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Die Vergessenen

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Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gänzlich von dem reinigen, was er getrunken hatte.
    »Ich hoffe, dass nichts davon real ist.« Chanter deutete auf die Bewegungen innerhalb der Kapuze.
    »Alles synthetische Muskeln und Elektronerven«, erklärte Clyde. »Dieses Ausstellungsstück war sprawn-infiziert und schon lange in Verwesung übergegangen, als man es entdeckte.«
    »Und woraus resultiert das Leuchten?«, fragte Chanter. »Was macht ihre Augen leuchten, wenn sie am Leben sind?«
    »Die gleichen Leuchtamöben, die man an manchen Strändendieses Planeten findet. Das ist kein Verhältnis von beiderseitigem Nutzen, im Grunde weder symbiotisch noch parasitär – nur eine Marotte der Designer.«
    »Der Schnatterenten«, sagte Chanter. »Der Atheter.«
    Clyde nickte wie jemand, dessen Kopf womöglich nicht fest auf den Schultern saß. »Schön, dass Sie hier sind, Chanter – ich möchte schon seit einiger Zeit mit Ihnen reden.«
    »Und ich mit Ihnen.«
    »Wenn auch noch nicht so lange.«
    »Nein.«
    Sie standen da und starrten sich gegenseitig an, und für Chanter fühlte es sich beinahe so an, als sähe er sich letztlich direkt mit einem alten Feind konfrontiert. Er fand keinen wirklichen Grund für dieses Empfinden; es war einfach da.
    »Also, was hat Sie hergeführt?«
    »Ich habe Ihre Studien gelesen, Ihre Berichte und Ihren Abriss für den Almanach, aber ich bin gekommen, um zu erfahren, was Sie sonst noch herausgefunden haben. Sie haben nichts über den Techniker gesagt, dabei sollte man denken, dass diese Kreatur für Sie ebenso faszinierend ist wie für mich.«
    Clyde zuckte zusammen, ging zum Scannerskop hinüber und lehnte sich daran. Einen Augenblick später warf er den Becher zu Boden und sah einfach nur zu, wie ein Käferbot aus einer Nische herbeihuschte, den Becher aufsammelte, den Kaffeefleck wegwischte und dann wieder außer Sicht flitzte.
    »Was man als Tagreb-Forscher lernt: Die Hälfte seiner Zeit widmet man sich Dingen, die bereits von Intelligenzen erforscht wurden, die einem weit überlegen sind.« Er drehte sich zu Chanter um. »Wir sind keine Forscher, Chanter, sondern Forschungswerkzeug. Sie enthalten uns Sachen vor, geben uns manchmal falsche Informationen oder Informationen mit einer besonderen Betonung oder Tendenz. All dies geschieht, um ihr Werkzeug, uns, zu einem speziellen Punkt zu lenken, etwas zu erläuternoder einen neuen Blickwinkel zu eröffnen. Es ist ziemlich deprimierend.«
    »Aber der Techniker?«
    »Ich wusste lediglich, dass es sich dabei um eine interessante Legende der Menschen hier handelte«, sagte Clyde. »Im Grunde nicht mein Fachgebiet, sondern das der Gesellschaftsanthropologen. Ich bereitete mich gerade darauf vor, diesen Planeten zu verlassen, nachdem ich sowohl das Genom des Kapuzlers als auch seine Physiologie aufgedeckt und so gesichert hatte, dass er wirklich eine organische Maschine darstellt, eine künstliche Schöpfung.«
    »Aber als Sie dann erfuhren, dass der Techniker wirklich existiert, hat Sie das zum Bleiben bewegt?«
    »Nein, nicht wirklich – ich erfuhr es erst kurze Zeit, nachdem ich mich zum Aufbruch entschlossen hatte.« Clyde deutete jetzt auf die gegenüberliegende Wand des langen Raums. Dort zog sich eine Reihe Ausstellungsvitrinen entlang, aber sie waren alle leer. »Also, Chanter, denken Sie nicht, es wäre an der Zeit, anderen zu erlauben, dass sie Ihre Sammlung Plastiken studieren?«
    Damit brachte er Chanter ins Schleudern. Es waren seine Plastiken – wie konnte es dieser Mann wagen, eine solche Forderung zu erheben? Dann erlebte er einen Augenblick der Verärgerung. Die Kunst des Technikers müsste allen zugänglich sein. Wie konnte Chanter es aus Gründen der eigenen selbstsüchtigen Habgier erlauben, der Welt dieses Werk vorzuenthalten?
    »Ich denke«, sagte er widerstrebend.
    »Ein fairer Tausch«, sagte Clyde. »Sie bringen Ihre Sammlung hierher, wo sie, offen gesagt, viel sicherer ist, und Sie dürfen die spezialisierten Muster- und Form-Analyseprogramme verwenden, die Rodol entwickelt hat, was, wie wir beide wissen, auch der eigentliche Grund für Ihren Besuch ist.«
    KIs redeten auch viel mit anderen Leuten.
    »Sehr gut«, sagte Chanter und fuhr nach kurzer Unterbrechung fort: »Erzählen Sie mir doch, weshalb Sie geblieben sind, als Sie noch nichts vom Techniker wussten.«
    Clyde zuckte die Achseln. »Shardelle und ich haben eine Münze geworfen. Wir erhielten die nicht verhandelbare Anweisung, dass einer von uns hierbleiben müsste. Shardelle siegte beim

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