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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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sie den Deckel noch weiter zur Seite. Als sie nach unten sah, entdeckte sie eine unglaublich schmale Treppe, die in undurchdringliche Dunkelheit führte. Sie setzte sich auf den Rand des steinernen Sargs, schwang die Beine darüber und betrat dann so leise wie möglich die Unterwelt.

32
    D starrte auf den gefalteten Zettel in seiner Hand. Planänderung , stand da in der elegant geschwungenen Schrift, die er als die Elianas erkannte. Treffen doch schon vor dem Purgare ? Bei der versunkenen Brücke. In einer halben Stunde .
    Er gab der jungen Zofe, die ihm mit roten Wangen und einem Knicks die Nachricht überbracht hatte, ein Zeichen zu gehen. Ihre Röte nahm noch zu. Als sie hastig aus dem Zimmer und in den sicheren, dunklen Korridor davoneilte, wickelte D langsam die Tapeverbände auf, die sich um seine Handgelenke befanden.
    Seine nackte Brust war schweißgebadet. Die Muskeln in seinen Armen und Schultern schmerzten, und ihm fiel das Atmen schwer. Doch er war zufrieden, dass der Sandsack, den er seit einer Stunde bearbeitet hatte, seinen Zweck erfüllt hatte. Er fühlte sich jetzt deutlich ruhiger und konnte wieder klarer denken.
    Genau das hatte er gebraucht.
    Er verließ den Fitnessraum mit seiner Sporttasche in der Hand und ging zu den angrenzenden Sauna- und Thermalräumen, wo warme, natürliche Quellen aus den Felsen unter ihnen heraussprudelten. Um diese Zeit war er hier stets allein, wollte sich diesmal aber nicht lange in die Quelle setzen. Stattdessen wusch er sich so schnell wie möglich, trocknete sich ab und zog sich an. Nachdem er hastig die Sporttasche in seinen Spind gebracht hatte, der sich in den Privaträumen der Bellatorum befand, machte er sich auf den Weg zu der versunkenen Kirche.
    Unterwegs verbrannte er Elianas Nachricht mit einem Feuerzeug und ließ die Asche zu Boden segeln.
    Um diese Zeit würde niemandem auffallen, dass er nicht da war. Vor dem Purgare war es den Bellatorum gestattet, Zeit für sich zu haben. Celian, Lix und Constantine, die inzwischen alle wieder gesund waren, hatten sowieso beschlossen, die nächsten Stunden mit vier anziehenden, jungen Electi zu verbringen, die der König ihnen überlassen hatte, weil sie ihn inzwischen langweilten.
    Zu unserem Vergnügen , dachte D grimmig. Mich interessiert so etwas nicht. Mich interessiert nur die Frau, die ich gleich treffe.
    Zwanzig Minuten später hatte er sich durch das Wirrwarr der Katakomben vorgearbeitet und stand jetzt bewegungslos im Schatten der versunkenen Kirche. Er wartete neben einer halb verfallenen Säule auf Eliana. Die Säule befand sich direkt bei dem Korridor, der tief ins Herz der Katakomben führte und den er gerade entlanggekommen war. Leise atmend stand er da. Er spürte, wie sein Herz in seiner Brust arbeitete, und fühlte die Anspannung, die die Muskeln in seinem Bauch sich zusammenziehen ließ. Er fühlte sich ausgehungert. Jubelnd. Lebendig.
    Er spürte, wie sie näher kam. Sie war so lautlos wie ein Geist, strahlte dabei aber eine greifbare Energie aus, die zwar zurückhaltend, aber dadurch umso wirkungsvoller war. Als sie über die Schwelle der versunkenen Kirche trat und sich nervös umblickte, kam er hastig aus seinem Versteck hinter der Säule hervor. Er packte sie an den Armen und drehte sie zu sich herum, wobei er ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken festhielt. Sie stieß einen leisen Schrei aus, als er mit seinem Körper gegen sie drängte und sie so an die Mauer drückte.
    »Demetrius!«
    »Sag es mir noch einmal«, meinte er mit sehr leiser Stimme, wobei sein Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihrem entfernt war. »Warum riskiere ich meine Haut, um hier zu sein?«
    Sie keuchte ein wenig, als sie ihm in die Augen blickte. In dem Mondlicht, das durch die kleinen Fenster oberhalb der Kuppel auf den Boden fiel, sah ihre Haut fast durchsichtig aus.
    »Weil du es so willst«, erwiderte sie atemlos.
    Er blickte auf ihre geöffneten Lippen und merkte, wie die Anspannung in seinem Bauch zu einem lodernden Feuer wurde. »Das reicht nicht«, sagte er und schüttelte langsam den Kopf.
    »Weil … weil ich es will?«
    Er neigte den Kopf und musterte sie, wobei er die Wärme und Weichheit ihres Körpers genoss, der sich gegen den seinen presste. Eine Weile zögerte er seine Antwort hinaus. Mein Gott, sie sah einfach fantastisch aus. Gekleidet in enge schwarze Leggings, schwarze Stiefel und einen schwarzen Pullover, der jede ihrer Kurven wunderbar zur Geltung brachte, war sie wahrscheinlich das Schönste,

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