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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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bereits entdeckt hatte, es aber nicht zeigte.
    Entreri überquerte den Platz vor dem Tempel mit entschlossenem Schritt und hielt auf eine Straße an der Südseite zu, einen staubigen Weg, der sich hügelabwärts zum Südhafen zog. Wegen des Mangels an Deckung ging Jarlaxle um den Platz herum und befürchtete schon, Entreri wegen dieses längeren Wegs aus den Augen zu verlieren, weil der Meuchelmörder sich recht schnell bewegte. Aber als er zum Südrand des Platzes kam, bemerkte er, dass der Verfolgte nun erheblich langsamer ging. Jarlaxle bewegte sich parallel zu ihm, und zwar so schnell wie möglich.
    Schon bei seinen ersten Schritten auf der Straße bemerkte Jarlaxle die sichtliche Veränderung, die seinen Freund überfallen hatte. Nie zuvor hatte er den selbstsicheren und von sich überzeugten Entreri so gesehen. Es schien, als könne er kaum die Kraft aufbringen, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Blut war aus seinen Wangen gewichen, was ihn gräulich bleich aussehen und seine Lippen noch schmaler wirken ließ.
    Ohne jede Anstrengung stieg der anmutige Drow auf das Dach einer Hütte und rutschte auf dem Bauch an den Rand, um auf die Straße hinauszusehen.
    Ein paar Fuß weiter war Entreri stehen geblieben und starrte etwas an. Er hatte die Hände an den Seiten, aber nicht nahe den Waffengriffen.
    Nun wusste der Drow es über jeden Zweifel hinaus: Artemis Entreri war, als er dort stand, vollkommen hilflos. Ein Anfänger hätte sich hinter ihn schleichen und ihn problemlos umbringen können.
    Dieser Gedanke bewirkte, dass Jarlaxle sich umsah, obwohl er keinen Grund hatte zu befürchten, dass jemand ihnen auflauerte.
    Er lachte lautlos über sich selbst und seine irrationale Nervosität, und als er wieder zu Entreri zurückschaute, begann er zu begreifen, wie vollkommen seltsam das alles war. Er rollte sich über den Rand des Daches, landete beinahe lautlos und ging zu Entreri – der ihn erst im letzten Augenblick bemerkte.
    Doch selbst dann sah er Jarlaxle nicht einmal an. Sein Blick blieb auf eine Hütte weiter unten an der Straße gerichtet, ein unauffälliges Ding aus Lehm und Holz, mit dem Skelett eines längst weggefaulten Vordaches. Darunter lehnte neben der offenen Tür ein zerbrochener Korbstuhl an der Hütte.
    »Kennst du diesen Ort?«
    Entreri sah ihn nicht an und antwortete auch nicht. Sein Atem wurde allerdings schwerer, und das sagte Jarlaxle alles, was er wissen musste.
    Das hier war Entreris Zuhause gewesen, der Ort, an dem er seine ersten Jahre verbracht hatte.

23
    Das alte Elend
    »Wenn ich dir helfen soll, dann muss ich mehr wissen«, erklärte Jarlaxle, aber Entreris Miene allein machte bereits klar, dass Logik hier auf taube Ohren stieß. Sie waren wieder in ihrem Haus, zusammen mit Athrogate, und Entreri hatte, seit ihr haariger Begleiter vor einer Stunde wieder zu ihnen gestoßen war, kein Wort mehr gesagt.
    »Ich bekomme langsam das Gefühl, dass er Eure Hilfe nicht will, Elf«, sagte Athrogate.
    »Er hat uns gestattet, bei seinem Abenteuer dabei zu sein.«
    »Ich habe euch nicht davon abgehalten, mir zu folgen«, erklärte Entreri. »Was ich hier zu erledigen habe, ist meine Sache.«
    »Und was soll ich dann tun?«, fragte der Drow.
    »Hier im Luxus leben selbstverständlich!«, sagte Athrogate, und er betonte das, indem er mit der flachen Hand auf den Tisch schlug und dabei ein Insekt zerdrückte. »Gute Jagd und gutes Essen«, sagte er und hob den zerdrückten Käfer vor sein Gesicht, als wollte er ihn tatsächlich in den Mund stecken. »Wer würde mehr verlangen? Bruhaha! « Zu Jarlaxles Erleichterung warf der Zwerg das zerdrückte Insekt jedoch weg. Entreri interessierte sich offenbar nicht für das Schicksal des Schädlings.
    »Das ist mir vollkommen egal«, antwortete Entreri. »Sucht euch eine bequemere Unterkunft. Oder verlasst Memnon.«
    »Warum bist du hergekommen?«, fragte Jarlaxle, und nun zuckte Entreri ein winziges bisschen zusammen. »Und wie lange wirst du bleiben?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wen willst du hier sehen?«
    Entreri antwortete nicht. Er drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte aus dem Haus in die Morgensonne.
    »Der ist wirklich wütend, wie?«, fragte Athrogate.
    »Ich nehme an, aus gutem Grund.«
    »Nun, Ihr sagt, er ist hier aufgewachsen«, erklärte der Zwerg. »So was kann einen schon ein bisschen durcheinanderbringen. «
    Jarlaxle schaute von der offenen Tür zu dem Zwerg und lachte leise, und zum ersten Mal wurde ihm klar, dass er sich

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