Die Verraeterin
die Erinnerung an das naive Mädchen verschlingen, das ich einmal war. Jeden Anflug von Sanftheit verschlingen, die es einmal gab.
Ich wünschte, die hungrigen Ratten würden auch die Erinnerung an ihn auffressen.
Doch das ist das Einzige, was sie nicht anrühren. Diese Verräter.
Zumindest bin ich nicht allein. Ich glaube, das würde ich nicht ertragen. Ich habe andere hier, die mir helfen können, die Arbeit zu vollenden, die mein Vater begonnen hat. Es wird schwierig werden, denn seine Aufzeichnungen blieben zurück, und er hat seine Ideen nie mit mir geteilt. Auch die anderen bei mir glauben wie ich, dass seine Pläne für unser Volk hilfreich gewesen sein müssen – hilfreich und gut. Und dass sein Tod nicht ungesühnt bleiben darf. Wir sind wenige, und sie sind viele. Deshalb muss ich für den Moment damit zufrieden sein, die düsteren Korridore der Carrières de Paris zu durchwandern, während Pläne entworfen und Bündnisse eingegangen werden.
Während wir unseren großen Plan für eine schreckliche Rache schmieden.
»Eliana.«
Sie sprang von ihrem Schreibtisch auf, als sie die Stimme hörte, und entspannte sich erst, nachdem sie das vertraute Gesicht unter der Tür sah, mit den durchdringenden, schwarzen Augen und der geraden Nase.
»Du hast mich erschreckt«, erklärte sie verärgert. Sie klappte ihr Tagebuch zu, schob den Stuhl zurück und trat zu dem hohen Mansardenfenster. Die drückende Hitze des Tages hatte sich in einem abendlichen Gewitter entladen. Regen prasselte gegen das Glas und lief in langen, silbrigen Bächen über die Scheibe.
» Es tut mir leid, Majestät.«
Er hatte angefangen, sie so zu nennen, und das ging ihr auf die Nerven.
Sie antwortete, ohne sich umzudrehen. »Was gibt es?«
»Ich habe vom Labor Ihres Vaters in Mailand eine Nachricht bekommen. Die Berichte, die Sie angefordert haben.«
Jetzt drehte sich Eliana doch um, so schnell, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor und sich mit einer Hand auf dem Fensterbrett abstützen musste. »Hast du sie? Wo sind sie?«
Er zog einen großen, braunen Umschlag hinter dem Rücken hervor. Lächelnd hielt er ihn ihr hin. »Hier. Sollen wir sie gemeinsam durchgehen?«
Eliana ging ein paar zögerliche Schritte auf ihn zu. Ihr Herz pochte wie ein gefangener Kolibri in ihrer Brust. Die Berichte ihres Vaters. Das würde ihr helfen herauszufinden, was er entdeckt hatte, wovon er so begeistert – und vage – gesprochen hatte, kurz bevor man ihn getötet hatte.
Bevor ihn der Mann getötet hatte, von dem sie einen Moment lang geglaubt hatte, ihn zu lieben. Der Mann, der sie so schrecklich benutzt hatte und dessen Plan es in Wirklichkeit gewesen war, das Königreich ihres Vaters an sich zu reißen.
Sie wusste all das von dem treuen Diener, der jetzt vor ihr stand. Er selbst hatte die Verschwörung entdeckt und war auf dem Weg gewesen, um ihren Vater zu warnen, doch da hatten sie ihn bereits umgebracht.Das hatte er ihr jedenfalls erzählt, als er sie in jener Nacht völlig außer sich vorgefunden hatte. Er hatte so lange im Dienst ihrer Familie gestanden – zuverlässig und ohne einen Lohn zu erwarten –, dass sie wusste, wie richtig es war, seinen Rat anzunehmen, gemeinsam mit ihm Rom zu verlassen und irgendwo von Neuem zu beginnen. Sie wusste, dass er der Einzige war, dem sie vertrauen konnte.
Mit einem Gefühl der Dankbarkeit sagte sie jetzt: »Ja. Wir werden sie gemeinsam durchgehen. Und … danke. Vielen Dank, Silas. Du hast so viel für mich getan. Ohne dich hätte ich all das nicht tun können.«
Silas lächelte. Es war ein langsames, allmählich breiter werdendes Grinsen, das sein gesamtes Gesicht erfasste. Doch die schwarzen Tiefen seiner eisigen Augen erreichte es nicht.
»Oh, nein, Majestät«, murmelte er und kam näher. »Ich bin es, der all das nicht ohne Sie hätte tun können.«
Danksagung
Als Allererstes möchte ich mich besonders herzlich bei Eleni Camines, meiner wunderbaren Redakteurin bei Montlake, bedanken. Ihr Enthusiasmus, ihre Professionalität, ihr Sinn für Humor und ihre endlosen Aufmunterungen ließen mich nicht den Kopf verlieren, wenn ich kurz davor stand, alles hinzuwerfen. Mit ihr zu arbeiten ist ein Traum, und ich könnte kaum dankbarer sein. Außerdem hat sie tolle Haare.
Was den Rest des Teams bei Montlake Romance betrifft: YOU GUYS ROCK ! Es ist ein wahres Wunderkinder-Wunderland. Vor allem Jessica Poore und Nikky Sprinkle verdienen hochgereckte Daumen für ihre fantastische Art. Danke, dass
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