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Die verlorene Bibliothek: Thriller

Die verlorene Bibliothek: Thriller

Titel: Die verlorene Bibliothek: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. M. Dean
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Gesellschaften in der Antike eben getan hatten: Sie war dem Wunsch ihres Königs gefolgt. Ptolemäus hatte die Bibliothek benutzt, um sein Reich großzumachen, und sein Volk war ihm voller Eifer gefolgt. Ob sie das nun getan hatten, weil sie ihren König und seine Bibliothek geliebt hatten oder weil ihnen keine Wahl geblieben war, machte am Ende keinen Unterschied. Die Bibliothek konnte sich der vorbehaltlosen Unterstützung durch das Volk sicher sein.
    Das moderne Ägypten war jedoch vollkommen anders als das Königreich von Ptolemäus dem Zweiten, und die enormen Kosten waren nicht das einzige Detail der Bibliothek, was zu heftigen Debatten in der Regierung und im Volk geführt hatte. Ebenso bedeutend war die Frage, welchem Zweck sie eigentlich dienen sollte, zumal ein Großteil der Bevölkerung noch immer Analphabeten und Alexandria schon seit Jahrhunderten kein Zentrum der Gelehrsamkeit mehr war. Präsident Mubarak mochte sie ja vielleicht als Mittel betrachtet haben, den alten Ruf seines Landes wiederherzustellen, doch ein Präsident ist kein König – eine Tatsache, die seitdem durch den Aufstand betont worden ist, bei dem Mubarak aus dem Amt gejagt wurde. Während die Ptolemäer nur hatten befehlen müssen und das Volk gefolgt war, mussten die modernen Machthaber sich mit demokratischen Wahlen und den internationalen Medien auseinandersetzen. Die Welt war anders geworden: volatiler, manipulativer und unsicherer.
    Emilys Gedanken wanderten wieder zu den Nachrichten zurück, die sie auf der Fahrt nach Heathrow gelesen hatte. Es fiel ihr schwer zu glauben, was da auf dem winzigen Display des Blackberry erschienen war. Sie war keine achtundvierzig Stunden fort aus Amerika, und schon war die Hauptstadt von einer ganzen Reihe von Mordanschlägen heimgesucht worden, offenbar durch die Hände von Terroristen aus dem Nahen Osten, und es schien der Präsident höchstpersönlich gewesen zu sein, der ihren Zorn mit seinen illegalen Deals heraufbeschworen hatte. Ich frage mich, ob ich demnächst wohl noch ein Land haben werde, in das ich zurückkehren kann , sinnierte Emily. Es war nicht gerade alltäglich, dass Worte wie ›Coup‹ oder ›Verrat‹ im Zusammenhang mit dem Präsidenten erwähnt wurden, und das waren nur die harmloseren Begriffe, die sie in den Nachrichten gelesen hatte.
    Aber sie würde sich nicht ablenken lassen. Der Skandal in Washington war nur ein weiterer Beweis dafür, wie unbeständig die Weltpolitik war – ein Umstand, der es auch zu einer solchen Herausforderung gemacht hatte, die neue Bibliothek zu vollenden. Dennoch war sie gebaut worden, und 2002 hatte die Welt wieder eine Bibliothek von Alexandria bekommen, mit neuem Äußeren und neuem Image.
    Vor dem Fenster wich der Ärmelkanal der Küste. Während Emily gelesen hatte, waren sie bereits nach Frankreich gelangt. Es war nicht das erste Mal an diesem Tag, dass Emily sich fragte, wie sie mitten in so eine … so eine gewaltige Sache geraten war. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass sie sich erst vor zwei Abenden beim Krav Maga ausgepowert und gestern Morgen noch ein Seminar in der Provinz von Minnesota gehalten hatte. Und jetzt saß sie hier auf einem Platz in der ersten Klasse und flog nach Ägypten, weil eine Kritzelei in einer englischen Kirche sie dazu verleitet hatte, während zu Hause in den USA die politische Welt zusammenzubrechen schien.
    Emily hatte ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend, und das nicht nur aufgrund ihres Hungers. Wenn das alles nirgendwohin führte, dann war das eben so. Wenigstens hatte sie dann Alexandria gesehen. Aber wenn da mehr war – und dessen war sie sicher –, dann würde sie dieselbe Information besitzen, die Arno Holmstrand drei Kugeln in der Brust eingebracht hatte.
    Emily schloss die Augen. Noch sieben Stunden trennten sie von der ägyptischen Küste, und Emily wünschte sich, es wären noch viel, viel mehr.

KAPITEL EINUNDFÜNFZIG
    W ASHINGTON D . C . – 17:45 U HR EST (22:45 U HR GMT )
    Die Gruppe, die der Verteidigungsminister zusammengerufen hatte, um die wachsende Regierungskrise zu diskutieren, traf sich erneut in einem abhörsicheren Raum im Pentagon. Ashton Davis hatte ein kleines Team zusammengestellt, das eine der gewaltigsten Aufgaben in der amerikanischen Geschichte würde bewältigen müssen: die erzwungene Absetzung eines Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
    »Eine Amtsenthebung kommt nicht in Frage«, erklärte er rundheraus. »Eine Amtsenthebung ist ein formaler

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