Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
Fugue-Ebene ist ein Ort der Folter«, versicherte der Fromme Gositek einem nervösen kleinen Mann, der vor seinem Schreibtisch stand. Die Hände des Mannes kneteten fiebrig eine winzige Börse, rollten den schmutzigen Beutel ununterbrochen hin und her.
    »Ich habe nicht viel«, sagte er durch seine beiden verbliebenen Zähne, die krumm und gelb waren.
    »Was von den Armen kommt, wird selbstverständlich höher geschätzt«, rezitierte Gositek, und die frommen Brüder, die hinter ihm Wache hielten, grinsten höhnisch. Einer zwinkerte dem anderen sogar zu, denn Gositek hatte den ganzen Morgen nichts anderes getan, als sich zu beschweren, sobald er festgestellt hatte, dass er auf der Liste in der Vorhalle des Tempels für den nächsten Zehntag für den Dienst als Ablassverkäufer aufgeführt worden war. Er würde jeden Morgen damit verbringen, Geld einzusammeln, und an den Nachmittagen für die Armen auf dem übelriechenden Friedhof beten müssen. Das war eine Aufgabe, um die im Haus der Beschützerin niemand beneidet wurde.
    »Es geht nicht um die Menge des Geldes«, log Gositek, »sondern um die Größe des Opfers. Nur das ist für Selûne wichtig. Also sind die Armen gesegnet, seht Ihr? Eure Möglichkeiten, Eure Lieben aus der Fugue zu befreien und Euren eigenen Besuch dort zu verkürzen, sind erheblich größer als die der Reichen.«
    Der schmutzige alte Bauer rollte seinen winzigen Geldbeutel erneut. Er leckte sich mehrmals die Lippen, nestelte an dem Beutel und holte eine einzige Münze heraus. Dann reichte er mit einem beinahe zahnlosen Grinsen, das von Lüsternheit und Heimtücke sprach, die Münze dem Assistenten des Frommen Gositek, der über einen schweren Metallkasten wachte, in dessen Deckel ein Schlitz für die Spenden angebracht war.
    Der Bittsteller war selbstverständlich sehr mit sich zufrieden, aber Gositeks Blick war gnadenlos. »Ihr habt einen Geldbeutel«, sagte der Fromme. »Er ist voller Münzen, und Ihr gebt nur eine einzige?«
    »Mein einziges Silber«, keuchte der Mann. »Der Rest ist nur Kupfer, und auch davon habe ich nur zwanzig.«
    Gositek starrte ihn einfach nur an.
    »Aber mein Magen knurrt ganz schrecklich«, wimmerte der Mann.
    »Nach Essen oder nach Alkohol?«
    Der Bittsteller stotterte und spuckte, aber er konnte irgendwie nicht die rechten Worte finden, um die Behauptung abzustreiten – und tatsächlich hätte der Gestank, der von ihm ausging, ein solches Leugnen auch eher dumm erscheinen lassen.
    Gositek lehnte sich auf seinem Holzstuhl zurück und verschränkte die Arme.
    »Ich bin enttäuscht«, sagte er.
    »Aber mein Bauch ...«
    »Ich bin nicht enttäuscht über Euren Mangel an Wohltätigkeit, Bruder«, unterbrach ihn Gositek. »Sondern über Euren anhaltenden Mangel an Vernunft.«
    Der Mann starrte ihn ausdruckslos an.
    »Ihr erhaltet hier eine doppelte Chance!«, verspottete Gositek ihn. »Ihr habt die doppelte Gelegenheit, der heiligen Selûne Eure Ergebenheit zu beweisen. Ihr könnt für nur ein paar Münzen ein gewaltiges Opfer bringen und gleichzeitig Euer irdisches Dasein verbessern, indem Ihr Eure unreinen Gedanken beherrscht. Gebt Eure Münzen Selûne und versagt Euch selbst den Alkohol. Versteht Ihr, was ich meine?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Jede Münze erkauft Euch den doppelten Ablass und mehr«, sagte Gositek und streckte die Hand aus.
    Der Bauer legte den Geldbeutel hinein.
    Gositek lächelte den Mann an, aber es war wahrhaftig ein kaltes Lächeln, das selbstzufriedene Lächeln einer Katze, die die Maus herumscheucht, bevor sie sie frisst. Langsam und entschlossen öffnete Gositek den Beutel und ließ den mageren Inhalt in seine freie Hand fallen. Seine Augen blitzten, als er ein Silberstück zwischen den zwei Dutzend Kupfermünzen bemerkte, und er blickte zu dem verlogenen Bittsteller auf, der sich unter diesem Blick hilflos wand.
    »Schreibt seinen Namen nieder«, wies Gositek seinen Helfer an.
    »Bullium«, sagte der Mann, und er wackelte in einem jämmerlichen Versuch, sich zu verbeugen, mit dem Kopf, dann setzte er dazu an zu gehen. Er blieb jedoch gleich wieder stehen, leckte sich erneut die Lippen und starrte die Münzen in Gositeks Hand an.
    Der Fromme Gositek nahm ein paar Kupferstücke aus dem Häuflein, wobei er den Blick nicht von dem Mann abwandte. Er reichte den Rest seinem Assistenten für den Sammelkasten und begann die anderen wieder in den Geldbeutel zurückzustecken. Dann hielt er jedoch inne, immer noch mit dem Blick auf dem Mann,

Weitere Kostenlose Bücher