Die Vernetzung der Welt: Ein Blick in unsere Zukunft (German Edition)
könnten, wir stellen die neuen Akteure vor, die dank der Vernetzung aktiv werden, und wir machen Vorschläge für eine innovative Politik, die eine Gesellschaft schneller aus der Krise führt.
Fazit
Beim Blick in die Zukunft mit ihren Verheißungen und Herausforderungen sehen wir eine «schöne neue Welt» – die schnellste und aufregendste Epoche der Menschheitsgeschichte. In kürzerer Zeit werden wir mehr Veränderungen erleben als jede Generation vor uns, und an dieser Revolution, die wir zum Teil mit den Geräten in unserer Hand vorantreiben, werden wir persönlicher und intensiver teilhaben, als wir uns heute vorstellen können.
In seinem wegweisenden Buch
Homo sapiens
aus dem Jahr 1999 formuliert der Zukunftsforscher Ray Kurzweil ein «Gesetz der sich beschleunigenden Erträge». Er schreibt: «Technik ist die Fortsetzung der Evolution mit anderen Mitteln. Sie ist selbst ein evolutionärer Prozess.» [406] Die Evolution schafft ihre eigene Ordnung und führt im Laufe der Zeit zu exponentiellem Wachstum und Erträgen. Dies trifft auch auf die Computertechnologie zu, die heute das Rückgrat sämtlicher Technologien ist. Auch wenn das Moore’sche Gesetz irgendwann an seine physikalischen Grenzen stoßen wird, verspricht es uns in wenigen Jahren winzige und leistungsstarke Prozessoren. Innerhalb von nur zwei Tagen produzieren wir heute so viele digitale Inhalte wie die Menschheit vom Anbruch der Zivilisation bis zum Jahr 2003 [407] – das sind etwa fünf Exabyte Information, und das, obwohl heute nur zwei [408] von sieben Milliarden Menschen [409] online sind. Wie viele neue Ideen, Perspektiven und Erfindungen wird die Technologie hervorbringen, wenn alle Menschen weltweit an ihr teilhaben, und wie viel schneller wird ihre Wirkung zu spüren sein? Wenn immer mehr Menschen die virtuelle Welt betreten, dann ist das nicht nur gut für sie, sondern auch für uns. Der kollektive Ertrag des gemeinsamen Wissens und der vernetzten Kreativität wächst exponentiell.
In Zukunft wird die Informationstechnologie so allgegenwärtig sein wie heute die Elektrizität. Sie wird für uns so selbstverständlich und alltäglich sein, dass wir unseren Kindern kaum noch begreiflich machen können, wie die Welt ohne sie ausgesehen hat. Wenn sich in den kommenden Jahren Milliarden von neuen Nutzern vernetzen, wird die Technologie Teil jedes Problems und jeder Lösung sein.
Der Versuch, die Vernetzung aufzuhalten oder Menschen den Zugang zum Internet und mobiler Telekommunikation zu verwehren, wird letztlich zum Scheitern verurteilt sein: Genau wie Wasser finden Informationen immer ihren Weg. Staaten, Bürger, Unternehmen, NGO s, Berater, Terroristen, Ingenieure, Politiker und Hacker werden versuchen, sich auf die Veränderungen einzustellen und mit ihren Folgen umzugehen, doch kontrollieren kann sie niemand.
Wir sind überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der Menschen unterm Strich von der Vernetzung profitieren und in den Genuss größerer Effizienz, neuer Möglichkeiten und größerer Lebensqualität kommen wird. Trotzdem werden nicht alle Menschen an diesem Phänomen in gleicher Weise teilhaben. Die digitale Klassengesellschaft wird uns noch lange erhalten bleiben. Die virtuelle Erfahrung der Menschen wird von ihrer Position in der jeweiligen Gesellschaft abhängen. Eine kleine Minderheit an der Spitze wird durch ihren Reichtum, ihren Zugang oder ihren Standort vor den unerfreulicheren Konsequenzen der Technologie verschont bleiben. Die Mittelschicht wird die Veränderungen im Wesentlichen vorantreiben, denn sie stellt die Erfinder, die Führer von Exilgruppen und die Eigentümer kleiner und mittelständischer Unternehmen. Dies sind die ersten zwei Milliarden, die heute schon vernetzt sind.
Die nächsten fünf Milliarden, die dem Club beitreten, werden weit größere Umwälzungen erleben, vor allem aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Anzahl. Sie werden Licht und Schatten der Vernetzung am intensivsten kennenlernen. Sie werden Revolutionen ausrufen und Polizeistaaten stürzen, doch sie sind auch diejenigen, die am stärksten von der Staatsmacht beobachtet, von virtuellen Mobs schikaniert und von Marketingkriegen verwirrt werden. An vielen ihrer Probleme wird die Vernetzung kaum etwas ändern können.
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Wie wird die Welt der Zukunft aussehen?
Erstens sollten wir festhalten, dass die Technologie kein Allheilmittel für die Probleme der Welt ist. Doch wenn wir sie intelligent einsetzen, können wir viel erreichen. In
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