Die vergessenen Welten 13 - Der schwarze Zauber
einen Moment lang an und gab dann eine kurze Antwort auf eine Frage, die viel zu komplex war, als dass er sie völlig hätte durchschauen können. Es war eine Antwort, in der mehr Wahrheit steckte, als Artemis Entreri selbst ahnte.
»Weil ich die Drow noch mehr hasse als die Menschen.«
TEIL 2
Wer ist das Werkzeug und wer der Meister?
Entreri wieder im Bunde mit Jarlaxle?
Was für eine seltsame Allianz das zu sein scheint und eine Vorstellung, die den meisten (und ursprünglich auch mir) wie ein höchst beunruhigender Albtraum vorkommen muss. Ich glaube, es gibt keinen gewiefteren und fähigeren Mann als Jarlaxle von der Bregan D'aerthe. Er ist skrupellos auf seinen Vorteil bedacht und ein verschlagener Anführer, der auf dem Dung einer Rothe-Herde ein Königreich errichten kann. Jarlaxle ist in der matriarchalischen Gesellschaft von Menzoberranzan ebenso mächtig geworden wie jede Oberin Mutter.
Jarlaxle, der Geheimnisvolle, der meinen Vater kannte und behauptet, mit Zaknafein sogar befreundet gewesen zu sein. Wie kann ein Drow, der ein Freund Zaknafeins war, sich mit Artemis Entreri verbünden? Auf den ersten Blick erscheint eine solche Vorstellung paradox, sogar unsinnig. Und doch glaube ich Jarlaxles Behauptung, was das erstere betrifft, und von dem zweiten weiß ich, dass es stimmt – und zwar bereits zum zweiten Mal.
Unter professionellen Aspekten betrachtet, scheint mir diese Allianz kein großes Rätsel zu sein. Entreri zog schon immer Positionen im Hintergrund vor, von denen aus er einem gut zahlenden Herrn als Waffe diente. Nein – kein Herr. Ich bezweifle, dass Artemis Entreri jemals einen Herrn hatte. Vielmehr arbeitete er, auch wenn er im Dienst einer Gilde stand, als eine Art Söldner. Und ein solcher fähiger Söldner konnte natürlich einen Platz in Bregan D'aerthe finden, insbesondere dann, wenn diese Organisation an die Oberfläche kam und wahrscheinlich Menschen brauchte, die ihr als Fassade dienten. Für Jarlaxle war eine solche Allianz also eine durchaus nützliche Angelegenheit.
Aber da ist noch etwas anderes zwischen den beiden. Ich habe dies an der Art erkannt, in der Jarlaxle von dem Mann gesprochen hat, und aus dem einfachen Umstand, dass der Söldnerführer sich solche Mühe gemacht hat, den letzten Kampf zwischen Entreri und mir zu arrangieren. Es ging dabei um Entreris Gemütszustand, und die Sache war mit Sicherheit weder als Gefallen für mich gedacht noch als pure Unterhaltung für Jarlaxle. Er kümmert sich um Entreri wie um einen Freund, auch wenn er darüber den Wert der vielen Talente des Meuchelmörders nicht außer Acht lässt. Darin liegt die Ungereimtheit.
Denn obwohl Entreri und Jarlaxle Fähigkeiten besitzen, die sich ergänzen, scheinen sie sich in Temperament und hinsichtlich ihrer Moral nur wenig zu ähneln – zwei Dinge, die für eine erfolgreiche Freundschaft von grundlegender Bedeutung sind. Oder vielleicht auch nicht.
Jarlaxles Herz ist bei weitem großzügiger als das von Artemis Entreri. Der Söldner kann natürlich brutal sein, aber er ist es nicht willkürlich. Zweckmäßigkeit bestimmt sein Handeln, denn sein Augenmerk ist immer auf seinen persönlichen Nutzen gerichtet. Doch selbst im Licht dieses konsequenten Pragmatismus siegt häufig Jarlaxles Herz über seine Profitgier. Immer wieder hat er mich entkommen lassen, zum Beispiel in Menzoberranzan, wo ihm mein Kopf bei Oberin Malice oder Oberin Baenre einen gewaltigen Gewinn eingebracht hätte. Besitzt Artemis Entreri eine ähnliche Großmütigkeit? Nicht im Mindesten.
Ich glaube sogar, Entreri würde erst versuchen, mich zu töten, und dann seinen Zorn gegen den Söldner richten, wenn er erführe, dass Jarlaxle mich damals im Kristallturm vor dem Tod gerettet hat. Ein solcher Kampf mag noch immer stattfinden, und in diesem Fall wird Artemis Entreri meiner Überzeugung nach herausfinden, dass er es mit einem übermächtigen Gegner zu tun hat. Nicht durch Jarlaxles Fähigkeiten allein, obgleich der Söldner ein geschickter und angesehener Kämpfer ist, sondern durch die vielen tödlichen Verbündeten des gewieften Mannes.
Darin liegt die Essenz von Jarlaxles Interesse an Entreri und seiner Kontrolle über ihn. Der Söldnerführer sieht den Wert des Mannes und fürchtet ihn nicht, denn was Jarlaxle perfektioniert hat, Entreri hingegen schmerzlich vermissen lässt, ist die Fähigkeit, eine Organisation zu errichten, die in vielfältiger Weise aufgebaut ist. Entreri wird nicht versuchen, Jarlaxle zu
Weitere Kostenlose Bücher