Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
Vom Netzwerk:
beeilte. Schließlich war es ein ganz simpler Plan: Bring den Koffer zum Plateau. Objekt A zu Punkt B.
    Dann wurde Holly niedergestochen, und der Plan wurde sehr viel komplizierter. Artemis sah aus dem Augenwinkel, wie das Schwert sich in ihren Körper bohrte. Und, was noch schlimmer war, er hörte das Geräusch. Ein kurzes Ratschen, wie ein Schlüssel, der ins Schloss gesteckt wird.
    Das kann nicht sein , dachte er. Wir haben so viel gemeinsam durchgestanden, da kann Holly doch nicht einfach so sterben.
    Das leise Schmatzen, als die Klinge aus Holly herausglitt, war unbeschreiblich grauenvoll. Artemis wusste, dieses Geräusch würde ihn bis ins Grab verfolgen.
    Abbot weidete sich an seiner Tat. »Magie kann dich jetzt nicht mehr retten, Elfe. Ich habe sehr lange an diesem Schwert gearbeitet.«
    Artemis ging in die Hocke, setzte die Bombe ab und kämpfte gegen den Drang an, zu Holly hinüberzukriechen. Magie konnte sie nicht retten, aber vielleicht eine Kombination aus Magie und Wissenschaft. Er zwang sich, das dunkelrote Blut zu ignorieren, das stoßweise aus ihrer Wunde rann. Hollys Zukunft bot nur noch den Tod.
    Ihre momentane Zukunft. Aber die Zukunft ließ sich ändern.
    Nr. 1 und Qwan hatten nichts von dem tödlichen Angriff mitbekommen. Sie waren völlig darauf konzentriert, die beiden blauen Ringe hervorzubringen. Abbot steuerte auf die zwei zu. Von seiner Schwertspitze tropfte Blut auf die Asche und malte eine Linie zu seinen nächsten Opfern wie ein undichter Füllhalter.
    Holly sprach ihre letzten Worte. »Artemis«, sagte sie. »Artemis, hilf mir.«
    Artemis sah zu ihr hinüber. Nur einmal. Ganz kurz. Das war keine gute Idee. Beim Anblick seiner sterbenden Freundin hätte er sich um ein Haar verzählt. Und im Augenblick war das Zählen das Allerwichtigste.
    Holly starb ohne einen Freund an ihrer Seite. Artemis spürte, wie sie verschied - auch das eine Gabe der Magie. Er zählte weiter, während ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    Zähl weiter. Das ist das einzig Wichtige.
    Er stand auf und ging mit schnellen Schritten zu seiner reglos daliegenden Freundin. Abbot sah ihn und deutete mit dem Schwert auf ihn.
    »Du bist auch gleich dran, Menschenjunge. Erst die Zauberer, dann du. Wenn ihr weg seid, wird hier alles wieder sein wie früher.«
    Artemis beachtete ihn nicht, sondern ging im Rhythmus seines Zählens weiter, sorgsam darauf bedacht, nicht schneller zu werden. Eine kleine Ungenauigkeit, und alles war verloren.
    Abbot drängte sich zwischen Qwan und Nr. 1. Die beiden waren so konzentriert, dass sie ihn kaum registrierten. Mit zwei Hieben seines verfluchten Schwertes war die Sache erledigt. Nr. 1 fiel zu Boden. Aus den Fingerspitzen strömten blaue Magiefunken. Qwan fiel nicht, Abbot hielt ihn mit der Schwertspitze aufrecht.
    Artemis sah Holly nicht in die Augen. Er brachte es nicht fertig. Stattdessen nahm er ihr die Waffe aus der Hand und richtete den Lauf in die Luft.
    Konzentrier dich. Jetzt hängt alles vom Timing ab.
    Abbot riss Qwan das Schwert aus der Brust, und der kleine Körper sank leblos zu Boden. Drei Tote innerhalb eines Zeitraums, in dem man nicht einmal einen Schnürsenkel binden konnte.
    Artemis ignorierte die letzten Atemzüge der beiden Zauberer und das Knirschen von Abbots nahenden Schritten.
    Der Dämon machte kein Geheimnis daraus, dass er da war. »Ich bin hinter dir, Menschenjunge. Probier doch, ob du es schaffst, dich noch rechtzeitig umzudrehen.«
    Artemis suchte den Boden um Holly herum nach Fußabdrücken ab. Es gab jede Menge, aber nur zwei genau nebeneinander, an der Stelle, wo Abbot bei dem Schwertstoß gestanden hatte. Die ganze Zeit über zählte er gemäß seinen Berechnungen weiter.
    Eine Stunde pro Sekunde über vierzig Zähleinheiten, gefolgt von einer Verlangsamung auf dreißig Minuten pro Sekunde über achtzehn Zähleinheiten, dann ein kleiner Sprung rückwärts, eine Minute pro Sekunde über zwei Zähleinheiten. Dann geht es wieder von vorne los.
    »Vielleicht behalte ich dich ja«, sagte Abbot spöttisch und stupste Artemis mit dem Schwert in den Rücken. »Wär' doch nett, so ein kleiner Hausmensch. Ich könnte dir Kunststücke beibringen.«
    »Wie wär's denn mit diesem Kunststück?«, entgegnete Artemis und feuerte einen Laserstrahl aus der Neutrino ab.
    Der Strahl trat aus dem Lauf und wurde um eine Minute in die Vergangenheit gesogen, genau wie Artemis berechnet hatte. Er verschwand aus der Gegenwart und tauchte exakt in dem Moment wieder auf, als

Weitere Kostenlose Bücher