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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Enttäuschung meiner Freunde sich in erwartungsvolle Neugier wandelte.
    „Ich habe herausgefunden“, sagte ich, „wo die Siedlung Puerta-Villa liegt – oder besser, gelegen hat. Zumindest habe ich die Stelle von Rodriguez Perrez‘ Karte auf ein Satellitenbild übertragen können.“
    „Und, wo ist es?“, fragten beide gleichzeitig.
    „An einem Küstenstrich in Maryland, keine vierzig Meilen südlich von Baltimore. Leider ist die Gegend vollkommen unbewohnt. Aber der Flusslauf stimmt zu 95 % mit dem auf der Karte überein. Es ist der Cale River. Ein Naturschutzgebiet befindet sich an seiner Mündung.“
    „Vielleicht finden wir dort ein paar Hinweise auf eine ehemalige Siedlung. Das wäre eine Sensation! Eine englische Siedlung, die älter ist, als Plymouth und Jamestown! Und wir sind die einzigen, die wissen, wo man danach suchen muss. Wann fahren wir hin?“ Addy war aufgesprungen und klatschte in die Hände. Ihre Wangen leuchteten vor Unternehmungslust.
    Ben und ich zögerten.
    „Wir wissen noch immer nicht, ob die Dokumente wirklich echt sind. Wir könnten einer Fälschung aufsitzen“, bemerkte Ben nüchtern.
    „Aber morgen wissen wir es doch. Außerdem finde ich die ganze Sache so aufregend, dass es mir beinahe egal ist, ob sie echt oder falsch sind. Ich hab richtig Lust auf eine Expedition! Seid ihr dabei? Ich fahre sonst allein.“
    Ben schürzte die Lippen. „Ich kann hier nicht vor Freitagabend weg. Da ist ein wichtiges Training.“
    „Und wie sieht es bei dir aus, Jerry?“, fragte Addy. „Ein kleiner Trip in die Natur übers Wochenende?“,
    „Müsste gehen“, entgegnete ich.
    „Super!“, rief Addy begeistert aus. „Das wird bestimmt spaßig und nebenbei tun wir noch was für unser Studium. Besser geht’s nicht! Wir nehmen Zelt und Schlafsäcke mit und ein Metallsuchgerät. Ich werde gleich beim Fakultätswart anrufen, dass er eins für uns reserviert. Was brauchen wir noch?“ Sie zückte ihr iD, um die nötigten Ausrüstungsgegenstände zu notieren.
    „GPS, Spitzhacke und Spaten“, fügte Ben der Liste hinzu. Der Funke war nun auch bei ihm übergesprungen.
    Nur ich wusste noch nicht so recht, ob ich die Idee einer so kurzentschlossenen Expedition gut fand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir mehr Planungszeit benötigten. Außerdem beschäftigte mich die Sache mit Selma. Ich wollte sie so schnell wie möglich auf die Fotos ansprechen. Andererseits konnte es nicht schaden, mal für ein paar Tage hier rauszukommen. Eine kleine Landpartie mit Freunden war doch eine schöne Abwechslung.
    Ich wischte meine Zweifel beiseite und stieg voll mit in die Planung ein. „Das feine Werkzeug können wir hierlassen, denn dies wird keine offizielle Ausgrabung. Und Leute … sollte tatsächlich etwas an diesem Puerta-Villa dran sein, dann gehen wir in die Geschichte ein!“ Ich grinste und hob eine Hand.
    „Ja, Mann!“ Jubelnd gaben mir Ben und Addy High five .

- 6 -

    Am nächsten Tag riss mich das schrille Piepen meines Funkweckers aus dem Schlaf. Ein müder Blick auf das digitale Display verriet mir die exakte Zeit: 08. April 2029, 7:30 Uhr und 27 Sekunden. Wetter: Atmosphäre II – bedeckt aber kein Regen.
    Stöhnend erhob ich mich aus dem Bett. Obwohl ich die Hämatome mit Addys Salbe eingerieben hatte, schmerzten sie höllisch. Dazu gesellte sich ein gepflegter Ganzkörpermuskelkater, der wahrscheinlich von meiner verkrampften Igel-Taktik herrührte. Schöner Mist!
    Beim Frühstück beobachtete ich schlechtgelaunt Selma bei der Zubereitung meines Omelettes. Am liebsten hätte ich mein iD gezückt und meinem Vater und ihr die Fotos unter die Nase gehalten. Aber ich war nicht in der Stimmung für eine Konfrontation. Das musste warten. Die Messergebnisse von Mr. Dudley zu bekommen, war vorerst wichtiger.
    Brummig verabschiedete ich mich nach dem Frühstück von Dad und unserer Haushälterin und machte mich zu Fuß auf zur Bushaltestelle. Da mein Fahrrad kaputt war und mein Dad kein Auto besaß, blieb nur der öffentliche E-Bus, dessen Oberleitungen sich kreuz und quer durch die größten Straßen der Stadt zogen. Früher hatte man sowas für altmodisch gehalten, aber seit der elektrischen Revolution vor mehr als zehn Jahren, galten sie nun als Innovation.
    Im zugigen Wartehäuschen an der nächsten Hauptstraße wartete ich auf den Bus. Der bog kurz darauf wie ein roter Lindwurm um die Kurve und war natürlich total überfüllt. Da mein iD die Bezahlung des Fahrtickets übernahm und den

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