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Die verlorene Kolonie

Die verlorene Kolonie

Titel: Die verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anette Strohmeyer
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Es war nur der Produkthinweis eines Autoherstellers für das Modell „Erios“. Er verkündete mit blinkenden Buchstaben, dass man aus verschiedenen Motorengeräuschen einen individuellen Sound für seinen Elektroantrieb auswählen und den Wagen wahlweise mit einer Retro-Auspuffanlage ausstatten konnte, aus der auch noch umweltfreundlicher Wasserdampf kam. „Für das Gefühl von Gestern!“. Verächtlich stieß ich Luft aus, drückte die Werbung weg und informierte Ben und Addy über meinen Erfolg und dass ich mich auf dem Weg zurück zum Queens College befand.

- 3 -

    Wir trafen uns zum Mittagessen in der Mensa. Natürlich aß ich auch hier stets ein Fleischgericht. Für meinen Vater war das okay. Er war kein dogmatischer Vegetarier. Er mochte seit seinem Unfall einfach nur kein Fleisch mehr essen. Er sagte, er hätte immer so ekelhafte Bilder im Kopf, wenn er an ein Steak dachte.
    Nun, das hatte ich nicht und verspeiste mit großem Appetit mein Porterhouse-Steak, während Ben und Addy vernünftiger waren. Unser Leistungssportler sog durch einen Strohhalm Protein-Bubble-Tea mit Soja- und Algenperlen in seinen Mund und Addy aß Salat.
    „Ich bin sehr gespannt, was bei der Datierung herauskommt“, sagte sie zwischen zwei Salatblättern.
    „Das bin ich auch“, entgegnete ich und sah mich um, aber keiner der Mitstudenten im Speisesaal schien uns zu belauschen. Ich wandte mich wieder an meine Freund und fragte mit gesenkter Stimme: „Habt ihr schon was über Rodriguez Perrez herausfinden können?“
    Ben zuckte mit den Schultern. „Leider noch nicht. Die Chroniken der spanischen Krone sind verflucht unübersichtlich. Ich bin noch nicht mal bis zum Jahr 1590 vorgedrungen. Ich habe dir die Signatur der Datei und ein Lesezeichen auf dein iD geschickt, dann weißt du, wo du weitermachen kannst. Ich muss jetzt zum Training. Sehen wir uns heute Abend?“
    Ich blickte Addy an. Sie nickte und schließlich nickte auch ich. Irgendwie wollte ich nicht, dass die beiden ohne mich unterwegs waren.
    „Bestens, see you later ”, sagte Ben und tippte sich an den Schirm seiner Baseballmütze mit dem Schriftzug des College. Dann nahm er seine Sporttasche und verließ die Mensa … und ich war allein mit Addy. Es war nicht das erste Mal, aber seit einiger Zeit fühlte es sich anders an. Verstohlen betrachtete ich sie. Sie trug eine weiße Bluse und eine enge Jeans, und ihr offenes Haar fiel ihr bis auf die Schultern. Sie sah hinreißend aus. Ich wusste, dass sie versuchte, möglichst urban gekleidet zu sein, denn niemand sollte sehen, wo sie tatsächlich herkam. Addy, die mit vollem Namen Adele Magdalena Boyd hieß, stammte aus Winslow, einem kleinen Kaff in Arizona. Naja, genauer gesagt kam sie von einer Ranch fünfzig Meilen entfernt von Winslow. Um es mit anderen Worten zu sagen: Sie war das, was man in New York City ein Landei nannte.
    Ihre Familie lebte seit mehreren Generationen von der Viehzucht, ihr gehörten die „Lazy B“-Ranch und einige Tausend Acres trockenes Wüstenland. Addy war mit Rindviechern und Pferden aufgewachsen und hatte von Kindesbeinen an auf der Ranch mitgeholfen. Sie und ihr älterer Bruder Corey waren echte Cowboys. Doch Addy hatte sich schon immer für Geschichte und alte Kulturen interessiert. Besonders für die Anasazi-Indianer, deren Ruinen die Wüsten und Canyons von Arizona bis New Mexico schmückten. Selbst auf dem Grundstück der Lazy B Ranch gab es steinerne Reste eines Pueblos. Womöglich eine Hinterlassenschaft dieses geheimnisumwobenen Indianerstammes. Und es war Addys größter Wunsch herauszufinden, wer das Pueblo erbaut hatte. Ihre Eltern wollten natürlich, dass sie mit ihrem Bruder die Ranch übernahm, doch Addy hatte sich in den Kopf gesetzt, an der Ostküste Geschichte zu studieren. Sie hatte deswegen einen harten Kampf mit ihrer Familie ausfechten müssen, ihn aber schließlich gewonnen und sich am Queens College eingeschrieben. Vor einem Jahr war dann ihr Vater schwer erkrankt und Addys Mutter hatte sie gebeten, zurückzukommen und sich um die Ranch zu kümmern. Aber Addy war hart geblieben, sie wollte ihr eigenes Leben leben und nicht auf einer staubigen Ranch im Nirgendwo versauern.
    Ihr Bruder hatte schließlich ein gutes Wort für sie eingelegt und Addy durfte weiter studieren, doch seitdem gab es diese täglichen Anrufe ihrer Mutter. Ein penetranter wie verzweifelter Versuch, Addy zurück nach Hause zu holen, fand ich und bewunderte sie für ihre Willensstärke, ihr Ding

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