Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
Tonfall ließ nicht die geringste Besorgnis erkennen.
»Es ist eine gut bekannte Klinge«, meinte Sharlotta. »Jeder, der Kohrin Soulez und Dallabad kennt, weiß, dass er sich niemals freiwillig von ihr trennen würde. Trotzdem bist du hier und zeigst sie jedem, der auch nur einen Blick in deine Richtung wirft. Man könnte auf den Gedanken kommen, dass es eine direkte Verbindung zwischen der Eroberung von Dallabad und dem Haus Basadoni gibt.«
»Wie das?«, fragte Entreri und amüsierte sich über den Ausdruck schieren Verdrusses, der Sharlottas Antlitz überschattete.
»Kohrin ist tot, und Artemis Entreri trägt sein Schwert«, stellte die Frau trocken fest.
»Er ist tot, und deshalb hat er keine Verwendung mehr für das Schwert«, erwiderte Entreri unbekümmert. »Auf den Straßen ist man sich einig, dass er bei einem Putsch seiner eigenen Tochter getötet wurde, die, den Gerüchten zufolge, keine Lust hatte, sich Charons Klaue ebenso auszuliefern, wie ihr Vater es tat.«
»Und so fällt sie in die Hände von Artemis Entreri?«, fragte Sharlotta ungläubig.
»Es wird gemunkelt, dass Kohrins Weigerung, das Schwert zum angebotenen Preis – einer irrsinnigen Summe Goldes – zu verkaufen, der Auslöser des Putsches war«, fuhr Entreri fort und lehnte sich gemütlich zurück. »Als Ahdahnia erfuhr, dass er den Verkauf ablehnte…«
»Unmöglich«, stieß Sharlotta kopfschüttelnd hervor. »Denkst du wirklich, dass jemand diese Geschichte glaubt?«
Entreri lächelte schief. »Den Worten von Sha'lazzi Ozoule wird oft geglaubt«, meinte er. »Nur wenige Tage vor dem Putsch wurde durch Sha'lazzi ein Kaufangebot für das Schwert unterbreitet.«
Das ließ Sharlotta verstummen, während sie versuchte, all diese Informationen zu verdauen und zu sortieren. Es hieß auf den Straßen wirklich, dass Kohrin bei einem Putsch getötet worden sei – Jarlaxles Manipulation der überlebenden Truppen von Dallabad mittels des Gesprungenen Kristalls hatte dafür gesorgt, dass alle Berichte aus der Oase übereinstimmten. Solange Crenshinibons Einfluss anhielt, gab es keinen Beweis für den tatsächlichen Ablauf des Überfalls. Wenn Entreri die Wahrheit gesagt hatte – und Sharlotta sah keinen Grund, ihm nicht zu glauben –, so würde Kohrins Weigerung, das Schwert zu verkaufen, weder mit einem Diebstahl noch mit einem Angriff des Hauses Basadoni in Verbindung gebracht werden. Man würde sein Verhalten für den Auslöser eines internen Putsches halten.
Sharlotta musterte den Meuchelmörder scharf mit einer Mischung aus Ärger und Bewunderung. Er hatte sich um jeden möglichen Aspekt der Erwerbung des begehrten Schwertes im Voraus gekümmert. Sharlotta, der die Beziehung Entreris zu den gefährlichen Drows Rai-guy und Kimmuriel durchaus bewusst war, hegte keinen Zweifel daran, dass der Meuchelmörder die Dunkelelfen mit der Absicht nach Dallabad gelockt hatte, sich das Schwert zu besorgen.
»Du webst ein Netz aus vielen Schichten«, meinte die Frau.
»Ich habe mich viel zu lange mit Dunkelelfen herumgetrieben«, erwiderte Entreri beiläufig.
»Aber du balancierst auf dem Grat zur Katastrophe«, sagte Sharlotta. »Viele der Gilden haben die Eroberung von Dallabad bereits mit Haus Basadoni in Verbindung gebracht, und jetzt stolzierst du offen mit Charons Klaue durch die Stadt. Die anderen Gerüchte sind natürlich glaubwürdig, aber dein Benehmen trägt wenig dazu bei, uns von der Verantwortung für die Ermordung von Kohrin Soulez zu entlasten.«
»Wie stehen Pascha Da'Daclan und Pascha Wroning dazu?«, fragte Entreri und täuschte Besorgnis vor.
»Da'Daclan ist vorsichtig und hält sich bedeckt«, erwiderte Sharlotta. Entreri unterdrückte ein Grinsen über ihren ernsten Tonfall, denn sie hatte seinen Köder offenkundig geschluckt. »Er ist allerdings alles andere als begeistert über die Situation und die vielen Gerüchte bezüglich Dallabad.«
»Und so werden sie alle reagieren«, argumentierte Entreri.
»Solange Jarlaxle nicht zu kühn wird, was die Konstruktion von Kristalltürmen betrifft.«
Er sprach erneut mit dramatischer Ernsthaftigkeit, eher um Sharlottas Reaktion auszuloten als um irgendwelche Informationen zu liefern, die der Frau noch nicht bekannt waren. Er bemerkte ein leises Beben ihrer Lippen. Ärger? Angst? Abscheu? Entreri wusste, dass Rai-guy und Kimmuriel alles andere als glücklich waren, was Jarlaxles Verhalten anging. Möglicherweise waren die beiden Offiziere der Meinung, dass der Einfluss des
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