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Die Verlorene Kolonie

Die Verlorene Kolonie

Titel: Die Verlorene Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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handelte. Er entfernte sich vier Schritte von der Tür, um Minerva aus Kongs Griff zu befreien. Eine Kleinigkeit, der Mann war ja kaum bei Bewusstsein. Kong schien von einer Art psychotischer Energie angetrieben zu werden. Butler trat ihm einfach kräftig auf das Handgelenk und verpasste ihm mit dem Knöchel seines Zeigefingers einen Schlag zwischen die Brauen. Kongs Augen rollten weg, und die Finger öffneten sich wie die Beine einer sterbenden Spinne.
    Rasch entfernte sich Minerva aus Kongs Reichweite. »Das war sehr dumm. Es tut mir leid«, murmelte sie.
    »Dafür ist es ein bisschen spät«, tadelte Butler sie. »Würdest du jetzt bitte in Deckung gehen?«
    Die ganze Episode nahm nicht mehr als vier Sekunden in Anspruch, aber in diesen vier Sekunden passierte eine Menge auf der anderen Seite der Sicherheitstür. Don, der immer noch die Bombe trug und der vorhin ohne jeden ersichtlichen Grund von seinem Boss zurückgepfiffen worden war, beschloss, sich bei Kong beliebt zu machen, indem er in den Ausstellungsraum stürmte und sich den Riesen vornahm. Er rammte die Tür genau in dem Moment, als Butler auf der anderen Seite zurückwich, und so purzelte er zu seiner Überraschung kopfüber in den Raum, dicht gefolgt von vier weiteren Handlangern seines Bosses, allesamt bis an die Zähne bewaffnet.
    Holly, die ihre Neutrino auf die Tür gerichtet hatte, ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit der Ruhe war es erst vorbei, als plötzlich eine Handgranate aus dem Gewirr von Männern herausrollte und an ihren Fuß stieß. Für sie allein wäre es kein Problem gewesen, der Explosion zu entgehen, aber für Artemis und Nr. 1 sah es nicht gut aus.
    Denk nach. Schnell!
    Es gab eine Lösung, aber die war kostspielig, was die Ausrüstung betraf. Holly schob ihre Waffe zurück ins Halfter, riss sich den Helm vom Kopf und stülpte ihn über die Granate. Dann kauerte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht darauf. Diesen Trick hatte sie schon öfter angewendet, mit unterschiedlichem Ergebnis. Eigentlich hatte sie gehofft, dass es nicht zur Gewohnheit werden würde.
    Wie ein Frosch auf einem Giftpilz hockte sie da. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, doch es konnten nur ein paar Sekunden gewesen sein. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie ein Ganove mit einem silberfarbenen Koffer in der Hand dem Mann, der die Granate geworfen hatte, eine Ohrfeige verpasste. Vielleicht verstieß der Einsatz tödlicher Waffen gegen die Befehle.
    Die Granate explodierte und schleuderte Holly in steilem Bogen durch die Luft. Der Helm fing den größten Teil der Druckwelle und alle Geschosssplitter ab, aber die Wucht reichte immer noch aus, um Holly beide Schienbeine und einen Oberschenkelknochen zu brechen. Wie ein Sack Steine landete sie auf Artemis' Rücken. »Au«, sagte sie und verlor das Bewusstsein.
     
    * * *
     
    In der Zwischenzeit waren Artemis und Nr. 1 bemüht, Qwan zu reanimieren.
    »Er lebt«, sagte Artemis, die Finger am Handgelenk des Zauberers. »Der Puls ist normal. Er müsste bald zu sich kommen. Lass ihn auf keinen Fall los, sonst verschwindet er womöglich.«
    Nr. 1 hielt den Kopf des alten Dämons in seinem Schoß. »Er hat mich einen Zauberer genannt«, sagte er mit Tränen in den Augen. »Ich bin nicht allein.«
    »Heb dir die Rührseligkeiten für später auf«, sagte Artemis brüsk. »Wir müssen zusehen, dass wir dich hier rauskriegen.«
    Plötzlich drangen Kongs Männer in den Ausstellungsraum ein und schossen um sich. Artemis vertraute darauf, dass Butler und Holly zumindest einen Teil der Ganoven ausschalten würden, doch seine Zuversicht bekam einen Kratzer, als es auf einmal laut knallte und eine offensichtlich mitgenommene Holly auf seinem Rücken landete. Sofort bildete sich um sie herum ein Kokon aus blauem Licht, aus dem sich Funken herauslösten und wie Sternschnuppen auf die verletzten Körperteile zusteuerten.
    Artemis kroch unter ihr hervor und legte seine bewusstlose Freundin vorsichtig neben Qwan auf den Boden.
    Kongs Männer machten gerade Bekanntschaft mit Butler und bedauerten vermutlich, keinen anderen Beruf gewählt zu haben. Er donnerte in sie hinein wie eine Bowlingkugel in einen Haufen zitternder Kegel.
    Einer schaffte es, dem Leibwächter zu entgehen. Ein hoch gewachsener Mann mit tätowiertem Hals und einem Aluminiumkoffer. Da der Koffer vermutlich nicht eine Auswahl asiatischer Gewürze enthielt, musste Artemis wohl selbst aktiv werden. Während er noch überlegte, was zu tun war, stieß der Mann ihn

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