Die Vermessung des Körpers
Riesenspinnenbein durch, besäße der Querschnitt also das 10 000-Fache der Fläche eines normalen Spinnenbeinquerschnitts.
Doch wie stünde es um das Gewicht eines solch titanischen Spinnentieres? Gewicht ist abhängig vom Volumen, also wäre die Spinne 100 × 100 × 100 = eine Million Mal schwerer. Das würde bedeuten, dass das millionenfache Gewicht von Beinen getragen werden müsste, deren Querschnitt nur 10 000-mal so groß ist – die Spinne würde unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen.
Dasselbe würde auch Riesensäugetieren passieren (auch menschlichen Riesen), doch bekämen Spinnen und Insekten ein weiteres Problem, wenn man sie auf diese gewaltige Größe aufblasen würde. Sie atmen nämlich durch ihre Schale (ihre harte äußere »Haut«). Die Oberfläche der Schale und damit die Menge an aufgenommenem Sauerstoff würden sich um den Faktor 10 000 erhöhen, müssten aber 1 000 000-mal so viel Körpermasse versorgen. Eine solche Riesenspinne würde also im selben Augenblick, in dem ihre Beine unter ihr zusammenbrächen, den Erstickungstod erleiden. Nicht gar so furchterregend.
Auf zwei Beinen stehen
Doch zurück zu Ihrem Körper: Sie denken vielleicht, Ihr Fortbewegungsmechanismus wäre einfacher als der der Spinne. Schließlich muss die Spinne acht Beine koordinieren, wenn sie nicht über ihreeigenen Füße stolpern will. Natürlich stimmt es, dass wir mit zwei Beinen relativ wenige verschiedene Beinbewegungen erlernen müssen. Aber wir haben dafür ein anderes Problem: Auf zwei Beinen steht man nicht besonders sicher; um das zu erkennen, muss man nur ein Kleinstkind bei seinen ersten Schritten beobachten. Es ist ein bisschen so wie der Unterschied zwischen Fahrrad- und Dreiradfahren. Wenn man Radfahren lernt, hat man anfangs mit dem Problem der richtigen Balance zu kämpfen, und dasselbe gilt für alle, die auf zwei Beinen zu gehen versuchen. Dafür muss man ganz schön viel üben und verbraucht dabei jede Menge Energie. In der Praxis ist das Gehen auf zwei Beinen eine Art ständiger Folge von Fallen und Auffangen.
Zappelphilippe und Knöchelknacker
Sogar das Aufstehen kostet Energie – und zwar bedeutend mehr, als wenn Sie sich setzen. Außerdem können nur wenige Menschen wirklich still sitzen. Es ist faszinierend, andere Leute zu beobachten, die eigentlich »still« sitzen, und zu sehen, wie sehr sie rutschen, zappeln und viele kleine Bewegungen machen. Besonders gut lässt sich die Zeit totschlagen, indem man seine Hände ständig in Bewegung hält. Meine Großmutter drehte oft Däumchen, was man sich sehr leicht angewöhnen kann, wenn auch nicht ganz klar ist, warum. Und dann gibt es da noch die Knöchelknacker.
Die Standardmethode derjenigen, die das Knöchelknacken nervt, um für Ruhe zu sorgen, besteht darin, die Bösewichte zu warnen, sie bekämen Arthritis, wenn sie nicht damit aufhörten. Aber stimmt das auch? Ein Mann hat es sich zur Aufgabe gemacht, das herauszufinden. Donald L. Unger, ein Arzt aus Thousand Oaks in Kalifornien, hat sechzig Jahre lang jeden Tag mit den Knöcheln seiner linken Hand geknackt, die rechte hingegen unangetastet gelassen.
Natürlich ist es unmöglich, ausgehend von einer einzigen Testperson eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen – Dr. Unger könnte ja einer von diesen Leuten sein, die regelmäßig in den Nachrichten auftauchen und sagen: »Ich habe seit meinem 20 Lebensjahr täglich40 Zigaretten geraucht, und jetzt bin ich 95.« Doch hat der Wissenschaftler keinerlei negative Veränderungen an seiner linken Hand festgestellt. Es könnte also sein, dass die Verbindung von Knöchelknacken und Arthritis ein Ammenmärchen ist.
Das Herumstehen – mit oder ohne Knöchelknacken – ist jedenfalls eine Fähigkeit, die wir im nächsten Schritt genauer unter die Lupe nehmen. Dazu möchte ich Sie nun in einen Vergnügungspark entführen …
SCHWINDELGEFÜHLE
Unternehmen Sie eine Fahrt mit einer modernen Achterbahn, also einer von der Sorte, wo Sie auf den Kopf gedreht werden, durch Korkenzieherspiralen rasen, wo Sie wild durch die Gegend geschleudert werden. Wie wirkt sich das auf Ihre Sicht der Welt aus? Wie beeinflusst es Ihre Sinneswahrnehmungen? Sie sind möglicherweise etwas wackelig auf den Beinen, wenn Sie wieder aussteigen. Warum verwirrt Ihnen die Fahrt so nachhaltig die Sinne, selbst wenn sie schon wieder vorbei ist?
Die Sinne sind einer dieser biologischen Prozesse, die das Leben definieren. Sie bilden die Schnittstelle zwischen Ihnen und der
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