Die Vermessung des Körpers
erkennbares Muster, das uns aus dem Himmel entgegenspringt – insbesondere wegen der drei eng benachbarten Sterne im »Gürtel« des Orion.
(8) Das Sternbild Orion
Die Sternbilder sind, außer als Anhaltspunkte und Namensbezeichnung, nicht nur irrelevant für die Astronomie, sondern großteils auch eine Illusion, wie uns die Astronomie lehrt. Zwischen den einzelnen Sternen in einem Sternbild liegen oft gewaltige Entfernungen. Der mittlere Stern im Gürtel des Orion beispielsweise ist beinahe doppelt so weit entfernt wie die anderen Sterne in diesem Sternbild. Mit bloßem Auge ist dies freilich nicht zu erkennen.
Die Sterne sind nach einem System benannt, das der deutsche Astronom Johann Bayer 1603 in seinem Sternenatlas einführte. JederStern eines Sternbildes hat einen zweiteiligen Namen aus einem griechischen Buchstaben und dem lateinischen Genitiv des Sternbildes. Der Theorie nach sind die Sterne ihrer Helligkeit entsprechend aufgelistet, doch hielt sich Bayer selbst nicht immer daran – die drei Sterne im Gürtel des Orion sind zum Beispiel Delta Orionis, Epsilon Orionis und Zeta Orionis. Das klappt zwar nicht ganz mit der Helligkeit, bringt sie aber von Nord nach Süd in eine alphabetische Reihenfolge.
Sterne, die nicht Teil einer bestimmten Konstellation sind, erhalten ziemlich langweilige Bezeichnungen aus Buchstaben und Zahlen. Um das Ganze noch verwirrender zu machen, bekommen die bekannteren Sterne zusätzlich noch einen Kosenamen – ein einzelnes Wort, das in Bezug auf sie häufiger verwendet wird als ihre Bayersche Bezeichnung. Beispielsweise Rigel, der hellste Stern im Sternbild des Orion (der sechsthellste aller Sterne am Himmel, der Stern unten rechts im Orion-Schaubild), der technisch gesehen eigentlich Beta Orionis heißt.
Ähnlich verhält es sich mit dem zweithellsten Stern im Orion, Alpha Orionis (links im Schaubild), besser bekannt als Beteigeuze. Auch dieser rangiert unter den stellaren Top Ten und besitzt eine bemerkenswerte Rotfärbung. Beteigeuze ist ein riesiger Stern, ein roter Superriese. Wäre die Sonne so groß, würde sie sich bis zum Jupiter ausdehnen.
Wenn Orion am Himmel sichtbar ist, möchte ich, dass Sie sich den mittleren Stern des Gürtels ansehen, Epsilon Orionis, auch bekannt als Alnilam. Es ist an der Zeit, Ihre Augen ein wenig zu schulen.
Wenn Sie sich den Nachthimmel noch nie bewusst angesehen haben, ist Ihnen möglicherweise auch nicht aufgefallen, dass einige Sterne (und mindestens ein Planet) eine bestimmte Farbe haben. Nehmen Sie sich in der nächsten klaren Nacht einmal ein paar Minuten Zeit, gehen Sie ins Freie und betrachten Sie die Sterne ganz genau. Nach einer Weile werden Ihre Augen empfindlicher. Dann müssten Sie ein paar Sterne mit einer rötlichen Färbung erkennen und einige, die etwas blauer wirken als der Rest. Wenn Sie einen Stern entdecken, der ganz offensichtlich rot ist, ist es wahrscheinlich überhaupt kein Stern, sondern der Planet Mars.
Alnilam ist der am weitesten entfernte Stern im Sternbild Orion, doch das sieht man diesem strahlend hellen blauen Giganten nicht unbedingt an. Für einen Stern ist Alnilam (verglichen mit den 4,5 Milliarden Jahren der Sonne) noch sehr jung – nur etwa vier Millionen Jahre. Er ist etwa 1340 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Ein Blick in die Vergangenheit
Wie bereits erwähnt, ist ein Lichtjahr die Entfernung, die das Licht innerhalb eines Jahres zurücklegt – angesichts einer Lichtgeschwindigkeit von rund 300 000 Kilometern pro Sekunde eine ziemlich große Strecke. Alnilam ist etwa 12 686 155 200 000 000 Kilometer entfernt. Wenn man bedenkt, dass es die Menschheit gerade einmal bis zum Mond geschafft hat (lediglich 385 000 Kilometer), wird schnell klar, dass wir in nächster Zukunft keinen Fuß auf Alnilam setzen werden. Doch man kann ohne jede Technologie, nur dadurch, dass man die Augen öffnet und einen Blick in die richtige Richtung wirft, ein Objekt sehen, das 12 686 155 200 000 000 Kilometer entfernt ist. Die Augen sind ein ausgezeichnetes Forschungsinstrument.
Noch etwas ist seltsam daran, wenn man ein Sternbild wie Orion betrachtet: das zeitliche Durcheinander. Da das Licht eine bestimmte Zeit benötigt, um zu uns zu gelangen, sehen wir Sterne so, wie sie waren, als das Licht sie verließ, und nicht, wie sie jetzt sind. Da sämtliche Sterne im Orion unterschiedlich weit entfernt sind, sehen wir sie zu unterschiedlichen Zeiten in der Vergangenheit. Im Fall von Alnilam sind etwa 1340 Jahre
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