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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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stand Jason von seiner Parkbank auf, steckte das Foto ein, faltete seine Zeitung und klemmte sie sich unter den linken Arm. Im Schlenderschritt folgte er seinem Ziel in zwei Blocks Abstand. Der junge Mann ging zuerst die H-Street runter und bog dann in die I-Street ein. Genau wie Jason erwartet hatte.
    Mitch Forrester wurde nun schon seit Monaten observiert. Ein anderer Freund, Cole, war dem Vizepräsidenten zugeteilt, und es war ihm gelungen, sich mit Leichtigkeit im beruflichen Umfeld der beiden zu platzieren. Seine Informationen waren gründlich. Forrester war ein Gewohnheitstier. Seine Aktivitäten nach Dienstschluss waren stets gleich. Er besaß kein Auto, doch statt den Bus oder die U-Bahn zu nehmen, zog er es vor, die vierzehn Blocks vom Büro zu seinem Apartment zu Fuß zu gehen. Jason nahm an, auch das gründete in der Eitelkeit des Mannes, blieb er auf diese Art doch fit und konnte sich den Leuten präsentieren.
    Auch heute wieder nahm er den üblichen Weg durch Washington, weg vom Capitol Hill und hin zu dem vornehmen Viertel nördlich des Washington Circle Parks, wo er sich am Newport Place ein Apartment gemietet hatte, das mit Sicherheit mehr kostete, als ein kleiner politischer Angestellter wie er verdiente. Also besaß seine Familie Geld.
    Nach und nach schloss Jason zu seinem Ziel auf, je weiter sie sich vom Herzen Washingtons mit all seinen FBI- und SecretService-Agenten in Zivil und den Überwachungskameras entfernten. Die Wahrscheinlichkeit, dabei erwischt zu werden, wie er sein Ziel beschattete, war in den Wohnbezirken deutlich geringer, und als sie schließlich das Apartmentgebäude erreichten, war Jason nur noch ein paar Dutzend Yards von dem politischen Emporkömmling entfernt. Dann, als Forrester an der Tür stehen blieb und die Schlüsselkarte über den Scanner zog, holte Jason ihn ganz ein.
    »Tut mir leid«, platzte Jason heraus und schlüpfte in die Rolle eines Bewohners, der sich selbst ausgesperrt hatte. »Ich glaube das einfach nicht. Ich habe meinen Schlüssel drinnen vergessen. Könnten Sie mich vielleicht reinlassen? Meine Frau ist auf der Arbeit, und mein Handy ist in der Wohnung. Ich habe echt ein Problem.« Jason spielte perfekt die Rolle des verzweifelten, aber freundlichen Nachbarn.
    Mitch drehte sich zu dem Fremden um. Jason sah, wie er kurz zögerte – eine vorhersehbare Reaktion, da er ihn ja noch nie in der Nähe des Gebäudes gesehen hatte –, doch Jason vertraute darauf, dass Forrester die meisten seiner Mitbewohner ohnehin nicht kannte. Außerdem war er fest davon überzeugt, ein guter Schauspieler zu sein.
    »Kein Problem«, erwiderte Forrester schließlich.
    »Ich danke Ihnen.« Jason glühte förmlich vor Dankbarkeit. Er ließ Forrester die Glastür öffnen und ging dann zum Aufzug. Forrester lebte im vierten Stock; also würde Jason dieselbe Richtung nehmen müssen. »Ich wohne im sechsten«, erklärte er, drückte den Rufknopf, und sofort öffnete sich die Tür. »Nach Ihnen.«
    Forrester trat in den Aufzug, drückte die Vier und dann die Sechs aus Freundlichkeit seinem Nachbarn gegenüber.
    Doch als die Tür sich schloss, spürte Forrester plötzlich ein Messer in seinem Rücken. Das Gefühl der vier Zoll langen Klinge, die seine Haut durchbrach und zwischen seine Rippen drang, war so seltsam, dass er zunächst gar nicht verstand, was da geschah, und er versuchte, sich zu dem anderen Mann umzudrehen. Doch Jason packte Forrester mit der freien Hand an der Schulter, um ihn davon abzuhalten, sich zu bewegen.
    »Hören Sie mir genau zu«, sagte er leise, aber eiskalt und beherrscht. »Dieses Messer steckt gerade in Ihrer Niere. Solange die Klinge dort bleibt, leben Sie. Ziehe ich sie jedoch heraus, werden Sie in dreißig Sekunden verbluten.«
    Mitch war starr vor Angst.
    »Was? Ich … Ich verstehe nicht …«
    »Keine Fragen«, unterbrach Jason ihn. »Tun Sie einfach, was ich Ihnen sage, und vielleicht gehe ich dann weg und lasse das Messer stecken, damit man Sie im Krankenhaus wieder zusammenflicken kann. Haben Sie verstanden?«
    Mitch hatte noch nie so viel Angst gehabt wie in diesem Augenblick, und als der Schmerz von der Klinge durch seinen Körper schoss, konnte er seine Zustimmung nur noch grunzen.
    »Gut«, sagte Jason ruhig und hielt den Aufzug an. »Und jetzt möchte ich, dass Sie mir alles über die Verschwörung des Vizepräsidenten sagen, was Sie wissen.«

KAPITEL FÜNFZEHN
    M INNESOTA – 10:40 U HR CST
    Emily betrat ihr Büro, schloss die Tür und

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