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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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als »erneuerbare Energien« sprechen, meinen wir damit eigentlich, dass sie von der Sonne kommen und deshalb lange, lange Zeit verfügbar sein werden. Erneuerbar im eigentlichen Sinne sind sie aber nicht.
Anstieg der Entropie
    Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik wird häufig etwas anders formuliert als oben: Die Entropie nimmt zu. »Entropie« klingt wie ein wenig klarer Begriff, wenn man zum ersten Mal mit ihm konfrontiert wird – sie ist ein Maß für die Unordnung eines Systems. In Ihrem Körper ist die Entropie längst nicht so groß, wie wenn man die ganzen chemischen Komponenten, aus denen er besteht, beliebig anordnen würde. Denn Ihr Körper besitzt eine Struktur. Im Zimmer eines Teenagers herrscht große Entropie. Je größer die Unordnung, desto höher die Entropie. In der Realität ist Entropie aber nicht nur eine nonchalante Umschreibung, sondern ein statistisches Maß für die Anzahl unterscheidbarer Möglichkeiten, wie sich die Bestandteile eines Systems anordnen lassen.
    Nehmen wir zum Beispiel die Buchstaben auf dieser Seite: Es gibt nur eine Möglichkeit, sie anzuordnen, damit sie exakt die Worte ergeben, die Sie gerade lesen. Daneben gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten, sie zu arrangieren (aus den meisten ergibt sich freilich ein völlig sinnloses Kauderwelsch). In der Anordnung, die Sie vor sich haben, sind die Buchstaben also streng geordnet und weisen nur eine geringe Entropie auf. Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik besagt, dass es Energie gekostet hat, dies zu vollbringen. Sie sind nicht einfach an ihren Platz gehüpft, sondern ich musste daran arbeiten. Dasselbe gilt für den Lektor und die Drucker. All diese Buchstaben ließen sich in vielerlei Weise neu gruppieren, dochdie Ergebnisse wären meistens relativ ungeordnet und besäßen eine höhere Entropie.
    Es erscheint recht natürlich, dass dabei die Entropie ansteigt. Eine Teetasse etwa ist geordneter und besitzt eine geringere Entropie als ein Haufen Porzellanscherben. Es ist ziemlich einfach, die Entropie ansteigen zu lassen, indem man die Tasse fallen und in tausend Stücke zerspringen lässt. Es ist aber praktisch unmöglich, die Entropie zu senken und die Tasse »zurückfallen« zu lassen, sodass sich sämtliche Stückchen wieder zu einem einzigen Gegenstand verbinden.
    Die Vorstellung, dass die Entropie allgemein steigt, wurde deshalb als Argument gegen die Evolution des Lebens auf der Erde ins Feld geführt. Die Erde hat sich von einer ungeordneten, beliebigen Ansammlung von Molekülen zu einer vergleichsweise straff geordneten Gestalt entwickelt, die alle lebenden Dinge umfasst, die es heute gibt. Manche denken, dies beweise die Existenz eines Schöpfers, der Ordnung aus dem Chaos geschaffen habe.
    Das ist jedoch ein Missverständnis des zweiten Hauptsatzes. Er besagt nämlich, dass die Entropie in einem geschlossenen System ansteigt (oder gleich bleibt), also in einem System, das Energie weder hinein- noch hinauslässt. Die Erde ist aber kein geschlossenes System. Eine riesige Energiemenge dringt von der Sonne auf uns ein, und deshalb können wir auf das zweite Gesetz getrost pfeifen.
Die Physik der Monster
    Diese Verbindung zwischen Entropie und dem Leben ist nicht das einzige Beispiel dafür, wie sich die Grundlagenphysik direkt auf lebende Wesen auswirkt. Ihr Körper hat keine Probleme mit den Gesetzen der Physik (abgesehen vielleicht von ein wenig schlaff herabhängender Haut aufgrund der Gravitation). Das gilt jedoch nicht unbedingt für ein typisches Monster. Ein traditionelles furchterregendes Monster, etwa aus Fantasyfilmen, ist ein übergroßes Insekt oder eine Spinne. Ein gnadenloser Killer wie eine Spinne in einer Größe, bei der Menschen ins Beuteschema gehören, ist tatsächlich eine entsetzliche Vorstellung. Wenn man es recht bedenkt, erscheintes sogar ein wenig seltsam, dass es solch furchtbare Raubtiere nicht gibt – warum haben sie sich nicht entwickelt und die Weltherrschaft übernommen? Denken Sie an die Riesenameisen aus den Horrorfilmen der Fünfziger oder an die Riesenspinnen in Der Herr der Ringe und Harry Potter .
    Wenn Sie sich vor solchen Kreaturen gruseln, dann können Sie sich in dem sicheren Bewusstsein wiegen, dass sie niemals existieren werden. Stellen Sie sich vor, wir nähmen eine Spinne aus Ihrem Badezimmer und machten sie 100-mal so groß. Grauenvoll! »100-mal so groß« bedeutet, dass sie 100-mal so breit wäre und jedes Bein 100-mal so lang. Schnitte man ein solches

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