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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.A. Salvatore
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hatte ihn auf einem Wagen weitertransportieren müssen, wo er nichts als eine Last gewesen war.
    Es gab Leute, die alles feierten, dachte Entreri. Selbst Mittelmäßigkeit.
    Auf den Straßen von Calimhafen hätte ein Mann, der sich so jämmerlich verteidigte wie Eng, nur eine einzige Chance erhalten, sich zu retten, falls überhaupt.
    Als Nächstes wurde Calihye nach vorn gerufen, und Entreri beobachtete ihre Ehrung sorgfältiger und ein wenig wohlwollender. Die Halb-Elfe hatte sich geweigert, mit zur Burg zu gehen, hatte aber zugestimmt, bei dem verwundeten Davis Eng zu bleiben. Sie hatte ihre Übereinkunft mit Kommandantin Ellery und ihren Diensteid gegenüber der Mission gebrochen, und dennoch wurde sie belohnt.
    Entreri grinste und ließ zu, dass alle negativeren Gedanken sich auflösten und seine persönlichen Gefühle für die Halb-Elfe sich über seinen Zynismus hinwegsetzten.
    Dennoch, es erstaunte ihn, wie freigebig der König mit seinem Lob war – obwohl er selbstverständlich wusste, dass alles nur Theater war. Es ging bei dieser Zeremonie nicht um Davis Eng oder um Calihye. Es ging nicht um den lästigen Athrogate, der als Nächster vorwärtshüpfte, um seine Ehrung entgegenzunehmen. Es ging nicht einmal um Jarlaxle und Entreri. Diese Ehrungen wurden vor allem um der Leute willen vergeben, die zusahen – die Bürger von Blutstein. Es ging darum, Helden für die Moral der einfachen Leute zu schaffen, damit sie sich weiter verbeugten und ihre Anführer priesen und dabei ihre eigenen Probleme nicht so sehr bemerkten. Die Hälfte von ihnen legte sich an den meisten Abenden hungrig nieder, während jene, die sie so liebten, ihr Paladin-König und sein Hof, so etwas nie erleben würden.
    Am Ende siegte Entreris Zynismus, und als er schließlich nach vorn gerufen wurde – zum zweiten Mal, denn er war so in Gedanken versunken gewesen, dass er den ersten Ruf nicht einmal hörte –, versuchte er nicht einmal, seine Stimmung zu verbergen.
    Er hörte Jarlaxles leises Lachen hinter sich, als er auf Gareth zuging, und er wusste, dass sein Begleiter das Spektakel genoss. Kurz drehte er sich noch einmal um, nur um dem Drow einen wütenden Blick zuzuwerfen. Und selbstverständlich lachte Jarlaxle danach bloß noch mehr.
    »Artemis Entreri«, sagte Gareth, was bewirkte, dass der Meuchelmörder sich wieder dem König zuwandte. »Ihr seid neu in diesem Land, aber Ihr habt Euren Wert bereits bewiesen. Mit Euren Taten am Vaasa-Tor und im Norden gegen das Konstrukt Zhengyis habt Ihr Euch selbst vor all diesen anderen Helden hervorgetan. Für Euren Sieg über den untoten Drachen verleihe ich Euch, Artemis Entreri, den Titel eines Ritteranwärters des Ordens.«
    Ein Mann in schmutzigem Gewand trat neben den kahlen, dicken Priester an Gareths Seite. Der Priester, Bruder Dugald, segnete das Schwert, dann reichte er es Gareth.
    Aber der zerlumpte Mann schaute, während das geschah, nicht den König, sondern Entreri an. Und obwohl Gareths Ansprache genau die richtigen Worte enthalten hatte, wurde Entreri sehr deutlich, dass dieser Mann – offenbar ein guter Freund des Königs – ihn nicht in dem gleichen schmeichelhaften Licht sah.
    Artemis Entreri hatte die Straßen von Calimhafen überlebt, weil er so gut mit Waffen umgehen konnte, aber noch wichtiger war seine Fähigkeit gewesen, Freund und Feind mit einem einzigen Blick abzuschätzen.
    Dieser Mann, ein wenig älter als er selbst und trotz seines abgerissenen Aufzugs kein einfacher Bauer, war kein Freund.
    Gareth nahm das Schwert und hob es mit beiden Händen hoch.
    »Bitte kniet nieder«, wies Königin Christine Entreri an, der immer noch den Mann in der zerlumpten Robe anstarrte.
    Entreri drehte langsam den Kopf, um die Königin anzusehen, dann nickte er und sank auf die Knie. Gareth berührte ihn mit der flachen Seite des Schwerts an der linken Schulter und erklärte ihn zu einem Ritteranwärter des Ordens. Der dicke Priester begann, alle Ehren und Vorteile herunterzuleiern, die ein solcher Titel mit sich brachte, aber Entreri hörte kaum zu. Er musste immer noch an den zerlumpten Mann denken, und an den Blick, den sie gewechselt hatten.
    Er dachte daran, wie es Jarlaxle immer wieder gelang, sie an Orte zu bringen, wo sie nicht hingehörten.
    Weit im Norden des Blutsteintals, in Palishchuk, dauerte die Feier bis tief in die Nacht, und es war Riordan Parnell, der dafür verantwortlich war. Wann immer es ein wenig stiller wurde, stimmte der Barde ein neues Lied über

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