Die Vermessung des Körpers
keine derartigen Patentanträge mehr annahmen, es sei denn, der Antragsteller konnteseine Idee anhand eines tauglichen Modells demonstrieren. Manchmal sieht man etwas, das wie ein Perpetuum mobile aussieht. Aber es erhält immer zusätzliche Energie von außen, sonst funktioniert es nicht.
Eine Lichtmühle?
Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel für ein vermeintliches Perpetuum mobile ist das sogenannte Crookes-Radiometer. Dieses Spielzeug besteht aus ein paar leicht gelagerten Paddeln in einer Glasglocke. Die Paddel sind mit keinerlei Antriebskraft verbunden, und es sind auch keine Motoren oder Solarzellen eingebaut. Und doch drehen sich die Paddel unaufhörlich, ohne Unterbrechung. Auf den ersten Blick wirkt die Mühle, als würde sie sich von alleine endlose weiterbewegen. In Wahrheit jedoch wird die Apparatur von der Sonne angetrieben – oder einer anderen Lichtquelle, die gerade zur Verfügung steht. Die Glasglocke mag verhindern, dass mechanische Energie die Paddel in Bewegung versetzt, das Licht hingegen hält sie nicht ab, und in dieser Form strömt andauernd Energie in die Apparatur.
Man dachte immer, das Radiometer funktioniere durch den Aufprall des Lichts, weshalb es auch Lichtmühle genannt wird. Eine Seite der Paddel ist schwarz, die andere Seite ist weiß. Lichtphotonen werden von der schwarzen Seite absorbiert, von der weißen jedoch reflektiert. Obwohl Photonen keine Masse besitzen, haben sie doch eine Energie, und wie Einstein uns erklärt, sind Masse und Energie austauschbar, also besitzen Photonen eine Impulskraft – den nötigen Wumms, um Dinge zu bewegen. Tatsächlich wäre es möglich, ein Raumschiff mit großen Sonnensegeln anzutreiben, die den »Photonen-Wind« der Sonne auffangen.
Leider bräuchte man ziemlich große Segel, um einen überhaupt messbaren Schub zu erhalten. Die Paddel im Radiometer sind auf jeden Fall viel zu klein dafür. Was sie bewegt, ist die Luft in der Glocke. Zwar besitzt sie einen relativ niedrigen Druck, damit der Widerstand minimiert wird, doch er ist vorhanden. Da die schwarzen Paddelseiten Photonen absorbieren, erwärmen sie sich im Vergleich zuden weißen. Etwas von dieser Wärme wird (entsprechend dem zweiten Hauptsatz) auf die nächstliegenden Luftmoleküle übertragen, sodass die schwarzen Seiten stärker von schneller beweglichen Molekülen traktiert werden und die Paddel in Bewegung geraten.
Besuchen Sie meine Webseite www.universeinsideyou.com , wählen Sie Experiments und klicken dann auf Crookes in action . Das Video zeigt ein laufendes Crookes-Radiometer.
Es ist leicht zu demonstrieren, dass Wärme und nicht Lichtdruck der Auslöser ist, weil sich das Radiometer entgegen der Richtung bewegt, die man ansonsten erwarten würde. Würde es durch Lichtdruck angetrieben, würde sich dieser mehr auf die weißen Seiten auswirken, sodass es sich mit den weißen Seiten auf der Paddelrückseite drehen würde (also mit den schwarzen Seiten voran). Der Thermodynamik zufolge müssten hingegen die schwarzen Seiten einen Impuls erfahren – und tatsächlich befinden sich diese auf der Rückseite, wenn sich das Rad im Innern der Glasglocke dreht.
Unerschöpfliche saubere Energie
Das Perpetuum mobile mag als viktorianisches Hirngespinst erscheinen, doch erst 2007 sorgte ein Unternehmen mit einem scheinbaren Perpetuum mobile für gewaltigen Presserummel. Die irische Firma Steorn machte Schlagzeilen, als sie verkündete, sie würde eine Maschine präsentieren, die »unerschöpfliche saubere Energie« produziere. Das sogenannte Orbo, so prahlte Steorn, nutze magnetische Felder und erzeuge Energie praktisch aus dem Nichts. Nach einem großen Medienhype wurde die Demonstration in London aufgrund »technischer Probleme« abgesagt. Angeblich war die Beleuchtungsanlage zu heiß, was die Funktion der Apparatur beeinträchtigt hätte. Man sollte also denken, dass die Vorführung einfach um ein paar Tage verschoben wurde – doch bis heute hat niemand das Orbo in Betrieb gesehen.
Der Apparat von Steorn arbeitet vermutlich mit einer Kombination aus fixen und beweglichen Magneten, die sich nach irgendwelchen obskuren Linien des Erdmagnetfeldes ausrichten, um Energiezu erzeugen. Das Unternehmen reiht sich in eine lange Reihe von Misserfolgen ein. Außer Jim Knopf und Lukas, dem Lokomotivführer ist es noch niemandem gelungen, ein Perpetuum mobile zu bauen – oder, anders gesagt, eine wirklich erneuerbare Energiequelle zu schaffen. Denn wenn wir über Wind- und Sonnenenergie
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