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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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ließ die Jalousien vor den Fenstern, die zum Gemeinschaftsraum führten, herunter. Sie war zwar nicht sicher warum, aber sie hatte das Gefühl, ein wenig Privatsphäre zu brauchen.
    Die zweite Seite von Michaels Fax verwirrte sie noch immer. Sie sah wie eine Ansammlung von Hinweisen aus … aber Hinweise worauf? Und wann genau an diesem Morgen war sie Teil eines Mystery-Thrillers geworden, in dem es normal war, einen Brief voller seltsamer Hinweise zu bekommen?
    Nun, da sie den Inhalt des Umschlags in Händen hielt, musste sie noch mal mit Michael sprechen. Nervös griff Emily nach ihrem Blackberry und wählte seine Nummer.
    »Du bist wieder zurück«, sagte Michael, als er abnahm. Dann fügte er mit einem Schmunzeln hinzu: »Ich habe dir ja gesagt, dass du das nicht glauben wirst.«
    »Das gestehe ich nur allzu gerne ein, Liebster.« Emily versuchte, genauso locker zu sein wie Michael, während sie die beiden Blätter des Fax entfaltete und zu dem ursprünglichen Brief legte, den sie von Arno bekommen hatte.
    Obwohl er einer kleinen Neckerei eigentlich nie abgeneigt war, beschloss Michael, sich in diesem Fall dem Ernst der Situation zu beugen.
    »Emily«, fragte er, »worum geht es hier eigentlich?«
    »Was das betrifft, so muss ich gestehen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe.« Ihr fielen nur wenige Gründe ein, warum Holmstrand sie in diese Sache hätte verwickeln sollen. Ihre akademische Arbeit hatte nur weitläufig miteinander zu tun: Altertümer, Geschichte und Religion. War das genug? Verband sie dieses gemeinsame Interesse auf eine Art, die Emily nur noch nicht erkannt hatte?
    Emily war tief in Gedanken versunken und schwieg, und Michael hatte das Gefühl, wieder ein wenig Lockerheit in das Gespräch bringen zu müssen.
    »Vielen Dank für diese ausführlichen Einsichten, Frau Professor.«
    Emily konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Seit ihrem ersten Gespräch vor vier Jahren bei einem College-Dinner in Oxford hatten sie sich so geneckt. Er, ein ehemaliger Geschichtsstudent, der nun in Architektur seinen Master machte, hatte versucht, seine Bewunderung für modernes Design ausgerechnet anhand des ›Gherkin‹ zu erklären, des gurkenförmigen Wolkenkratzers, der inzwischen ein Wahrzeichen von London war. »Das Ding ist ein Stein gewordener Fauxpas! Das tut doch in den Augen weh!«, hatte Emily ihre objektive Meinung kundgetan und im gleichen Augenblick erklärt: »Ich glaube keine Minute, dass du den wirklich gut findest. Als Architekturstudent fühlst du dich nur verpflichtet, das zu sagen, so wie ein Musikstudent Bach gut finden muss , selbst wenn er lieber Fingernägel auf einer Schiefertafel hören würde als fünf Minuten der Brandenburgischen Konzerte.«
    Ob nun aus Bewunderung für ihre dunkelblauen Augen, ihre natürliche Schönheit oder ihre Offenheit und Willensstärke, in jedem Fall hatte Michael sich sofort in sie verguckt. Rasch war aus dem flüchtigen Interesse eine Romanze geworden und schließlich tiefe Liebe. Dann, letztes Jahr, hatte er um ihre Hand angehalten, kurz vor ihrem dritten gemeinsamen Thanksgiving-Dinner, und obwohl Emily die Emanzipiertere von ihnen beiden war, hatte sie den traditionellen Antrag genossen, einschließlich Diamantring und gebeugtem Knie.
    »Vielleicht solltest du ja mit dem anfangen, was du weißt«, schlug Michael vor. »In beiden Briefen wird die Bibliothek von Alexandria erwähnt … und dass Holmstrand sie gefunden hätte.«
    »Nicht wirklich«, warf Emily ein. Arnos exakte Ausdrucksweise war eine andere gewesen. »Er sagt nicht wirklich, dass er sie gefunden hätte. Er sagt, dass sie existiert … und dass ich sie finden müsse.« Irgendetwas nicht genau zu Greifendes an dieser Formulierung war so ungewöhnlich, dass sie bedeutsam sein musste.
    »Okay«, stimmte Michael ihr zu, »aber der Punkt ist: Es gilt, etwas zu suchen und zu finden. Ich hasse es, das zu fragen, aber waren die Bibliothek und diese ›Gesellschaft‹ denn verloren?«
    »Du hast wirklich Glück, dass du so gut aussiehst«, spottete Emily, »denn dein Geschichtswissen ist wirklich armselig, und ich frage mich, ob du damals im Grundstudium überhaupt aufgepasst hast.« Emily ließ nur selten eine Gelegenheit aus, ihm unter die Nase zu reiben, dass er seine Geschichtsstudien aufgegeben hatte, weil er als Architekt mehr verdienen konnte. Nun wartete sie auf sein Lachen, das letztendlich auch einsetzte. »Aber ja«, fuhr sie schließlich fort, »sie sind verloren. Oder genauer

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