Die Verraeterin
unheimliche Weise widerhallte. Sie rollten übereinander auf dem Boden hin und her, bis sie gegen das Gestell mit den Peitschen, Messern und Ketten krachten. Das ganze Gerüst brach mit einem grauenvollen, metallischen Quietschen aus der Wand und stürzte auf die beiden Männer.
Jetzt tauchten drei riesige Kerle unter der Tür zu Morgans Rechten auf. Sie blieben ruckartig stehen, als sie Dominus und Xander sahen, die sich unter dem Berg von Folterwerkzeugen und Metallstangen noch immer bekämpften. Ein vierter Mann – kahlköpfig, gepierct und tätowiert – erschien unter dem Türstock auf der gegenüberliegenden Seite des Raums. Mit einem raschen Blick sah er sich um und erstarrte. Sein hartes Gesicht wurde bleich. Zuerst war seine Miene ungläubig, dann seltsam begeistert.
In diesem Moment sprang Dominus vom Boden auf und sprang vier Meter zur Seite. Er ging in die Hocke und fletschte die Zähne. Seine Aufmerksamkeit galt noch immer Xander, der ebenfalls das zerbrochene Gestell abgeschüttelt hatte und sich gerade aus dem Chaos von Folterwerkzeugen erhob. Als Dominus den kahlköpfigen Mann auf der anderen Seite des Raums entdeckte, tauschte er mit diesem einen hasserfüllten, blutdürstigen Blick aus.
»Du hast mir nicht gesagt, dass man nicht in sein Bewusstsein eindringen kann!«, brüllte Dominus außer sich vor Wut.
Der Mann starrte ihn an. Abgründiger Hass verdüsterte sein Gesicht. »Ich habe Ihnen vieles nicht gesagt.«
Dominus sah ihn einen Augenblick lang fassungslos an. Dann flüsterte er entsetzt: »Eliana.«
Mit der Plötzlichkeit, als ob ein Schalter umgelegt worden wäre, sank die Temperatur im Raum um dreißig Grad. Eis bildete sich an den Wänden und hing in langen, weißen Zapfen vom schwarzen Stein herab. Morgans Atem wurde ebenfalls weiß, und sie konnte ihn vor sich sehen. Die Luft erzitterte und surrte.
Dann geschah etwas Unerklärliches.
Es war wie eine Explosion. Die Luft im Raum wurde in ein Zentrum gesaugt und explodierte dann, lichtlos und stumm in einem Knall, der allen den Atem raubte. Die Detonation schleuderte den tätowierten Mann mit einer riesigen Kraft gegen die Wand. Er blieb einen Moment lang dort hängen, die Arme ausgebreitet, mit zuckendem Körper und um Atem ringend. Dominus zog einen kleinen Dolch aus seinem Gürtel und warf ihn.
Mit einem grauenvollen, schmatzenden Geräusch bohrte er sich tief in die Brust des Mannes. Dieser glitt von der Wand herab und brach auf dem Boden zusammen.
Wie aus einem Mund brüllten die drei Männer unter der Tür so laut in ihrem Zorn auf, dass es ohrenbetäubend war. Der mit der entblößten Brust und der mit den langen Haaren stürmten durch den Raum und blieben zeitgleich neben der Wand stehen, wo der verwundete Mann lag. Der dritte, ein schöner Kerl mit klassisch vollkommenen Gesichtszügen, stand regungslos noch immer unter der Tür und starrte entsetzt auf die Szene, die sich ihm bot. Er sah zu Dominus und Xander – der inzwischen in die Hocke gegangen war, um sich erneut auf Dominus zu stürzen – und fasste in seinen Hosenbund, um eine Waffe zu zücken.
»Xander!«, schrie Morgan.
Gerade als Xander herumwirbelte, um auf ihre Warnung zu reagieren, riss Dominus ein riesiges Messer aus der Ansammlung von Waffen auf dem Boden und rammte es ihm in den Rücken.
Unmöglich , rief ihr Herz. Dann bahnte sich ihre Stimme wie ein Tier mit Klauen und Zähnen einen Weg aus ihrer Kehle. Morgan schrie und schrie, während sie hilflos zusah, wie Xander auf die Knie sank, die Lippen überrascht geöffnet, die geweiteten Augen auf ihr Gesicht gerichtet.
»Ich habe es dir doch gesagt, Morgan«, höhnte Dominus, die Zähne noch immer gefletscht. Er starrte sie an. Ein feiner Blutregen bedeckte das makellose Weiß seines Hemds. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich gewinnen werde.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh«, sagte eine harte Stimme zu ihrer Rechten.
In diesem Moment ertönte ein lauter, donnernder Knall neben Morgans Kopf. Licht blitzte auf, und die Luft wurde heiß. Es roch nach Schießpulver. Dominus wankte einige Schritte zurück. Mitten auf seiner Stirn zeigte sich ein kleines, perfektes Loch. Einen Moment lang sah er verwirrt aus. Aus dem Loch lief ein wenig Blut. Er berührte es mit dem Finger.
Fassungslos betrachtete er seine Hand.
Runzelte die Stirn.
Dann fiel er langsam nach hinten und stürzte auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Wenige Meter entfernt wankte Xander auf seinen Knien und fiel vornüber
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