Die Vergessenen

nach der Zukunft war nichts, wofür er schon Begeisterung aufgebracht hätte.
    »Yeah, das bin ich«, antwortete er.
    »Ich bringe Sie zu ihm.« Sie deutete über den Markt hinweg und ging voraus.
    Unterwegs fiel Grant ein Stand auf, wo angekochte Squerme und Sprawne verkauft wurden, eine Proteinform, die zu essen für jeden außerhalb der Hierarchie eine Straftat gewesen war, die jetzt jedoch für nur einen New-Carth-Shilling oder ein Äquivalent dazu in Imbisstüten verkauft wurde. Zu weiteren Lebensmitteln und Getränken, die hier angeboten wurden, gehörten die großen Trauben von den Traubenbäumen im Norden, Wein aus derselben Quelle, Wurstkonserven jeder Art, geschnitten und zwischen Scheiben von Bauschbrot in Pfeffersauce serviert, sowie noch exotischere Gerichte von anderen Planeten. Grant lief schon das Wasser im Mund zusammen, als sich die Frau erneut zu Wort meldete und ihm jeden Appetit raubte.
    »Es ist eine Ehre, Sie hier zu begrüßen«, sagte sie. »Haben Sie vor, sich uns anzuschließen?«
    »Nee, derzeit nicht«, sagte er, nachdem er leicht zusammengezuckt war.
    Sie führte ihn um eine Ecke zu einem Abschnitt des Marktes, wo die Händler Überreste der Theokratie verkauften: Proktorenuniformen, diverse kirchliche Gewänder, Dienstmarken, Orden, Schmuck, Dolche und andere Handwaffen – wobei die verschiedenen Schusswaffen in einer verschlossenen Kettenglasvitrine ausgestellt waren –, zahlreiche prachtvoll gestaltete Papierbücher und die üblichen elektronischen Satageniale. Es überraschte ihn, solche Artikel zum Kauf angeboten zu sehen.
    Er deutete auf den Stand. »Macht Ihnen das nichts aus?«
    Sie hatte schon weitere Fragen an ihn richten wollen, warf jetzt aber einen Blick auf die ausgelegten Waren. »Nein, das machtmir nichts aus, auch sonst keinem Overlander oder jemandem, der zum Aufräumkommando hält. Es gefällt uns, dass alles, was von der Theokratie so geachtet wurde, jetzt als Nippes feilgeboten wird, als Sammlerstücke oder Dekoration. Das ordnet die Theokratie massiv der Vergangenheit zu, wo sie auch hingehört.«
    Grant sah sie an. Das klang gar nicht nach der Meinung eines Menschen, der das Negativ einer Proktorenuniform trug und Geld und Make-up in einem ausgehöhlten Skole mitführte. Ihm ging der Gedanke durch den Kopf, dass man hier vorab von seinem Kommen informiert worden war und diese Frau auf ihn gewartet hatte.
    Auf die Nippesstände folgte ein Karussell-Warenautomat, um den herum man Tische und Stühle aufgestellt hatte. Ein solcher Freiluft-Restaurantbetrieb, wenn auch von der Atmosphäre des Planeten abgeschirmt, hatte man auf der Oberfläche Masadas vor der Rebellion nie zu sehen bekommen. Es war eine Neuheit, deren Verbreitung Grant schon aufgefallen war, besonders bei denen, die wirklich in der Lage waren, im Freien zu essen und zu trinken. Er hatte selbst schon im Freien an einem solchen Tisch gesessen und zugesehen, wie die Gäste Speisen und Getränke in einer Freiheit genossen, die sie sich zuvor nicht hatten ausmalen können; er selbst hingegen musste noch eine Atemmaske tragen.
    Edward Thracer saß zusammen mit zwei weiteren Overlanders und einer vierten Person in schlichterer Kleidung an einem Tisch, trank Weißwein und probierte Snacks aus verschiedenen Schüsseln. Die vier schienen bei ihrem Schmaus eine gute Zeit zu verbringen, und Grant fühlte sich wie ein Skelett, das hier die Stimmung vermieste.
    »Commander Grant«, stellte ihn die Frau vor, als sie an den Tisch herantraten.
    Grant spürte, wie er zusammenzuckte, als weitere Personen ringsherum ihn ansahen, manche den militärischen Gruß derRebellen zeigten, während andere nickten und lächelten. Stühle wurden zur Seite gerückt, um Platz zu machen, und ein neuer Stuhl herangezogen. Grant setzte sich, ignorierte das für ihn eingeschenkte Glas Wein und blickte zu Edward Thracer hinüber. Der Mann war ein Fels, massive Muskeln und ein rasierter Schädel mit einer dunkelroten Narbe, die beinahe die Form eines Eichenblatts aufwies.
    »Also, was können wir für Sie tun, Commander?«, fragte Thracer.
    Grant entschied, die Sache zurückhaltend anzugehen, nicht zu massiv aufzutreten. Er konnte hier nicht so kurz angebunden und schroff auftreten, wie es seiner Gewohnheit entsprach, und auch nicht einfach Befehle brüllen und erwarten, dass man ihnen Folge leistete. »Sie wissen, wem meine Sympathien gelten, Edward, und ich weiß, wem Ihre gelten«, sagte er vorsichtig. »Was ich Ihnen jetzt erzähle,