Die Verraeterin
Achtlos fiel es auf den Boden. Morgan legte sich wieder auf Xander, und ihre Haut wärmte die seine. »Hier gibt es nur Strände, Buchten und Kokospalmen. Außerdem bist du noch nicht in der Verfassung, vor einem Altar zu stehen, Liebster.«
Xander verstand das als Aufforderung und drückte sie an sich. »Ich zeige dir mal, in welcher Verfassung ich bin.« Er nahm ihre Hand und zog sie unter die Decke, um sie die Härte zwischen seinen Beinen spüren zu lassen.
Wieder lachte sie. Der Laut war wie Honig in seinen Ohren – süß, dunkel, wunderbar. »Oh, ich bewundere ehrgeizige Männer. Aber du bist noch nicht gesund. Ein paar Tage noch, und dann …«
»… wirst du für eine Woche lang wund sein«, knurrte er und knabberte an ihrem Hals.
Zumindest das erlaubte sie ihm. Sie schmiegte sich wieder an ihn, sodass seine Hände über ihre nackte Haut streicheln konnten, er ihren Duft einatmete und sie küsste. Die ganze Zeit über lächelte sie ihn so zufrieden an, als ob sie eine Katze wäre, die vor einer Schale Sahne saß.
»Was ist eigentlich los mit dir? Du siehst so aus, als ob du ein Geheimnis hättest, Liebste«, flüsterte er und strich ihr über das Gesicht.
»Fällt dir irgendetwas an mir auf? Etwas, das anders geworden ist?«, fragte sie schüchtern.
Sein Blick wanderte über ihren nackten Körper. »Wenn ich Nein sage«, erwiderte er heiser, »stecke ich dann sehr in Schwierigkeiten?«
»Sehr«, lachte sie. »Vor allem, wenn man bedenkt, dass du derjenige warst, der mir das verdammte Ding angelegt hat.«
Er runzelte die Stirn, und sie legte den Kopf zurück, um ihn durch ihre Wimpern hindurch anzusehen. Dann strich sie mit den Fingern elegant über ihren Hals. »Dein Freund Mateo kann ganz gut mit einem Schweißbrenner umgehen. Es hat keine einzige Narbe hinterlassen.«
Er sog hörbar die Luft ein. Das Metallband war verschwunden. Mit einem Gefühl der Enge in der Brust strich er über ihren Hals und den feinen Bogen ihrer Schlüsselbeine. Der Schweißbrenner hatte keine Verletzung hinterlassen, aber ein schwacher Ring aus blauen Flecken in der Größe seines Daumens verunstaltete die perfekte Haut oberhalb ihrer Halsschlagader auf der linken Seite ihres Nackens. Er biss die Zähne aufeinander und schloss die Augen, von sich selbst angeekelt.
Ich werde nie mehr etwas tun , schwor er sich, während ein heftiges Gefühl der Liebe und der Leidenschaft durch ihn hindurchrollte, was ihr wehtun könnte.
Er öffnete die Augen wieder und sagte leise: »Es war falsch von mir, das zu tun. Ich habe mich in vielerlei Hinsicht geirrt. Du wirst Geduld mit mir haben müssen, Morgan, denn ich bin stur und aufbrausend, und ich werde dumme Fehler machen – wahrscheinlich ziemlich viele. Aber ich schwöre dir, dass ich mein Bestes tun werde, um dich jeden Tag deines Lebens glücklich zu machen, wenn du es mir erlaubst. Ich werde dich lieben und keine andere, bis ich meinen letzten Atemzug tue. Und auch wenn ich tot bin, werde ich dich weiter lieben. Für immer.«
Sie schluckte und wandte sich einen Moment lang ab, um zitternd Atem zu holen. Ihre Augen schlossen sich und öffneten sich dann wieder blinzelnd. Als sie sich ihm erneut zuwandte, flüsterte sie: »Ich habe auch einen Fehler gemacht.«
»Welchen?«
Sie lächelte und legte ihre Hand an seine Wange. »Ich habe mich geirrt. Auch für Leute wie uns gibt es ein glückliches Ende. Willkommen im Happy End, mein Liebster.«
Dann beugte sie sich vor und drückte sanft ihre Lippen auf die seinen.
Epilog
Samstag, 12. August 20…
Ein weiterer heißer Tag, eine weitere endlose Nacht. Hier ist alles so anders. Es ist schwer, sich daran zu gewöhnen.
Mein Bruder, ich und eine kleine Truppe Getreuer aus der Kolonie haben sich in der Nähe der Basilika Sacré C œ ur auf dem Montmartre in Paris niedergelassen, im obersten Stockwerk eines hohen Gebäudes auf der Spitze des höchsten Hügels der Stadt. Manchmal sind wir hier in den Wolken verloren. Manchmal scheint sich der Horizont endlos vor uns auszubreiten.
Oft laufe ich durch die dunklen Krypten der nahe gelegenen Katakomben, die mir so viel vertrauter sind als mein neues Heim in den Wolken. Während dieser Wanderungen ist mein Bewusstsein ein schwarzes Chaos aus Plänen, Erinnerungen und unbeantworteten Fragen. Wie ein Gespenst geistere ich durch die gewundenen Korridore in diesen stillen, dunklen Stunden vor Sonnenaufgang. Meine Gedanken sind ein Meer aus hungrigen Ratten, die Löcher in mich fressen und
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