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Die Vergessenen

Die Vergessenen

Titel: Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Realität zu beschreiben und zu klassifizieren – und ihre mystischen Aspekte lediglich ein Ausdruck von Unwissenheit.«
    »Yeah, was auch immer«, sagte Chanter und ertappte sich schon dabei, diese spezielle Intelligenz nicht zu mögen. »Ich möchte Jonas Clyde und Shardelle Garadon besuchen.«
    »Shardelle ist nicht verfügbar, da sie zurzeit auf der Erde mit dem Menki Kroval Liepsig daran arbeitet, die absichtlich herbeigeführte Abkopplung von Kohärenz und Spottfaktor im Schnattern zu erkunden. Jonas Clyde hingegen ist hier, hat sich aber zurzeit absichtlich von jeder Kohärenz abgekoppelt. Ich werde nachsehen, ob er bereit ist, dich zu empfangen.«
    »Wohin fahre ich?«, fragte Chanter.
    »Bring dein Erd-Uboot neben Fahrzeugrampe Drei an die Oberfläche – das liegt rückwärtig zu meiner Bewegungsrichtung, sodass dein Fahrzeug vier Tage lang innerhalb des Perimeterzauns bleiben müsste«, erklärte Rodol, und auf Chanters Monitor erschien ein Schaubild des Tagreb, auf dem Rampe Drei hervorgehoben war. »Sollte dein Aufenthalt länger dauern, kannst du dein System mit mir verknüpfen, und ich halte dein Fahrzeug dauerhaft neben der Rampe in Position.« Ein Verknüpfungs-Icon tauchte auf.
    Chanter wollte die Verknüpfung nicht herstellen, da er nicht damit rechnete, lange hier zu bleiben, und eine Verknüpfung wäre auch ein Bruch der eigenen Sicherheitsmaßnahmen gewesen. Allerdings konnte er ohnehin nicht viel dagegen unternehmen, falls Rodol die Steuerung des Erd-Uboots übernehmen wollte. Er streckte die Hand aus, erteilte seine Erlaubnis, indem er das Icon berührte, und fuhr das Erd-Uboot direkt an die zugewiesene Rampe.
    Nachdem er erneut ausgestiegen war und die Oberfläche dieser Welt betreten hatte, nahm Chanter die Umgebung in Augenschein. Die Rampe führte zu einer Garage für Geländewagen,aber ein solcher stand auch hier draußen, und seine großen dicken Räder drehten sich ansatzweise, während er mit dem Tagreb Schritt hielt. Die Basis selbst breitete sich auf den Keramal-Blütenblättern aus, die bei der Landung ausgeklappt waren, nachdem das Forschungsraumschiff Beagle Infinity die Anlage ausgespuckt hatte. Heute war die Basis von zahlreichen Zusatzkonstruktionen übersät – Lagerhäuser für organische Proben, zusätzliche Labors und Unterkünfte – und sah gar nicht mehr nach der einzelnen vollständigen und sparsamen Konstruktion von einst aus. Hier breitete sich förmlich eine kleine kreisförmige Stadt aus, die fortwährend in Bewegung blieb. Chanter stieg die Rampe hinauf und ging an zwei Geländewagen vorbei, von denen einer wie neu glänzte und der andere mit Dreck bespritzt war, der gerade von einem Roboter mit Schlauch heruntergespritzt wurde, einem Roboter, der an eine aufrechte Eisengrille auf Rädern erinnerte. Ein dritter Geländewagen lag hinter diesen beiden. Er sah aus, als hätte ihn jemand zwischen die Walzen einer riesigen Mangel geschoben.
    »Der vorgebliche Grund für ihre Abreise«, tönte die Stimme Rodols aus einer Quelle in Chanters Nähe.
    »Was? Wer?«
    »Shardelle Garadon fand, dass durch direkte Forschung noch viel mehr über das Schnattern zu erfahren wäre. Sie wollte eine weitere alte Schnatterente finden, die dem Tode nahe war, denn Shardelle glaubte, in diesem Stadium würde vielleicht etwas vom echten zugrunde liegenden Verstand durchscheinen«, erklärte Rodol. »Sie fand ihre Kreatur und folgte ihr, woraufhin diese unvermittelt den Kurs wechselte und mit hohem Tempo das Nordgebirge ansteuerte, eine Stelle, die man den Teller nennt – eine kreisrunde Hochebene –, wo sie sich zu Shardelles Geländewagen umdrehte und sich daraufsetzte. Das Ergebnis siehst du hier.«
    »Beinahe ums Leben zu kommen, das hat also ihren wissenschaftlichen Forschungsgeist zerstört?«, fragte Chanter, dem es nicht gelang, einen sarkastischen Unterton zu vermeiden.
    »Nein, sie erachtete das Vorgehen der Schnatterente – sie an eine Stelle zu führen, wo der Angriff auf den Geländewagen mehr Wirkung zeitigen würde, als wenn sie ihn nur in den Schlamm gedrückt hätte – als Hinweis auf eine verborgene Intelligenz«, sagte Rodol. »Der eigentliche Grund für ihre Abreise war der Wunsch, eng mit Kroval zusammenzuarbeiten – und sie führte die Beinahe-Begegnung mit dem Tod als Ausrede an, um jede Kommunikation abzubrechen und sich so den enormen Datenmengen zu entziehen, die durch die unvermittelte Vermehrung von Möchtegern-Schnatterexperten in der ganzen Polis

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