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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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los!“ Er zog so lange an den Riemen, bis sie sich lösten, und er meinen Rucksack in der Hand hielt.
    „Nein!“, schrie ich. „Gib mir meinen Rucksack zurück!“ Ich wollte aufspringen, doch ein grober Stoß gegen meine Brust brachte mich wieder zu Fall.
    „Ich erteile dir jetzt eine Lehre, Benchley! Und damit meine ich nicht die Prügel, die hattest du sowieso verdient. Ich nehme mir jetzt ein kleines Andenken an dich mit. Und wenn du es je wieder wagst, mich auch nur schief anzusehen, dann nehme ich mir noch ganz andere Dinge von dir. Deine kleine Kuhfreundin zum Beispiel!“
    „Nein, du widerliches Schwein!“, schrie ich, sprang auf und wollte Catrell angreifen, doch zwei seiner Gorillas packten mich.
    Verzweifelt schlug und keilte ich in alle Richtungen aus. Ich wusste nicht, was schlimmer war: Dass der Mistkerl gedroht hatte, Addy etwas anzutun, oder dass er meinen Rucksack hatte. Im Rucksack war der Umschlag mit dem Ergebnis! Ich musste ihn wiederhaben. Doch stahlharte Hände hielten mich fest und es schien ihnen nichts auszumachen, dass ich mich mit all meiner Kraft gegen sie stemmte.
    Catrell betrachtete mich derweil aus einem gewissen Abstand und lachte abfällig. „Du bist jämmerlich, Benchley. Dein Freund Ben hat wenigstens noch Muskeln, aber du bist ein kompletter Schlappschwanz!“ Er wandte sich seinen Jungs zu. „Kommt, wir hauen ab.“ Mit lässiger Geste warf er sich meinen Rucksack über die Schulter und stiefelte davon, aber nicht ohne vorher meinem umgekippten Rad noch einen heftigen Tritt zu verpassen. Ich hörte, wie eine Speiche brach.
    „Du Arschloch!“, brüllte ich ihm hinterher.„Gib mir meinen Rucksack, du verdammter Wichser!“
    Aber Catrell und seine Kumpels machten sich nichts aus meinen Verwünschungen und verschwanden im Dunkel des Collegegeländes.
    „Scheiße!“ Wütend schlug ich in die Luft. „Verdammter Dreck!“ Mir war zum Heulen zumute. Warum war ich nur ein solcher Schwächling? Ich hätte mich besser verteidigen müssen, dann hätte ich meinen Rucksack jetzt noch.
    Mit schmerzendem Hintern hob ich mein verbeultes Fahrrad auf und hörte erst jetzt, dass mein iD klingelte. Zumindest hatte ich das Ding noch. Catrell hätte es außerdem nicht viel genutzt, es mir zu stehlen. Die Geräte wurden personalisiert von der Behörde ausgegeben und nur derjenige, auf den es eingetragen war, konnte damit etwas anfangen. Catrell hätte mir allenfalls Schwierigkeiten bereiten können, indem er es zerstört hätte. Dann hätte ich auf dem Amt umständlich erklären müssen, wie es dazu gekommen ist, bevor ich mit viel Bürokratie ein neues ausgehändigt bekommen hätte.
    Ich drückte auf den Empfangsbutton und auf dem kleinen Display erschien Addy.
    „Mensch, Jerry, wo bleibst du? Wir warten schon fast zwanzig Minuten!“
    „Es tut mir leid, aber ich bin aufgehalten worden. Catrell und seine Hilfssheriffs haben mir aufgelauert und ganz schön einen verpasst“, stöhnte ich.
    „Was? Catrell? So ein Mist! Bist du verletzt?“, fragte Addy mit besorgter Miene.
    „Ich weiß nicht. Aber meine Hüfte tut scheißweh!“
    „Bleib, wo du bist, Jerry, wir kommen!“
    Bevor ich noch etwas erwidern konnte, hatte Addy schon aufgelegt und der Bildschirm meines iD wurde dunkel. Ich trat probeweise von einem Bein aufs andere und ein jäher Schmerz schoss von meinem Hintern in meinen Rücken. Ein leises Stöhnen entfuhr mir. Das wird ein hübsches Hämatom am Arsch geben , dachte ich und stützte mich auf mein Fahrrad Das hatte eine Acht und zwei geborstene Speichen am Hinterrad, nichts, was ich nicht wieder hinbekommen würde.
    Wenige Minuten später kamen Ben und Addy herbeigeeilt. Ihre iDs hatten sie zu meiner Position geführt. Manchmal waren die Dinger zu was nütze.
    Besorgt legte mir Addy eine Hand auf die Wange, und da war es wieder, das Gefühl, als schwebte ich. Für einen Moment vergaß ich meine Pein.
    „Was haben sie gemacht?“, wollte Addy wissen. In ihren Augen leuchtete echtes Mitgefühl und noch etwas anderes. Zuneigung? Oder gar Liebe?
    Ich wagte es kaum zu hoffen und antwortete: „Sie haben mich zu Boden geworfen und getreten.“ Ein wenig übertrieben verzog ich das Gesicht und es verfehlte nicht seine Wirkung.
    „Oh, du Armer!“, hauchte Addy mitfühlend. „Und das alles wegen mir!“
    Ich bemerkte, wie Ben sie verwundert ansah. Wusste er tatsächlich nichts von der gestrigen Szene in der Mensa und von Addys heldenhafter Rettung? Hatte sie es tatsächlich

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