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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Betrag automatisch vom meinem Konto abbuchte, brauchte ich nichts weiter zu tun, als mich in eine Lücke zwischen den Fahrgästen zu quetschen. Dort hing ich dann sieben Stationen eingeklemmt neben einem stinkenden Typen im Blaumann und einer älteren Dame, die ihren Hund so auf dem Arm hielt, dass er mir mitten ins Gesicht hechelte. Wie man sich denken kann, trug das nicht gerade zur Besserung meiner Laune bei.
    Am Campus der St. Johns Universität stieg ich erleichtert aus und lief über den Vorplatz zu den Gebäuden der Geowissenschaften. Schon als ich aus dem Fahrstuhl trat und die Tür zum Labortrakt im dritten Stock öffnete, schwappte mir eine eigenartige Atmosphäre entgegen. Sogleich begann sich Unbehagen in meinem Innern breitzumachen. Es waren viel mehr Menschen auf den Fluren unterwegs als sonst, und einige hatten unnatürlich freudlose Gesichter.
    Die Tür zum Büro von Mr. Dudley stand offen, aber nicht der weißhaarige Scientific Assistant saß dort drinnen, sondern zwei junge Studenten. Mit ratlosen Mienen starrten sie auf den Bildschirm vor Mr. Dudleys Computer. Ich klopfte an den Türrahmen und die beiden sahen auf. Tiefe Sorgenfalten hatten sich in ihre Gesichter gegraben. Mein Unbehagen wuchs.
    „Äh, ich möchte zu Mr. Dudley. Wo kann ich ihn finden?“, fragte ich höflich.
    Einer der Studenten erhob sich betroffen. Seine Hände falteten sich beinahe feierlich vor seinem Körper. „Oh, Mr. Dudley ist … also, er ist … er hatte einen Herzinfarkt. Gestern Abend.“
    „Was? Und wie geht es ihm jetzt?“
    Der Blick des Studenten huschte kurz an die Decke und Tränen sammelten sich hinter den Gläsern seiner Brille. Sein Adamsapfel ruckte heftig, als er schlucken musste. „Charles, ich meine, Mr. Dudley ist heute früh im Flushing Medical Center an den Folgen des Infarktes gestorben.“
    „Aber gestern Nachmittag ging es ihm doch noch gut!“ Ich war fassungslos.
    „Es tut mir leid, aber falls du vorhattest, Messungen von ihm durchführen zu lassen, so muss ich dir leider mitteilen, dass der Spektrometer vorübergehend außer Betrieb ist, bis wir die Arbeitsdaten von Mr. Dudley gesichtet haben.“
    „Danke.“ Geschockt taumelte ich von der Tür fort. Dudley tot? Ich musste es meinem Dad erzählen, schließlich war es ein Freund von ihm gewesen. Ein anderer Gedanke kam mir. Wenn Dudley tot war, dann waren die Ergebnisse unserer Altersdatierung im Briefumschlag die einzigen, die es jetzt noch gab!

    „Vielleicht sollten wir den Rucksack von Catrell zurückverlangen.“, sagte Addy, als wir eine Stunde später gemeinsam in der Bibliothek saßen.
    „Träum weiter, Addy. Er wird ihn uns niemals geben! Wir müssen uns damit abfinden, dass die Ergebnisse weg sind“, sagte ich betrübt. „Ich kann mich auf die offizielle Warteliste eintragen lassen, dann bekommen wir in vier Monaten eine neue Messung.“
    „In vier Monaten? Mann, ich hab keinen Bock, so lange zu warten!“ Grimmig stemmte Ben die Hände in die Hüften. „Und was ist, wenn wir in Catrells Zimmer einbrechen und uns den Rucksack stehlen? Wir holen uns zurück, was uns gehört.“
    „Du hast vielleicht Nerven! Wenn er uns dabei erwischt, schlägt er uns windelweich!“ Fahrig fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar. „Ach, es ist zwecklos. Wir müssen eben erstmal ohne die Datierung auskommen. Wir wollten den Trip zum Cale River doch ohnehin machen, oder? Also gehen wir für den Moment mal davon aus, dass die Dokument echt sind, klar?“
    Addy nickte. „Klingt vernünftig.“
    „Na gut“, stimmte auch Ben zu. „Aber Catrell ist damit noch nicht raus aus der Nummer. Den knüpf ich mir nochmal vor, wenn er ohne seine Gorillas unterwegs ist. Zufällig werde ich dann mein Trainingsgerät dabeihaben. Mein Baseballschläger wird ihm schon ein Argument sein!“
    „Wenn du meinst“, sagte ich.
    „Oh, ja!“, gab Ben entschlossen zurück. „Das meine ich!“
    „Okay, da wir das jetzt geklärt haben“, sagte Addy mit leicht spöttischem Tonfall, „sollten wir uns jetzt weiter um unsere Expedition kümmern. Wer besorgt den Proviant?“
    „Das mach ich. Ich hab das Auto“, erklärte sich Ben bereit.
    „Das Werkzeug haben wir“, sagte ich, „du müsstest es nur bei mir abholen, Ben.“
    „Geht in Ordnung.“
    „Gut, dann bringe ich das GPS und den Metalldetektor mit“, erklärte Addy. „Wir treffen uns morgen früh um fünf Uhr bei Jerry. Wir haben eine lange Fahrt vor uns!“
    „Und ich hab coole Musik im

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