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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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lebender, warmer Haut. Sie ergriffen die des Knirpses fest, um die Verbindung zu halten.
    Genau, Junge. Du hast es.
    Ich kann's , dachte Nr. 1 ungläubig. Ich kann es wirklich.
    Staunend sahen Artemis und Holly zu, wie die Magie in Qwans Körper floss und mit lautem Krachen und hell züngelnden Flammen den Stein von seinen Gliedern sprengte. Zuerst wurde die Hand lebendig, dann der Arm, dann die Brust. Die starre Schicht um den Mund barst, und der Zauberer konnte zum ersten Mal seit zehntausend Jahren wieder Luft holen. Leuchtend blaue Augen blinzelten in das Licht und schlossen sich sofort wieder. Immer weiter floss die Magie, bis auch das letzte Steinbröckchen von Qwans Körper abgefallen war, doch dann war Schluss. Als die Magiefunken von Nr. 1 die Hand des nächsten Zauberers erreichten, verloschen sie knisternd.
    »Was ist mit den anderen?«, fragte Nr. 1. Bestimmt konnte er auch sie befreien.
    Qwan hustete und spuckte eine Weile, bevor er antworten konnte. »Tot«, sagte er. Dann sank er auf den Schutthaufen.
     
    * * *
     
    Auf der anderen Seite der Sicherheitstür jagte Kong das dritte Magazin seiner Maschinenpistole in die Zahlentastatur. »Die Tür macht's nicht mehr lange«, sagte Butler. »Gleich sind sie drin.«
    »Lassen sie sich irgendwie aufhalten?«
    »Ich denke schon. Aber ich will keine Leichen hier zurücklassen, Artemis. Bestimmt ist die Polizei längst auf dem Weg hierher.«
    »Vielleicht könnten Sie sie ein bisschen erschrecken?«
    Butler grinste. »Mit dem größten Vergnügen.«
    Die Schüsse hörten auf. Die Tür hing bereits ein wenig schief in den Angeln. Butler riss sie auf, zerrte Billy Kong herein und warf die Tür wieder zu.
    »Hallo, Billy«, sagte er und presste den zierlichen Mann gegen die Wand.
    Kong war zu wütend, um Angst zu haben. Er verpasste Butler eine Serie von Schlägen, von denen jeder einzelne für einen normalen Menschen tödlich gewesen wäre. An Butler prallten sie ab wie eine Fliege an einem Panzer. Was nicht hieß, dass es ihm nicht wehtat. Jeder Treffer von Kongs geübten Fäusten fühlte sich an wie ein glühendes Brandeisen.
    Doch Butlers einzige Reaktion auf den Schmerz war eine leichte Anspannung in den Mundwinkeln. »Holly?«, sagte er.
    »Alles klar«, erwiderte sie und zielte mit der Neutrino auf eine Stelle über den beiden.
    Butler warf Billy Kong in die Luft, und Holly verpasste ihm eine kräftige Laserladung. Kong wurde zu Boden geschleudert, die Fäuste zuckten noch ein paarmal, dann war Ruhe.
    »Der Kopf der Schlange ist betäubt«, sagte Artemis. »Hoffen wir, dass der Rest dem Beispiel folgt.«
    Minerva beschloss, Billy Kongs Betäubung auszunutzen, um sich an ihm zu rächen. Sie marschierte auf ihren Entführer zu, der bäuchlings auf dem Parkett lag. »Sie sind nichts weiter als ein mieser kleiner Gauner, Mister Kong«, sagte sie und verpasste ihm einen Tritt vors Bein.
    »Weg da, junge Dame«, sagte Butler scharf. »Es kann sein, dass er nur halb betäubt ist.«
    »Wenn Sie meinem Vater auch nur ein Haar gekrümmt haben«, fuhr Minerva fort, ohne Butlers Warnung zu beachten, »werde ich persönlich dafür sorgen, dass Sie lange Jahre hinter Gittern schmoren.«
    Kong öffnete vorsichtig ein tränendes Auge. »So redet man nicht mit seinen Angestellten«, krächzte er und umfasste mit stählernen Fingern ihr Fußgelenk.
    Da begriff Minerva, dass sie einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte, und entschied, dass es am besten wäre, einen schrillen Schrei auszustoßen. Was sie auch tat.
    Butler war hin- und hergerissen. Es war seine Pflicht, Artemis zu schützen, nicht Minerva, doch im Verlauf der Abenteuer, die er nun schon mit Artemis und Holly durchgestanden hatte, war er, ohne es zu merken, in die Rolle des allgemeinen Beschützers geschlüpft. War jemand in Gefahr, rettete er ihn. Und dieses törichte Mädchen war eindeutig in Gefahr. In Lebensgefahr.
    Warum , fragte er sich, halten die Intelligenten sich immer für unbesiegbar?
    Und so traf Butler eine Entscheidung, deren Folgen ihn noch jahrelang quälen sollten. Als professioneller Leibwächter wusste er, wie sinnlos es war, eine Handlung im Nachhinein zu hinterfragen, doch er würde noch viele Nächte vor dem Feuer sitzen, den Kopf in den Händen vergraben, würde diesen Moment Revue passieren lassen und sich wünschen, er hätte anders gehandelt. Wie er die Szene auch durchspielte, das Ergebnis war tragisch, doch zumindest hätte es nicht so tragisch für Artemis enden müssen.
    Butler

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