Die Vergessenen
während der Rebellion hat ein schräger Vogel aus der Polis dem Techniker nachgespürt und sich die Plastiken unter den Nagel gerissen, ehe die Proktorensie finden und zerstören konnten. Vor vier Jahren fand er eine Plastik im Gebirge. Sie ist eine Million Jahre alt. Kapuzler leben nicht so lange, also scheint es, dass der Techniker praktisch unsterblich gemacht worden ist, und seit zwei Millionen Jahren findet man auf diesem Planeten niemanden mehr, der dazu fähig gewesen wäre.«
»Worauf möchten Sie hinaus?«, fragte Thracer.
»Versuchen Sie nicht, Tombs umzubringen. Versuchen Sie nicht, Tombs umbringen zu lassen, und warnen Sie entsprechend Mitglieder des Aufräumkommandos, die sich dafür bereitmachen könnten, ihn zu töten.« Grant warf einen kurzen Blick auf den bösen Mann und wandte sich dann wieder Thracer zu.
»Drohen Sie uns?«, fragte Thracer.
»Ich überbringe nur eine Warnung«, sagte Grant und stand auf. »Ich werde auf ihn achtgeben, und andere werden das ebenfalls tun.«
»Welche anderen?«
»Einer ist eine Polisdrohne, die im Pradorkrieg gekämpft hat. Das ist eine Maschine, mit der Sie sich wirklich nicht anlegen sollten. Aber stellen Sie zunächst mal mich in Rechnung. Wenn jemand versucht, sich an Tombs zu vergreifen, werde ich dem Einhalt gebieten.«
Herr Böse blickte auf. »Was ist das für ein Gefühl, Grant, wenn man versucht, ein solches Stück Dreck am Leben zu halten?«
»Man fühlt sich schmutzig«, sagte Grant. »Die Theokratie ist jedoch Geschichte, und die KIs sind hier – wir können uns nicht aussuchen, welche Aspekte ihrer Herrschaft wir akzeptieren.«
»Yeah, wie auch immer«, sagte Herr Böse.
»Sie haben Ihre Warnung überbracht, Commander«, sagte Thracer. »Wir denken darüber nach.«
Das waren Abschiedsworte. Grant nickte und ging weg. Er hoffte auf Thracers Einsicht, dass ein lebender Tombs für Masada und seine Menschen wichtiger war als kleinliche Vergeltung – hoffte, dass Thracer die Hitzköpfe in seiner Organisation an die Kandare nehmen konnte. Im Grunde sorgte sich Grant nicht um Tombs’ Leben, sondern um das dieser Leute. Amistad hatte ihm das kürzlich sehr deutlich gemacht. Die Drohne passte nicht selbst auf Tombs auf; diese Aufgabe oblag einem ihrer »Mitarbeiter«, und dieser würde seine Reaktion auf jegliche Bedrohung für das Leben Tombs’ nicht einschränken. Etwas an der Art, wie Amistad von diesem »Mitarbeiter« gesprochen hatte, bereitete Grant Sorgen. Es klang fast, als wäre dieses Individuum noch tödlicher als Amistad selbst. Und da Letzterer ein Veteran des Pradorkrieges war und genug Munition enthielt, um eine Stadt zu vernichten, sowie genug Galle, um Spaß daran zu haben, verhieß das nichts Gutes für jeglichen Attentatsversuch.
Irgendwann hatte ein Sturm ein Stück der Flötengrasebene aus dem Hauptwachstum landeinwärts gerissen, und eine der komplexen zurückweichenden Gezeiten hatte es hier abgelagert. Hier gewann der Kontinent etwas von seiner Fläche zurück, während das Gras jetzt seine Wurzelstöcke über die Gezeitenlinien des Kieses ausbreitete. Jem war überzeugt, dass ein solch kleiner Bewuchs nichts Fieses verbergen konnte, denn dort fand man nichts zu jagen, und so geschah es dort, dass er in den Schlaf der Erschöpfung fiel.
Er wurde einmal in der Nacht wach, während der grelle Schein Amoks das Gras der Umgebung versilberte, und bemerkte Pfennigmuscheln, verstreut auf dem feuchten Erdboden ringsherum. Er starrte die Muster auf ihren Schalen an und versuchte, einen Sinn in all dem zu erkennen, fand aber nichts weiter als eine unerträgliche Traurigkeit, die in ihm aufstieg. Er versuchte, im Ersten Satagenten Trost zu finden, aber die Welt um ihn herum saugte die Worte einfach auf und antwortete mit einem fernen und spöttischen »sattbarf hoggelmiff«. Jem wurde still, und Trauer und Furcht mischten sich in seiner Brust.
Alles schien seinen Glauben auf die Probe zu stellen. Die Wirklichkeit schien seinen Glauben auf die Probe zu stellen. Und während ihm dieser beunruhigende Gedanke durch den Kopf ging, versuchte er wieder einzuschlafen, aber dieses Hintergrundmurmeln spukte in seinem Verstand, in dem kurze Eindrücke der Schrift aufblitzten, aber auch Erinnerungen an die Kindheit und die endlosen Theologiestunden, und es fiel ihm schwer, wieder einzuschlafen. Irgendwann glitt er in einen Traum hinüber, ertappte sich dabei, wie er auf die Worte seines Satagenials starrte und sie einfach nicht verstand. Er
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