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Die Vergessenen

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Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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darauf bereiten Sie sich wahrscheinlich längst vor.«
    Thracer verschränkte einfach die Arme, lehnte sich zurück und wartete.
    »Während der Rebellion habe ich einem Proktor das Leben gerettet – habe ihn zu unserer Sanitätseinheit im Triada-Lager gebracht.« Grants Blick wanderte über die anderen Gesichter am Tisch. »Sie kennen ja die Geschichte: Er überlebte einen Angriff des Technikers, und er überlebte ihn, weil der Techniker ihm die Atemmaske wieder aufsetzte.«
    »Das behaupten Sie«, wandte Thracer ein.
    Grant spürte Verärgerung aufflackern. Die Tatsache, dass der Techniker Tombs nach dem Angriff die Maske wieder aufgesetzt hatte, war seit über zehn Jahren öffentlich bekannt, aber man fand weiterhin Menschen wie Thracer, die Grants Wort anzweifelten. Statt jedoch über diesen Punkt zu streiten, nickte Grant nur und fuhr fort: »Wir dachten schon immer, dass etwas an den Schnatterenten, den Kapuzlern, den Siluroynes, Heroynes undTrikonussen seltsam ist. Nach all den Erkenntnissen von der Polis-Tagreb und der Atheter-KI wissen wir es jetzt: Schnatterenten sind die Nachfahren der Atheter, Kapuzler und Trikonusse sind künstlich, und Kapuzler waren einst Kriegsmaschinen oder wurden aus solchen heraus entwickelt.«
    »Damit erzählen Sie uns nichts wirklich Neues«, wandte die Frau ein, die ihn hergeführt hatte und die inzwischen rittlings auf einem Stuhl hinter Thracer saß.
    »Na ja, ich wusste noch nicht, dass Kapuzler mal Kriegsmaschinen waren«, sagte der Mann in schlichter Kleidung.
    »Das liegt nur daran, dass du nicht aufgepasst hast, David«, erwiderte sie.
    Thracer hob eine Hand. »Lasst ihn weiterreden – er verdient zumindest, dass wir ihn anhören.«
    »Okay«, knirschte Grant, »ich möchte Ihnen mal etwas erzählen, was Sie noch nicht über Proktor Jeremiah Tombs wissen.«
    »Wir wissen, dass er hierher unterwegs ist«, sagte Thracer. »Und dass sehr wahrscheinlich Greenport sein letztes Ziel sein wird.«
    Grant schüttelte den Kopf. »Nein, wird es nicht, und der Grund ist folgender.« Er holte tief Luft und blickte die anderen unverwandt an. »Alles, was Sie von Tombs wissen, ist, dass es sich um einen irren Proktor handelt, der nicht akzeptieren kann, dass seine Theokratie tot ist. Er ist zu einem Symbol geworden – verkörpert für manche die Gesamtheit aller Proktoren. Er ist das Ziel Nummer eins für das Aufräumkommando, befand sich aber bislang auf der Häretikerinsel in Sicherheit. Er ist jedoch mehr als das, viel mehr.«
    »Wie kann ein Proktor mehr sein, als jemand, der dem Sarg bislang entgangen ist?«, fragte einer der übrigen Männer am Tisch und stieß diese Worte knapp und böse hervor.
    Grant neigte den Kopf. Er hätte den Leuten hier am liebsten ein wenig Verstand eingeprügelt, aber er verstand sie auch vollkommen. Den Bauch angespannt, blickte er wieder auf und konzentrierte sich auf den Sprecher.
    »Als der Techniker Tombs auseinandernahm, stöpselte er sich in sein Gehirn ein und lud etwas hinunter«, sagte er lapidar.
    »Quatsch«, entgegnete der Mann.
    Grant zuckte die Achseln, nicht die Reaktion, die er am liebsten gezeigt hätte. Sein Tonfall war gleichmäßig, aber rau, als er fortfuhr: »Ich schätze, Sie haben sich nie gefragt, warum Tombs noch immer verrückt ist, warum die Polis-Gedankentechs ihm nicht die Flausen ausgetrieben haben. Die KIs möchten diesen Download aufgrund seiner Quelle nicht gefährden.«
    »Warum haben sie ihn dann entkommen lassen?«, fragte Thracer.
    »Weil die heutige Realität auf Masada ihn durch einen Schock wieder zu Vernunft bringen und es den KIs ermöglichen müsste, an diese Informationen zu gelangen.« Grant drückte es geradlinig und lapidar aus und verbarg die eigenen Zweifel.
    »Oh, wir können ihn mit der Realität vertraut machen«, sagte der böse Mann.
    Thracer warf ihm mit ausdrucksloser Miene einen Blick zu und sagte dann: »Sie verlangen von uns zu akzeptieren, dass ein Kapuzler fähig ist, Informationen in den Verstand eines Menschen zu übertragen. Vielleicht leiten sich diese Kreaturen aus Organismen ab, die für den Krieg hergestellt wurden, aber ich weiß nichts von einer solchen Fähigkeit. Die Biologie der Kapuzler ist weitgehend bekannt und verstanden.«
    »Der Techniker hat diese schrägen Plastiken hergestellt – das wissen wir alle. Tun das andere Kapuzler auch?«, fragte Grant.
    »Also ist er ein bisschen anders«, sagte einer der Übrigen achselzuckend.
    »Sehr anders«, sagte Grant. »Schon

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