Die Verlobte des Prinzen
Flugzeug, so wie Duarte versprochen hatte. Wie hatte sie sich nur so von ihm hereinlegen lassen können? Von dem Moment an, als sie die Fotos im Internet gesehen hatte, hatte sie gehofft, er könnte eine Erklärung liefern. Es schien so offensichtlich, dass er sie von Anfang an an der Nase herumgeführt hatte, und doch hatte sie gehofft, er würde ihr seine Liebe gestehen und erklären können, wie die Fotos ins Internet gelangt waren.
Stattdessen hatte er sie mehr oder weniger schweigend fortgeschickt.
Jennifer schniefte vor sich hin. „Warum können wir nicht auf der Insel bleiben?“
Das war das Schlimmste … dass sie auch Jennifer wehgetan hatten. Ihr Versuch, Jennifer ein besseres Leben zu ermöglichen, war leider völlig fehlgeschlagen. „Ich muss arbeiten, Liebes. Versuch doch ein bisschen zu schlafen, es war ein langer Tag.“
Wie glücklich sie vorhin noch gewesen waren, als sie sich für die Hochzeit fertig gemacht hatten. Noch vor wenigen Stunden hatte sie voller Hoffnung in die Zukunft geblickt.
„Warum habt ihr euch getrennt? Wenn du Duarte heiratest, musst du doch gar nicht mehr arbeiten.“ Jennifer zerknüllte das Taschentuch, das sie in der Hand hielt.
„Das ist nicht so leicht zu erklären.“ Die ganze Beziehung zu Duarte war nicht einfach gewesen. Aber Duarte traf nicht allein die Schuld am Scheitern. Sie hatte ihren Teil dazu beigetragen und ihre Schwester und viele andere hintergangen. „Manchmal ändern Menschen ihre Meinung, und es ist besser, wenn sie das tun, bevor sie vor den Altar treten.“
„Aber du liebst ihn doch, oder?“
Tränen brannten Kate in den Augen, Tränen, die sich angesammelt hatten, seit sie fassungslos auf den Computerbildschirm gestarrt hatte. Sie verstand nicht, warum Duarte ihr das Foto von Ansel Adams geschenkt hatte. Warum er den selbst gemachten Schlüsselring von ihrer Schwester angenommen hatte, obwohl er nicht einmal bemerkt hatte, dass Kate ihn beobachtet hatte. Wieso hatte er ihr von seiner Mutter erzählt, wenn er doch nur Rache üben wollte? Sie begriff es nicht. Aber sie verstand, dass die Fotos sich nicht von allein verschickt hatten.
Verdammt, es tat so weh.
Ihre Schwester gab ihr ein frisches Taschentuch. „Katie, es tut mir leid. Ich hab’s nicht so gemeint.“ Jennifer drückte sie fest an sich. „Du sollst ihn nicht meinetwegen heiraten. Nur, wenn du ihn wirklich liebst, so wie Cinderella ihren Prinzen.“
„Jennifer.“ Kate löste sich von ihr und drückte die Hand ihrer Schwester. Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten, damit sie Jennifer nicht noch mehr wehtat. „Er liebt mich leider nicht. Okay? So einfach ist das, und es tut mir schrecklich leid, dass du es auf der Insel so schön gefunden hast und die Medinas so magst.“
„Du bist meine Familie.“ Jennifer erwiderte ihren Händedruck. „Wir bleiben zusammen. Ich brauche keinen Schönheitssalon. Ich kann meine Nägel selber anmalen.“
Tränen liefen Kate über die Wangen. Sie verdiente solch eine fantastische Schwester gar nicht. „Wir gehen los und kaufen dir neuen Nagellack.“
„Blauen“, meinte Jennifer und lächelte schon wieder etwas munterer.
„Abgemacht.“
Jennifer umarmte sie noch einmal und machte es sich dann in ihrem Sitz gemütlich. Innerhalb weniger Minuten war sie eingeschlafen. Mit ihrer schlichten Bitte nach blauem Nagellack hatte Kate etwas erkannt. Es war wichtig, dass sie für Jennifer ein gutes Vorbild war, und deshalb musste sie neue Prioritäten setzen. Jennifer verdiente eine bessere Schwester als jemand, der auf Simsen herumturnte, um heimlich Fotos von fremden Menschen zu machen.
Selbst wenn es bedeutete, dass sie ihre Kamera an den Nagel hängen musste.
13. KAPITEL
„Hast du nicht etwas vergessen?“, fragte Enrique vom Bett aus.
Die Frage seines Vaters ließ Duarte auf dem Weg zur Tür innehalten. „Was denn?“ Er drehte sich wieder zu Enrique um, der im Bett saß und ein Frühstückstablett auf den Knien balancierte. „Ich habe dir alles gebracht, was du haben wolltest. Wenn etwas nicht in Ordnung ist, musst du dich beim Koch beschweren.“
„Du hast vergessen, deine Verlobte mitzubringen.“
Wurde Enrique langsam senil? Duarte hatte ihm von der aufgelösten Verlobung erzählt, bevor er das Frühstück gebracht hatte. Die Sorge um den Gesundheitszustand seines Vaters verdrängte für einen Moment Duartes schlechte Laune. „Wir haben uns getrennt, das habe ich dir doch erzählt. Schon vergessen?“
Sein Vater
Weitere Kostenlose Bücher