Die Vermessung des Körpers
könnte irgendwann widerlegt werden. Unser heutiges Verständnis ist schließlich auch komplexer als Darwins ursprüngliches Bild. Nichtsdestoweniger ist sie angesichts der verfügbaren Erkenntnisse im Augenblick unsere bei Weitem beste Theorie. In gewisser Weise ist das nicht überraschend, weil es eine so offensichtliche Theorie ist – tatsächlich ist es verblüffend, dass man nicht schon lange vor Darwin darauf kam.
Die Evolutionstheorie leuchtet ein
Die Grundlage der Evolutionstheorie ist sehr einfach. Sie haben zahlreiche Merkmale von Ihren Eltern geerbt, die Ihrem Körper seine heutige Gestalt geben. Dasselbe geschah bei Ihren Eltern und so weiter, den gesamten Vorfahren-Turm hinab. In Darwins Tagen wusste man nicht, wie dies erfolgt war, heute hingegen wissen wir, dass es mit der Genetik (und der Epigenetik) zusammenhängt.
Manche Eigenschaften helfen einer bestimmten Spezies, in ihrer aktuellen Umgebung zu überleben. Andere wiederum machen das Überleben schwieriger. Individuen, die Merkmale aufweisen, die das Überleben begünstigen, leben wahrscheinlich lange genug, um sich zu reproduzieren. Damit haben diese Merkmale eine höhere Chance, weitergegeben zu werden.
Über eine lange, lange Zeitspanne führen diese graduellen Veränderungen, die sowohl aus der Vermischung verschiedener DNS bei der Paarung unterschiedlicher Individuen als auch aus zufälligen Veränderungen der DNS als Resultat von Mutationen entstehen, unweigerlich zu Veränderungen der Spezies. Darum geht es insgesamt bei der Evolution: Der zufällige Unterscheid verschiedener Generationen von den vorhergegangenen wird kombiniert mit dem Überlebensdruck der jeweiligen Umweltbedingungen.
Viele Menschen, die mit der Evolutionstheorie unzufrieden sind und es lieber sähen, wenn alle Lebewesen von einer äußeren Macht geschaffen worden wären, verweisen darauf, dass diese Art Wandel innerhalb einer Spezies nur zu graduellen Veränderungen führt. Diese bewirkten nicht, dass sich – beispielsweise – eine fischähnliche Kreatur zu einem menschlichen Wesen entwickelte. Leute, die dieses Problem mit der Evolutionstheorie haben, sollten einmal mit unserem Vorfahren-Turm spielen – wie bereits erwähnt, gibt es dort keine Sprünge von Spezies zu Spezies. Jede neue Generation ist dieselbe Spezies wie ihr Vorgänger. Das ist ein wundervolles Paradoxon der Biologie, das durch die beliebige Einteilung in »Spezies« entstanden ist. Es bedarf überhaupt keiner Sprünge von einer Spezies zur anderen.
Was nützt einem ein halbes Auge?
Ein anderes Problem der Evolutionsgegner ist die Frage, welchen Vorteil denn eine teilweise Veränderung hätte, die an sich noch keinerlei positive Wirkung zeigte – immerhin erfolgen die Veränderungen ja ganz langsam. Dieses Thema plagte auch Darwin eine Zeit lang. Wenn man seinen eigenen Körper im Spiegel betrachtet, weist er viele komplexe Strukturen auf. Wie, zum Beispiel, konnte sich so etwas Komplexes wie ein Auge entwickeln? Wie gelangten wir von primitiven Kreaturen ohne Sehvermögen zu Wesen mit voll ausgebildeten Augen?
Dieses Problem erwies sich jedoch als nicht gar so schwierig, wie es zunächst erschien. Es könnte sein, dass es Zwischenstufen mit anderen Vorteilen gibt – nach allem, was man weiß, könnten Wesen mit halb ausgebildeten Augen für potenzielle Geschlechtspartner attraktiver gewirkt haben. Beim Auge wissen wir auf jeden Fall, dass es stets ganz direkte Vorteile gibt, weil auf der Erde Lebewesen mit so ziemlich allen Stufen zwischen gar nichts und einem komplexen Auge existieren. Manche haben lichtempfindliche Hautbereiche; andere haben Lochkamera-Augen – keine Linse, nur eine Höhle mit einer Netzhaut; manche verfügen über eine sehr einfache Optik; dann wiederum gibt es auch vollkommen anders geartete Sehorgane wie etwa die Facettenaugen der Insekten …
Ein weiteres Beispiel für ein Merkmal, das halb ausgebildet nur von äußerst geringem Wert ist, ist das der Flügel – entweder kann man fliegen oder nicht. Abermals ist die Realität nicht ganz so schwarz-weiß. Mit kleinen Flügeln beispielsweise kann man zwar nicht fliegen, aber man kann sich ihrer bedienen, um bei der Flucht vor einem Raubtier ein bisschen schneller voranzukommen. Vielleicht gibt es noch weitere, alternative Anwendungen, etwa Kühlung. Es ist durchaus möglich, dass ein halb ausgebildetes Merkmal einen ganz anderen Nutzen bietet, der später wieder verloren geht.
Ein großer Teil des Problems, das die
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