Die Verlobte des Prinzen
deutete anklagend mit dem silbernen Teelöffel auf ihn. „Ich erinnere mich noch sehr genau an den Schwachsinn, den du mir aufgetischt hast. Von wegen getrennte Wege gehen. Ich glaube, du hast es vermasselt und hast sie gehen lassen.“
Er hatte sie nicht gehen lassen. Kate war von sich aus gegangen, besser gesagt, sie war davongestürmt. Und obwohl er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wer ihre Fotos gestohlen und verschachert hatte, änderte das nichts daran, dass sie ihm ungerechterweise das Schlimmste unterstellte.
Nicht, dass er vorhatte, den Kerl, der sich in ihren Computer gehackt und ihre Arbeit gestohlen hatte, davonkommen zu lassen. Da sie den Computer jedoch nur für die Kommunikation mit dem Global-Intruder benutzt hatte, würde er alles darauf wetten, dass ihr Chef seine IT-Abteilung darauf angesetzt hatte, sich Zugang zu ihren Dateien zu verschaffen. Die Medinas verfügten über die neuesten Sicherheitsstandards, doch kein Internetsystem war völlig sicher vor Hackerangriffen.
Im Laufe des Tages würden Javier und sein Team hoffentlich Beweise haben. Anschließend hatte Duarte vor, dafür zu sorgen, dass Harold Hough Kate niemals wieder ausnutzte. Merkwürdigerweise verspürte er noch immer das dringende Bedürfnis, sie zu beschützen. Trotz der Wut und der Trauer über ihr Zerwürfnis litt er mit ihr, weil jemand ihr die Chance geraubt hatte, das Geld zu verdienen, mit dem sie die Unterbringung ihrer Schwester sicherstellen wollte.
„Na?“, hakte sein Vater nach.
Duarte ließ sich in den Sessel neben dem Bett seines Vaters fallen. „Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss.“ Am besten, er machte reinen Tisch, damit sein Vater nicht fortfuhr, ihn dazu zu drängen, Kate hinterherzulaufen. „Wir waren eigentlich nie wirklich verlobt.“
„Meinst du etwa, ich wüsste das nicht?“ Sein Vater musterte ihn über den Rand der Kaffeetasse hinweg.
„Warum hast du dann zugelassen, dass ich sie hierherbringe?“ Vielleicht hätte ihn das vor dem Schmerz bewahrt, den er jetzt verspürte, weil er Kate verloren hatte.
Andererseits … Dann hätte er auch nicht diese wunderbaren Wochen mit ihr verbringen können.
Enrique stellte die Tasse ab. „Ich war neugierig auf die Frau, die dich veranlasst hat, solch ein Theater aufzuführen.“
„Und ist deine Neugier befriedigt worden?“
„Ist das von Bedeutung? Du hast mich enttäuscht, weil du sie hast gehen lassen.“
„Ich bin kein Kind mehr. Ich brauche deine Zustimmung nicht.“ Und er brauchte nicht hier zu sitzen. Für seinen Vater war es ohnehin nicht gut, wenn sie sich stritten, denn er war krank. Duarte stützte sich auf die Armlehnen und wollte aufstehen.
„Da du ganz offenkundig leidest, vergebe ich dir deine Unhöflichkeit. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man einen geliebten Menschen verliert.“
Duarte ärgerte sich über Enriques Seitenhieb. So langsam hatte er genug von den Spielchen seines Vaters. Wenn er sich mit ihm aussöhnen wollte, war dies eine merkwürdige Art und Weise, es anzugehen. „Komisch, mein Schmerz scheint anders zu sein, denn ich verspüre nicht die geringste Lust, sofort mit einer anderen Frau ins Bett zu hüpfen.“
Enrique zuckte zusammen, nickte aber kurz. „Der Punkt geht an dich.“ Dann kniff er die Augen zusammen und musterte seinen Sohn scharf. „Interessant finde ich jedoch, dass du es nicht abstreitest, Kate Harper zu lieben.“
Es brachte ja nichts, es zu leugnen. „Sie hat ihre Wahl getroffen. Sie glaubt, ich hätte sie verraten, und davon lässt sie sich auch nicht abbringen.“
„Mir scheint, du hast dir nicht viel Mühe gegeben, sie eines Besseren zu belehren.“ Enrique griff in die Tasche des Morgenmantels und holte seine Taschenuhr heraus. „Stolz kann einen hohen Preis fordern. Ich habe damals meinen Beratern nicht geglaubt, als sie einen Umsturz ankündigten und mir rieten, meine Familie zu nehmen und das Land zu verlassen. Ich war zu stolz, hielt mich und meine Regentschaft für unbezwingbar und habe zu lange gewartet.“
Mit abwesendem Blick strich Enrique über die Uhr. „Deine Mutter musste den Preis für meinen Hochmut zahlen. Ich habe vielleicht nicht so um sie getrauert, wie du es für angemessen hieltest, aber du kannst dir sicher sein, dass ich sie wirklich innig geliebt habe.“
Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: „Immer wieder habe ich in den vergangenen Jahren diese Tage in meinem Gedächtnis Revue passieren lassen und überlegt, was
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