Die verlorene Bibliothek: Thriller
haben, dass Wess etwas mit der Bibliothek zu tun hatte, dann waren sie jetzt beseitigt.
Das Abhören von Wess’ Telefonat mit ihrem Verlobten hatte ergeben, dass sie zu reisen beabsichtigte, und dank einer anschließenden Suche in den Datenbanken verschiedener Airlines wusste Jason nun, dass Emily einen Flug nach Alexandria gebucht hatte. Er kannte sogar ihre Platznummer und ihr bevorzugtes Essen. Jason hatte überdies eine Überwachung ihrer Kreditkartenaktivitäten angeordnet sowie der zehn Telefonnummern, die sie am häufigsten anrief. Wo auch immer Emily Wess hinging, was auch immer sie tat und mit wem auch immer sie sprach, die Freunde würden es jetzt wissen.
In den letzten zwanzig Minuten hatte Jason sich vornehmlich auf Alexandria konzentriert. Wenn er den Sekretär anrief, wollte er alle möglichen Informationen zur Verfügung haben, und jetzt war es so weit.
Jason griff zum Telefon und wählte.
»Update«, verlangte der Sekretär wenige Sekunden später.
»Emily Wess hat einen Flug nach Alexandria mit Flug TA1986 der Turkish Airlines gebucht. Er verlässt Heathrow heute Abend um 22:55 Uhr Ortszeit. Das Ticket wurde online gebucht, und zwar von einem Computer in einem Apartmentgebäude in Chicago, der ihrem Verlobten gehört. Unsere Männer sind gleich da.«
»Alexandria«, murmelte der Sekretär vor sich hin.
»Ich habe unser Team dort bereits in Alarmbereitschaft versetzt«, fuhr Jason fort, »und ich selbst fliege ebenfalls dorthin, sobald ich hier fertig bin.«
»Machen Sie schnell«, sagte der Sekretär. »Überlassen Sie das Aufräumen in Oxford anderen.«
»Natürlich.« Jason hielt kurz inne und schaute sich seine Notizen auf dem Bildschirm an. »Wir haben vier Ziele in Alexandria, die wir schon seit Monaten überwachen. Wir wissen, dass es einen Bibliothekar in der Stadt geben muss, besonders angesichts ihrer Bedeutung, und unseren Quellen zufolge handelt es sich dabei um einen dieser vier. Sie arbeiten alle in der Bibliotheca Alexandrina, und das ist auch Wess’ Ziel.« Er wusste, dass der Sekretär die Einzelheiten bereits besaß – die Beobachtungen in Alexandria waren eine langfristige Mission –, trotzdem schickte er noch einmal alles übers Netz. »Ich habe unseren Männern befohlen, alle vier die nächsten achtundvierzig Stunden nicht aus den Augen zu lassen. Die Chancen stehen gut, dass Wess sich mit einem von ihnen treffen wird. Und wenn es der Bewahrer war, der sie dorthin geführt hat, dann wird es wahrscheinlich derjenige sein, der zählt.«
»Und Sie?«
»Wir werden bei Wess bleiben«, antwortete Jason und schaute zu seinem Partner. »Wir werden schon da sein, wenn sie landet, und wir werden an ihr dranbleiben für den Fall, dass sie nicht zu einem unserer Kandidaten geht.«
Der Sekretär ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken. Die Freunde waren wirklich die Besten in ihrem Job.
»Eins noch«, fügte Jason hinzu. »Wess ist auf dem Weg zum Flughafen und sieht sich auf ihrem Blackberry die Nachrichten an. Und da dreht sich alles um die Situation in Washington.«
Verdammt , dachte der Sekretär, und fast hätte er das laut ausgesprochen. Dass Emily Wess etwas mit der Bibliothek zu tun hatte, war klar, und nun sah es so aus, als sei sie auch über ihre Mission in D. C. informiert. Das Leck im Rat war wohl doch noch nicht so dicht, wie sie gedacht hatten.
»Sie hat also Informationen zur laufenden Mission bekommen. Holmstrand hat sie wohl noch weitergeben können, bevor wir ihn erwischt haben.«
»Sieht so aus«, erwiderte Jason.
Der Sekretär überlegte sich seine nächsten Worte ganz genau.
»Sie werden jetzt an Wess dranbleiben müssen, und zwar sehr dicht. Sie ist unsere einzige lebende Verbindung zur Bibliothek; also brauchen wir sie so lange wie möglich lebend, und sie darf nicht ahnen, dass wir ihr auf den Fersen sind. Sollte sie jedoch etwas tun, was unsere Mission in Washington gefährdet, dann müssen Sie einschreiten. Aber betrachten Sie das als allerletzte Möglichkeit.«
»Verstanden.«
Wieder folgte ein kurzes Schweigen, bevor der Sekretär antwortete und das Gespräch damit beendete.
»Und jetzt machen Sie, dass Sie nach Ägypten kommen, und finden Sie heraus, was Emily Wess wirklich weiß.«
KAPITEL FÜNFZIG
L ONDON – 22:55 U HR GMT
Der einzige Platz, den Michael so kurzfristig bei einem Nachtflug nach Alexandria hatte finden können, war in der ersten Klasse, und solch einen Luxus hatte Emily noch nie erlebt. Als man sie zu ihrem üppig
Weitere Kostenlose Bücher