzügiges von Kohrin abgelehntes Kaufangebot verbreitete und Ahdahnia Soulez offen ihren Unmut über die Entscheidung ihres Vaters verkündete, insbesondere im Hinblick auf das Schwert, spielten sie Bregan D'aerthe und unserer Arbeit hier direkt in die Hände. Jarlaxle brauchte einen guten Ort, um seinen Turm zu bauen, und wir haben ihm einen verschafft. Jetzt hat Bregan D'aerthe auch außerhalb der Stadt wachsame Augen, und von dort aus können wir alle Bedrohungen beobachten, die sich jenseits unserer Reichweite möglicherweise zusammenbrauen. Jeder gewinnt bei der Sache.«
»Und Entreri bekommt das Schwert«, stellte Sharlotta fest. »Jeder gewinnt«, wiederholte der Meuchelmörder.
»Bis wir zu weit gehen und zu viel wagen und sich die ganze Welt gegen uns verbündet«, gab Sharlotta zurück.
»Auf dieser schmalen Klippe hat Jarlaxle jahrhundertelang überlebt«, erwiderte Entreri, »und bislang ist er noch nicht gestolpert.«
Sharlotta wollte etwas entgegnen, hielt ihre Worte aber im letzten Moment zurück. Entreri wusste dennoch, was sie hatte sagen wollen. Das rasche und erregte Hin und Her ihrer Diskussion hatte sie zu einem seltenen Moment der Unachtsamkeit verleitet. Sie hatte sagen wollen, dass Jarlaxle in all den Jahrhunderten niemals Crenshinibon besessen hatte, wobei jedoch klar war, dass Crenshinibon nie zuvor Jarlaxle besessen hatte.
»Erzähl Rai-guy und Kimmuriel nichts von unseren Befürchtungen«, bat Entreri sie. »Sie haben schon genug Angst, und verängstigte Wesen, selbst Drow, können schwerwiegende Fehler begehen. Du und ich, wir werden die Ereignisse aus der Ferne beobachten – vielleicht gibt es einen Ausweg, falls es zu einem internen Krieg kommt.«
Sharlotta nickte und interpretierte Entreris Tonfall durchaus zutreffend als Verabschiedung. Sie stand auf, nickte erneut und verließ den Schankraum.
Der Meuchelmörder glaubte diesem Nicken keine Sekunde lang. Er wusste, dass die Frau wahrscheinlich direkt zu Raiguy und Kimmuriel laufen würde, um das Gespräch zu ihrem Vorteil zu nutzen. Aber das war schließlich der Sinn der Sache gewesen. Entreri hatte Sharlotta einfach nur dazu gezwungen, die Karten auf den Tisch zu legen und ihre wahren Verbündeten in diesem ständig größer werdenden Netz aus Intrigen zu offenbaren. Seine letzte Behauptung, dass es einen Ausweg für sie beide geben könnte, musste Sharlotta mit Sicherheit unecht erscheinen. Sie kannte ihn gut und wusste genau, dass er nicht daran denken würde, sie bei einer Flucht vor Bregan D'aerthe mitzunehmen. Er würde ihr ebenso sicher einen tödlichen Dolch in den Rücken stoßen wie jedem seiner früheren, angeblichen Partner, angefangen bei Tallan Belmer bis zu Rassiter, der Werratte. Sharlotta wusste dies, und Entreri wusste, dass sie es wusste.
Dem Meuchelmörder kam in den Sinn, dass Sharlotta, Rai guy und Kimmuriel vielleicht Recht hatten mit ihrer Vermutung, Crenshinibon übe möglicherweise einen schädlichen Einfluss auf Jarlaxle aus. Vielleicht lenkte das Artefakt den gewieften Söldnerführer tatsächlich in eine Richtung, die Bregan D'aerthes Unternehmungen auf der Oberfläche auf fatale Weise beenden konnte. Dies bekümmerte Entreri natürlich nicht sonderlich, da er sich nicht sicher war, ob ein Rückzug der Dunkelelfen nach Menzoberranzan wirklich eine schlechte Sache war. Wichtiger schien dem Meuchelmörder die Art seiner Beziehung zu den Anführern des Söldnertrupps. Raiguy und Kimmuriel waren ausgesprochene Rassisten, die ihn ebenso hassten wie jeden anderen Nicht-Drow – sogar noch mehr, da sie Entreris Fähigkeiten und Überlebensinstinkte als heftige Bedrohung empfanden. Es fiel Artemis Entreri nicht schwer, sich sein Schicksal ohne Jarlaxles Schutz auszumalen. Auch wenn er sich durch die Beschaffung von Charons Klaue, diesem Schutz vor Magiern, ein wenig zuversichtlicher fühlte,
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