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Die Vermessung des Körpers

Die Vermessung des Körpers

Titel: Die Vermessung des Körpers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Clegg
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darüber, wie lange der Schall für dieselbe Entfernung braucht. Bei einem zehn Kilometer entfernten Gewitter hinkt der Schall mit einer Geschwindigkeit von 340 Metern pro Sekunde dem Licht um etwa 29 Sekunden hinterher.
Von der Kompressionswelle zur Hirnwelle
    Wenn sich eine Schallwelle auf diese Weise ihren Weg durch die Luft gebahnt hat, kommt sie schließlich an Ihrem Ohr an. Der äußere, sichtbare Teil des Ohres bündelt eine große Bandbreite der Kompressionen, verstärkt dadurch die Welle und leitet sie in das kleine Loch an der Seite Ihres Kopfes. Tiefer im Kopf treffen die Kompressionen auf das Trommelfell. Die in Bewegung befindlichen Luftmoleküle drücken und ziehen an dieser Membran, die sich dadurch vor und zurück bewegt. Das Trommelfell leitet die Bewegung durch drei winzige Knöchelchen – die kleinsten im menschlichen Körper – bis zu einer zweiten Membran, dem »ovalen Fenster«, welches eine Flüssigkeit in der Gehörschnecke in Bewegung versetzt.
    Die Gehörschnecke oder cochlea ist eine spiralförmige Knochenkammer (das lateinische Wort cochlea bedeutet »Schnecke«), die mit einer wässrigen Flüssigkeit gefüllt ist. Die Bewegung in der Flüssigkeit wird von winzigen, haarartigen Auswüchsen aufgenommen. Es handelt sich um Erweiterungen von Zellmembranen. Sie stimulieren die »Haarzellen« an ihrer Basis und erzeugen Signale im Hörnerv. Wie beim Sehen auch wird also ein externes physikalisches Phänomen in ein elektrisches Signal umgewandelt, das durch eine Nervenbahn zum Gehirn gelangt, wo es dann verarbeitet wird und einen Höreindruck erzeugt.
    Bei manchen Menschen sind die »Härchen«, mit denen man hört, beschädigt. Ihre Hörfähigkeit kann durch ein Schneckenimplantat zumindest teilweise wiederhergestellt werden. Dieses stimuliert direkt die Neuronen, auf welche die Haarzellen wirken sollten. Ein externer Kopfhörer nimmt Klänge und Geräusche auf und verarbeitet die Signale zu einer Reihe elektrischer Impulse, die an ein kleines, unter der Haut implantiertes Gerät weitergeleitet werden, welches wiederum in der Schnecke eingebettete Elektroden stimuliert. Die ersten Implantate verfügten nur über eine einzige Elektrode, inzwischen jedoch ist deren Zahl auf über 20 (plus separate Stimulationspunkte) angewachsen. Obwohl dies bedeutet, dass nur eine kleine Teilmenge der mit den Haarzellen verbundenen Nerven stimuliert wird, ermöglichen die Implantate ihren Nutzern trotzdem, Sprache zu verstehen, und erwiesen sich damit als weitaus effektiver als ursprünglich erwartet. Über 100 000 Menschen profitieren bereits von solchen Schneckenimplantaten.
Hörbare Illusionen
    Wir stellen uns das Hören in der Regel als einen Sinn vor, der sich nicht so leicht betrügen lässt wie das Sehen. Es gibt so viele bekannte optische Täuschungen, dass es nicht schwerfällt zu akzeptieren, dass das Gehirn eine visuelle Schimäre konstruiert. Es ist der Versuch, aus den zahlreichen Informationen, die es erhält, ein Bild zu erzeugen. Den Schall indes halten wir eher für, na ja, … für Schall eben. Wir nehmen an, dass das, was wir hören, auch tatsächlich so existiert. Doch auch hier sind die eingehenden Rohdaten nur das Ausgangsmaterial, das vom Gehirn verarbeitet und manipuliert wird.
    Es ist durchaus möglich, eine akustische Täuschung zu erzeugen. Wenn Sie dies an sich selbst ausprobieren möchten, gehen Sie auf www.universeinsideyou.com , klicken Sie Experiments an und wählen Sie The McGurk Effect . Folgen Sie den Anweisungen auf der Webseite.
Der Klang der Gefühle
    Wie das Sehen ist auch das Hören mehr als nur die Aufnahme von Informationen. Es kann gewaltigen Einfluss auf unsere Gefühle nehmen. Wenn Sie bei einer bestimmten Filmszene feuchte Augen bekommen, liegt das wahrscheinlich daran, dass ein plötzliches Anschwellen der Musik diese emotionale Reaktion auslöst. Auch das Nichtvorhandensein von Musik kann auf diese Weise höchst wirkungsvoll sein. Wenn die Begleitmusik in einem Drama eine wichtige Rolle spielt, lässt sich durch einen plötzlichen stillen Abschnitt Spannung erzeugen und dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, als wäre er tatsächlich dabei.
    Ein anderes Beispiel für die Wirkung des Schalls auf unsere Gefühle sind störende Geräusche. Ein störendes Geräusch kann unsere gesamte Sinneswahrnehmung beherrschen. Das berühmteste (und am häufigsten genannte) störende Geräusch entsteht, wenn man mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzt. Die Wirkung

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