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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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das Vergangenheitsbild von Abbot mit dem Schwert ausholte, um Holly zu durchbohren. Der Abbot von vor einer Minute wurde durch die Wucht des Strahls an die Kraterwand geschleudert.
    Der gegenwärtige Abbot hatte gerade noch Zeit zu fragen: »Was hat das zu bedeuten?«, dann löste er sich in Luft auf.
    »Dass Sie meine Freunde nicht umgebracht haben«, antwortete Artemis, obwohl sein Gegner ihn schon nicht mehr hören konnte. »Das ist nie passiert.«
    Nervös blickte Artemis nach unten. Holly lag nicht mehr dort. Gott sei Dank.
    Auch Qwan und Nr. 1 standen wieder an ihrem Platz und arbeiteten an ihrem magischen Kreis, als wäre nichts geschehen.
    Natürlich. Es ist ja auch nichts geschehen.
    Artemis konzentrierte sich auf das Bild, wie Abbot durch die Luft flog. Er umhüllte den Vorfall mit Magie, um ihn in seiner Erinnerung zu bewahren.
    Vergiss es nicht , ermahnte er sich. Was er gerade getan hatte, brauchte jetzt nicht mehr getan zu werden und würde deshalb auch nie getan werden. Nur dass er es getan hatte. Ein solches Zeitparadox sollte man mit Rücksicht auf die geistige Gesundheit besser aus dem Gedächtnis streichen, aber Artemis trennte sich nur höchst ungern von Erinnerungen.
    »He«, sagte eine vertraute Stimme. »Hast du nichts zu tun, Artemis?«
    Es war Holly. Sie fesselte Abbot mit seinen eigenen Schnürsenkeln an den Füßen.
    Artemis konnte sie nur anschauen und lächeln. Er spürte noch immer den Schmerz über ihren Tod, aber das würde bald vergehen, nun, da sie wieder lebte.
    Holly runzelte die Stirn. »Artemis, könntest du den Koffer zum Plateau bringen? So kompliziert ist das doch nicht.«
    Artemis stand noch einen Moment versonnen da, dann riss er sich zusammen. »Ja. Natürlich. Den Koffer zum Plateau.«
    Holly war tot gewesen, und jetzt lebte sie.
    In seiner Hand kribbelte die Phantomerinnerung an eine Neutrino, die er ein paar Sekunden zuvor gehalten hatte - oder auch nicht.
    Das wird Folgen haben , dachte er. Man kann nicht ungestraft in den Ablauf der Ereignisse eingreifen. Doch was auch immer die Folgen sein mögen, ich werde sie hinnehmen, denn die Alternative ist viel zu schrecklich.
    Er wandte sich wieder seiner Aufgabe zu und schleppte die Bombe die letzten Meter zu der ebenen Stelle. Er kniete sich hin und schob den Koffer mit der Schulter zwischen die Beine von Qwan und Nr. 1. Der Knirps bemerkte Artemis nicht einmal. Seine Augen leuchteten jetzt in einem irisierenden Blau, durchflutet von Magie. Die Runen auf seiner Brust glühten, dann begannen sie sich zu bewegen, schlängelten sich den Hals hinauf und wirbelten über die Stirn wie ein verzaubertes Feuerrad.
    »Artemis! Fass mal mit an!«
    Holly mühte sich damit ab, den bewusstlosen Abbot über den unebenen Boden zu rollen. Bei jeder Umdrehung blieben seine Hörner in der Aschekruste hängen und wirbelten eine graue Wolke auf.
    Artemis stapfte zu ihr. Die Beine schmerzten ihm vom Auf- und Abstieg. Er packte eines der Hörner und zog. Holly nahm das andere.
    »Haben Sie ihn ausgeschaltet?«, fragte Artemis.
    Holly zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Es ging gerade alles ein bisschen durcheinander. Muss wohl am Zeitbann liegen.«
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Artemis, erleichtert, dass Holly sich nicht daran erinnerte, was passiert war. Niemand sollte die Erinnerung an den eigenen Tod mit sich herumschleppen müssen, obwohl es ihn ja schon interessiert hätte, was danach kam.
    Die Zeit lief in alle möglichen Richtungen, unter anderem auch davon. Auf die eine oder andere Weise würde die Insel Hybras bald verschwinden. Entweder riss der Zeitbann sie völlig auseinander, oder Qwan schaffte es, die Energie der Bombe zu nutzen und sie alle zur Erde zurückzubringen. Holly und Artemis schleiften Abbot zum Kreis und legten ihn neben Qwan ab.
    »Tut mir leid, dass er bewusstlos ist«, sagte Holly. »Aber anders hätte ich ihn nicht hierhergekriegt - höchstens tot.«
    »Bei dem Kerl eine schwierige Entscheidung«, sagte Qwan und packte Abbot an einem Horn.
    Artemis nahm das andere, und gemeinsam richteten sie ihn auf in eine kniende Stellung. Nun waren sie zu fünft in dem Kreis.
    »Ich hatte eigentlich auf fünf Zauberer gehofft«, grummelte Qwan. »Ein Zauberer, ein Lehrling, eine Elfe, ein Menschenwesen und ein weggetretener Egomane sind nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe. Das macht alles etwas komplizierter.«
    »Was können wir tun?«, fragte Artemis.
    Qwan erschauerte, seine Augen überzogen sich mit einem blauen

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