Die Verraeterin
das er jemals erblickt hatte.
Langsam wandte er sich ihr ganz zu. Er beobachtete, wie sich ihre Augen weiteten und der Puls an ihrem Hals schneller pochte. Ebenso langsam und so sanft wie möglich fuhr er mit der Nasenspitze über ihren Nacken, wobei er tief Luft holte, um den Duft ihrer Haut zu riechen. Er spürte, wie er steif wurde. Sie musste es auch fühlen, denn einen Moment lang stockte ihr der Atem, und sie drängte sich ein wenig näher an ihn.
»Ich brauche etwas Eindeutigeres als das, principessa …«, murmelte er und wanderte dabei mit seinen Lippen über ihr Schlüsselbein.
»Oh. Wie wäre es in diesem Fall dann damit?«, hauchte sie, beugte sich vor und nahm sein Ohrläppchen zwischen ihre Lippen.
D erstarrte, als in seinem Körper ein loderndes Feuer ausbrach. Eliana saugte sanft an seinem Ohrläppchen und ließ die Zunge über das winzige Stückchen Haut wandern, von dem er gar nicht gewusst hatte, dass es so viele Nervenenden besaß. Schließlich biss sie ganz leicht hinein. Er löste sich von ihr, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und sagte heiser: »Oh, kleines Mädchen, das hättest du wirklich nicht tun sollen.«
Mit diesen Worten hob er sie hoch und warf sie sich über die Schulter, sodass sie hinten über seinen Rücken hing. Er drehte sich um und lief über den mondbeschienenen Boden auf die Tür zu, die nach draußen führte.
»Demetrius!«, schrie Eliana und bearbeitete seinen Rücken mit ihren Fäusten. »Lass mich runter! Lass mich auf der Stelle runter!«
Er gab ihr einen Klaps auf den Po und genoss es, als sie noch empörter aufkreischte.
»Es tut mir leid, Königliche Hoheit«, meinte er lachend. »Aber heute nehme ich zur Abwechslung einmal keine Befehle entgegen.«
Sie keuchte vor Entsetzen oder Verblüffung, und D musste grinsen. Sein Arm umfasste locker ihre beiden Schenkel, während er durch das verborgene Tor ging, das nach draußen führte. Dort fanden sie sich in einem Dickicht aus wilden Himbeersträuchern wieder, die an einer Mauer wuchsen. Eliana hielt sich an seinem Gürtel fest, während er lief, und flehte ihn an, sie endlich herunterzulassen.
»Hör mit dem Protestieren auf, oder ich setze dich ab und lege dich übers Knie«, drohte er und kniff sie leicht in den Po. Sie wurde sogleich still und atmete scharf ein, und sein Grinsen wurde noch breiter.
Mein Gott, das Ganze würde ein riesiges Vergnügen werden.
Auf einem feuchten Rasenstück hinter der östlichen Mauer der versunkenen Kirche stellte er sie abrupt auf die Füße. Ehe sie erneut protestieren konnte, legte er eine Hand über ihre Augen – seine Hand verdeckte beinahe ihr ganzes Gesicht – und drehte sie herum, sodass ihr Rücken an seiner Brust lehnte. Er zog sie an sich. »Bist du bereit?«, flüsterte er in ihr Ohr.
Sie zitterte und klammerte sich an den Arm, den er um sie gelegt hatte. »Bereit wofür?«, erwiderte sie leise.
Oh, ja. Sie war so weit. Ihre Stimme verriet sie. Die Leidenschaft und die Sehnsucht, die in ihr mitschwangen, überfluteten auch ihn. Doch noch war er in der Lage, sich zu beherrschen. Noch. Denn für den Moment wollte er ihr etwas zeigen, das sie – und jede lebende, fühlende Seele – zu sehen verdient hatte.
Langsam zog er die Hand von ihrem Gesicht. »Für Rom.«
Sie sog hörbar die Luft ein … Ihr Körper blieb völlig regungslos.
Vor ihnen lag das herrliche, atemberaubende Labyrinth der großartigsten Stadt der Menschheit – die Kronjuwelen menschlicher Fantasie und Errungenschaften. Das pulsierende, lebendige Herz des Planeten, das bereits über zweieinhalbtausend Jahre schlug. Renaissancepaläste und barocke Kirchen, mittelalterliche Glockentürme und etruskische Grabstätten, eine Landschaft aus Ziegeldächern, so weit das Auge reichte – all das war in das schimmernde, silbrige Licht des Vollmondes getaucht, der wie eine riesige Kugel über den schwarzen Hügeln in der Ferne hing. Ein riesiger Schwarm Stare erhob sich in die Sternenkuppel des Himmels, wie Quecksilber funkelnd, ehe die Vögel hinter dem Horizont verschwanden. In der Ferne und im Zentrum der Stadt stand die riesige Steinkonstruktion des Kolosseums, golden und schwarz gestreift wie ein schlafender Tiger.
Eliana zuckte ein wenig, und D blickte von der Seite in ihr Gesicht. Ihre Augen waren aufgerissen und hatten sich mit Tränen gefüllt. Sanft drehte er sie zu sich um.
»Eliana«, flüsterte er zerknirscht. Hatte er etwas falsch gemacht?
Sie hob den Kopf und blickte ihm in die
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