Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
abweist, erhalten Sie ein übliches Honorar für eine Story über die Gesamtsituation unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Beziehung. Einverstanden?«
    »Und falls ich nicht abgewiesen werde?«
    »Volle Kostenübernahme plus achtzig New-Carth-Shilling pro Stunde, verdoppelt, wenn die Stunde auch gesendet wird.«
    »Machen Sie daraus einhundert Shilling, und wir sind im Geschäft.«
    Nach kurzer Unterbrechung sagte Uffstetten: »Wir sind im Geschäft.« Und sein Bild erlosch.
    Shree ließ seufzend einen langen Atemzug heraus. Ein solches Honorar hätte jemanden vielleicht verführen können, den Kampf um die Freiheit aufzugeben, aber das galt nicht für sie. Sie gedachte, das Geld zu nehmen und es dorthin zu schicken, wo es von Nutzen sein konnte. Und sie würde ihren Auftrag ausführen, was bedeutete, dass sie vielleicht ohnehin nicht mehr in der Lage sein würde, das Geld selbst auszugeben.
    Shree streckte die Hand aus, nahm ihr Glas auf und trank nachdenklich, während sie versuchte, erneut Verstärkerverbindungen zu den diversen Kameras aufzubauen, die sie über Greenport in Position gebracht hatte. Sie hatte Miloh und Tinsch bei ihren Vorbereitungen im Auge behalten und dann gesehen, wie Miloh scheiterte, ehe ihre Kameras an beiden Schauplätzen offline gingen. Nach wie vor nichts. Etwas hatte die Attentäter schnell erreicht und war dabei durch Tinschs durchaus plausiblen Versuch gehämmert, Tombs’ Aufpasser durch Hartfelder auszusperren. Gewiss, Commander Grant bot den sichtbaren Schutz für Tombs, aber er verfügte auch über machtvollen unsichtbaren Schutz in unmittelbarer Nähe.
    Shree probierte jetzt eine Direktverbindung und wählte gedanklich die Adresse von Tinschs Verstärker. Einen Augenblick lang kam nichts herein, dann stand die Verbindung.
    »Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid«, flüsterte Tinsch ihr zu, ehe seine Worte in einem fernen Schluchzen untergingen. Shree trennte die Verbindung rasch und saß dann einfach nur da, während ihr kalte Finger am Rückgrat entlangliefen.
    Dann heischte auf einmal ein Kamerasignal per Erkennungsprogramm um ihre Aufmerksamkeit: Tombs stolperte auf den ehemaligen Standort der alten Arbeiterhütten zu, der jetzt als Raumhafen diente. Gleichzeitig empfing Shree die allgemeine Durchsage einer bevorstehenden Landung auf diesem Raumhafen – etwas Großes kam herab. Shree stand auf und ging zur Tür.
    Grant starrte mit morbider Faszination auf das, was den vier Personen hier angetan worden war. Die Frau war wieder zu sich gekommen und starrte entgeistert auf die Konsole, die jetzt eine Erweiterung ihrer Handgelenke bildete. Der Overlander, der Minuten zuvor noch zu verbluten gedroht hatte, zerrte jetzt an seinen Fußknöcheln. Jemand würde die Straßenplatte heraushebeln und den Mann wie eine lebendige Statue auf ihrem Sockel ins Krankenhaus tragen müssen. Der Messerstecher musste ebenfalls diesen Weg nehmen, ein Stück Wand mit dem Rücken verwachsen. Und Jesus mochte wissen, was dieses Ding mit David Tinsch angestellt hatte: Der Mann weinte noch immer und bettelte um Vergebung. Und all das war so entsetzlich schnell geschehen.
    Als Amistad Grant mitteilte, dass dieser Penny Royal, eine offenbar geläuterte schwarze KI, über Tombs wachen würde, hatte Grant ein paar Nachforschungen angestellt. Penny Royal war früher auf dem Friedhof herumgegeistert, diesem Ödland aus Planeten an der Grenze zwischen der Polis und dem Prador-Königreich. Er hatte dort Taten verübt, die niemals verziehen werden dürften, hatte seine Fähigkeiten dazu benutzt, Menschen in irgendein Format lebender Komponenten nach seiner Wahl zu zerlegen und sie dann in jedweder Weise nach eigenem Gutdünken wieder zusammenzusetzen, und das mit grauenhaften Auswirkungen – wobei das Ergebnis oft etwas war, was man einfach nicht mehr als Menschen bezeichnen konnte.
    »Warum?«, fragte er in die hohle Luft hinein, erhielt aber keine Antwort.
    Er spürte, dass die Maschine nicht mehr da war, sondern diesen brüllenden Irren verfolgte, der gerade am Ende der Straße abbog und Kurs auf einen Seitenausgang der Innenstadt von Greenport nahm.
    Grant rannte hinter Tombs her. Seine eigene Rolle in all dem war angeblich sorgfältig gelenkt worden, und doch erschien ihmdas alles als ein grauenhaftes Spiel der Art, wie sie Penny Royal während seiner Zeit auf dem Friedhof gespielt hatte. Welchem denkbaren Zweck schließlich konnte das dienen, was den vier Menschen dort hinten zugefügt

Weitere Kostenlose Bücher